Collection Baccara Band 0293
auflösen wie ein schöner, aber merkwürdiger Traum. Doug versprach ihr zwar immer wieder, dass alles gut werden würde. Was aber, wenn nicht?
Maura versuchte, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie war schon spät dran, und Doug würde sich Sorgen machen. Sie steckte ihren Lippenstift in die kleine Handtasche und zog dann die unmöglich hohen Schuhe an, zu denen eine eifrige Verkäuferin sie überredet hatte. Sie passten perfekt zu dem Kostüm, aber nicht zu Maura, die normalerweise bequeme, feste Arbeitsschuhe mit Gummisohle trug. Sie schwankte auf den hohen Absätzen durch ihr Schlafzimmer. Doch als sie sich in dem großen Spiegel sah, musste sie zugeben, dass sie … nun, verdammt gut aussah.
Maura setzte sich den kleinen kecken Hut auf, befestigte ihn mit Nadeln und zog den Schleier über ihr Gesicht. Genau der feminine, glamouröse Touch, den sie gewollt hatte. Sie fühlte sich so modisch elegant wie nie.
Maura gehörte nicht zu den Frauen, die großes Theater um ihre Erscheinung machten. Aber der heutige Tag war nicht nur wichtig, weil er ihr Hochzeitstag war, sondern auch, weil sie endlich die Chance hatte, Doug zu beeindrucken. Das einzige Mal, dass er sie in etwas anderem als ihrer Krankenschwesteruniform gesehen hatte, war an jenem Abend, als sie ihm im Bademantel und ohne Make-up die Tür geöffnet hatte.
Vielleicht war es kindisch, aber sie wusste, dass er ihr hauptsächlich aus Mitleid einen Antrag gemacht hatte. Doug, der edle Ritter. Doch wenn sie sich heute Morgen trafen, wollte sie so toll aussehen, dass er sie nicht einmal erkannte. Wenn sie nebeneinanderstanden und das Ehegelübde sprachen, sollte er alles andere als Mitleid empfinden. Er sollte stolz auf sie sein und ihre Abmachung nicht bedauern.
Doug marschierte unruhig in der Marmorlobby des alten Rathauses auf und ab. Wohl zum hundertsten Mal blickte er auf seine Armbanduhr, dann stieß er die schwere Tür auf und trat nach draußen. Er atmete die frische Luft ein. Es war ein herrlicher Maimorgen, mild und keine Wolke am Himmel. Der perfekte Tag, um zu heiraten. Der Freitag schien überhaupt der bevorzugte Tag zum Heiraten zu sein. Viele Paare hatten sich schon in dem Büro in der fünften Etage versammelt.
Doch seine Braut verspätete sich.
Das passte gar nicht zu Maura. Normalerweise war sie die Pünktlichkeit in Person. Zweimal hatte er bereits bei ihr angerufen, doch sie ging nicht ans Telefon. Also musste sie unterwegs sein. Wahrscheinlich steckte sie im Verkehr fest. Aber es kann auch bedeuten, dass sie mich versetzt, dachte er besorgt.
Wie oft hatte sie in den letzten Tagen ihre Entscheidung, zu heiraten, infrage gestellt? Wie oft hatte er sie erneut überzeugen müssen? Er wusste, dass es der richtige Schritt war. Vielleicht kein logischer. Aber richtig. Für sie und auch für ihn.
Das sagte ihm sein Bauchgefühl. Noch nie im Leben war er sich einer Sache so sicher gewesen. Es würde einfach werden, so zu tun, als hätten Maura und er aus Liebe geheiratet, denn er war sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sicherer sogar als das erste Mal, als er Karen North heiratete. Obwohl er damals wirklich an die Liebe bis ans Lebensende geglaubt hatte.
Karen war eine Traumfrau. Groß, schlank, blond. Jedes männliche Wesen auf dem Campus war scharf auf sie gewesen. Karen hatte die Aufmerksamkeit der Studenten genossen. Als Doug sie kennenlernte, hatte er sich nicht vorstellen können, dass sie auf einen Mann wie ihn stehen könnte. Erstens war er zu ernsthaft, ein richtiger Langeweiler, der entweder in einem seiner Teilzeitjobs arbeitete oder in der Bibliothek, um die Leistungen zu bringen, die für das Stipendium nötig waren. Außerdem war er mitleiderregend arm im Vergleich zu Karens Familie.
Aber vielleicht fühlte Karen sich anfänglich genau deshalb zu ihm hingezogen. Er unterschied sich auffallend von den Menschen, die bisher eine Rolle in ihrem Leben gespielt hatten. Sie bewunderte ihn, sein Engagement und seine strengen Wertevorstellungen. Doch die Bewunderung ließ schnell nach, erinnerte Doug sich. Kaum waren sie verheiratet, stellte Karen fest, dass er im Gegensatz zu vielen anderen jungen Ärzten nicht von der Vorstellung getrieben wurde, viel Geld zu verdienen.
Das war für seine junge Frau ein Schock. Sie war aber sicher, dass er früher oder später, wenn sie nur genug schmeichelte, nervte und drängte, zur Vernunft kommen würde. Doch ihre Taktik trieb sie immer weiter auseinander. Bis an die
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