Collection Baccara Band 0294
Gott, hat dieser Kerl einen tollen Oberkörper!
Er ist außerdem groß, mindestens eins fünfundneunzig, hat breite Schultern, dunkles leicht gewelltes Haar, schokobraune Augen und ein markantes Kinn. Ihr habt es erraten: Der Typ ist echt scharf.
Warum habe ich dann so ein Gefühl, als müsste ich zum Zahnarzt, obwohl ich mich irgendwie auf das Wiedersehen freue? Ergibt das irgendeinen Sinn? Wenn ja, klärt mich bitte auf, worin er besteht.
Ach übrigens, ich bin nicht neu hier im Forum, habe einfach nur noch nie hier geschrieben. Ich habe beruflich viel zu tun, und außerdem schreibe ich eigentlich grundsätzlich nicht im Internet. Nun, ich habe meine Meinung geändert. Dieser Typ geht mir nämlich einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn ich ihn in irgendeiner Bar treffen würde, würde ich mir nicht so den Kopf zerbrechen. Ich bin zwar eigentlich nicht der Typ für One-Night-Stands – aber bei ihm würde ich eine Ausnahme machen. Doch die Tatsache, dass meine Familie morgen anwesend sein wird, macht alles total kompliziert. Dabei bin ich gar nicht an etwas Festem interessiert. Tony würde sowieso nicht in mein Leben passen. Niemand täte das. Mein Beruf hat nämlich Vorrang. Privatleben? Hab ich nicht.
Ich bin Anwältin und habe in sechs Stunden den nächsten Prozesstermin. Und ich bin so müde! Ich wünschte wirklich, ich könnte schlafen, aber das wird wohl nicht klappen. Ich schweife ab, Schluss jetzt. Wenn jemand von euch da draußen mir einen Tipp geben kann, und sei es auch nur, mir zu bestätigen, dass ich komplett den Verstand verloren habe, würde ich mich freuen.
Danke.
D.
Dakota starrte auf den Bildschirm ihres Laptops und spielte flüchtig mit dem Gedanken, alles wieder zu löschen. Alles aufzuschreiben hatte bereits therapeutische Wirkung gehabt – warum sie also in dem Forum posten? Eigentlich brauchte sie keinen Rat. Nichts würde sie dazu bringen, Tony anzubaggern. Für so etwas war sie nämlich viel zu feige, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ihre Familie morgen anwesend sein würde.
Unschlüssig schwebten ihre Finger über den Tasten. Aber was hatte sie schon zu verlieren? Wenn sie irgendwelche Ratschläge bekam, konnte sie sich wenigstens bedanken und hatte etwas zu tun. Sie konnte sowieso nicht schlafen. Außerdem konnte ein bisschen Feedback nicht schaden, oder? Kurz entschlossen stellte sie den Text ins Netz, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Dann stellte sie den Laptop auf ihren Nachttisch, legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Irgendwie war das alles recht bizarr: sich mit Frauen im Netz auszutauschen, die sie gar nicht kannte. Obwohl das eigentlich nicht recht stimmte. Sie hatte in den letzten Stunden nichts anderes getan, als die vielen unzensierten und tief empfundenen Ergüsse der Frauen zu lesen und kannte deshalb die Teilnehmerinnen inzwischen ziemlich gut, vielleicht sogar besser als ihre Freunde und ihre Familie.
Das Konzept der Eve’s-Apple-Website war einfach genial: Jede Frau, die scharf auf einen Typen war, konnte mitmachen. Allerdings ging es bei besagten Typen in der Regel nicht um den Richtigen, sondern eher um die Sorte Mann, die man niemals mit nach Hause nehmen würde.
Männer, die einem nicht mehr aus dem Kopf gingen und die man unbedingt haben musste, bevor das Leben wieder normal weitergehen konnte und man endlich reif für Mr. Right war, ohne sich ständig fragen zu müssen, ob man etwas verpasst hatte. Die Teilnahme am Forum erfolgte anonym, man konnte also total offen sein, Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig Ratschläge erteilen. Eine Art kostenloser Therapie also.
Seltsam, dass sie mit Fremden offener über Tony reden konnte als mit Dallas. Dabei hätte ihre Schwester bestimmt nichts dagegen, wenn sie – Dakota – mit Tony etwas anfing. Im Gegenteil, sie würde Dakota wahrscheinlich sogar dazu ermuntern. Aber Dallas war total anders als Dakota. Sie machte grundsätzlich nur das, was sie für richtig hielt. Was ihre Familie von ihr erwartete, scherte sie nicht. Dakota hingegen war die Brave, diejenige, die gehorsam beruflich in die Fußstapfen ihres Vaters und Bruders trat.
Allerdings betrachtete sie das nicht als Opfer. Dakota liebte ihren Job über alles. Ihr Privatleben war jedoch ein Witz, wenn man den Drink, den Dakota alle zwei Wochen in der Bar um die Ecke zu sich nahm, überhaupt als Privatleben bezeichnen konnte. Ach ja, und dann gab es ja auch noch einmal im Monat das Dinner bei ihren
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