Eltern.
Dakota schloss die Augen und hoffte, endlich einzuschlafen. Doch es gelang ihr nicht. Also bereitete sie sich mental auf ihren morgigen Prozess vor. Leider schaffte sie es nur vorübergehend, damit ihre Gedanken von dem bevorstehenden Abend abzulenken. Oder vielmehr von Tony.
Stöhnend richtete Dakota sich wieder auf und machte es sich erneut mit dem Laptop bequem. Großer Gott, sie hatte tatsächlich schon eine Antwort von Eve’s Apple!
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Durchdrehen
Hey, D., habe gerade deine Post gelesen. Ich kann auch nicht schlafen. Ich habe nämlich ein ähnliches Problem wie du: einen Kerl. Aber während es bei dir noch nicht zu spät ist, habe ich meine Chance verpasst.
Weißt du, ich war mal genau in der gleichen Situation wie du. Ich habe mir ständig Gedanken um meinen Beruf, die Meinung meiner Eltern und mein Auftreten in der Öffentlichkeit gemacht.
Dakota hörte auf zu lesen. Ein ähnliches Problem? Wie kam diese Frau – Dakota warf einen Blick auf den Namen und stellte fest, dass sie sich Carson nannte – nur auf diesen Unsinn? Sie zog völlig übereilte Schlüsse. Nichts davon traf auf sie zu. Oder zumindest nicht wirklich.
Okay, vielleicht waren ihre Eltern nicht ganz unproblematisch. Sie hatten Dakota dazu gedrängt, Jura zu studieren, und wünschten sich, dass sie Karriere als Richterin machte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie über ihr Leben bestimmten. Klar, ihre Meinung war ihr wichtig, aber war das nicht normal?
Sie war noch nicht einmal ansatzweise wie Carson!
Dakota las weiter.
Zur großen Freude meiner Eltern habe ich dank des Baubooms tatsächlich einen Riesenerfolg. Richtig geraten, ich bin Immobilienmaklerin, und zwar im gehobenen gewerblichen Bereich. Dabei habe ich Larry kennengelernt. Er arbeitete als Schreiner in einem der Gebäude, das ich einem Kunden gezeigt habe.
Dakota hörte abrupt auf zu lesen. Ein Schreiner? Das war ja direkt unheimlich! Tony war zwar kein Schreiner, aber Zimmermann. Ziemlich ähnlich. Karrierefrau meets Arbeiter. Hilfe, wir passen nicht zusammen! Das klang wie der Titel einer dieser furchtbaren Talkshows, in denen sich ständig alle gegenseitig anschrien.
Sie erschauerte. Ihre Fantasie spielte vor Übermüdung anscheinend total verrückt. Anstatt weiterzulesen, überflog Dakota zwei weitere Posts, die sie in der Zwischenzeit bekommen hatte. Beide Absender machten ihr Mut, etwas zu riskieren. Dakota meldete sich ab. Sie brauchte dringend Schlaf, um den Gerichtstermin durchzustehen und auch den anschließenden Abend, ohne sich zum Narren zu machen.
1. KAPITEL
„Typisch, sie kommt mal wieder zu spät.“
Tony San Angelo sah Dallas überrascht an. „Wen meinst du?“, fragte er.
Lächelnd trank Dallas einen Schluck Martini. „Dakota. Sie kommt freitags immer zu spät. Sie arbeitet zu viel.“
„Hey, du heiratest morgen! Das ist doch ein großes Ereignis. Sie könnte doch zumindest zum Essen, das am Vorabend der Hochzeit ihrer Schwester stattfindet, mal pünktlich sein!“
„Solange sie morgen rechtzeitig in der Kirche erscheint, ist mir das egal.“ Dallas versetzte ihm einen Stoß in die Rippen. „Entspann dich. Sie wird schon kommen.“
„Als würde mich das interessieren!“
„Aha!“ Dallas versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
„Tolle Location“, sagte Tony und tat so, als interessierte er sich für das schicke Restaurant in Manhattan, in dem sich der engste Freundes- und Familienkreis von Dallas versammelt hatte. Hatte Dallas ihm nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass er bei ihrer Schwester null Chancen hatte? Sollte er ihr das glauben? „Ich hoffe nur, du und Eric, ihr habt euch mit diesem Abendessen nicht übernommen.“
„Eric hat darauf bestanden, die Kosten zu übernehmen, weil meine Eltern schon die Hochzeit finanzieren. Mein Vater hat natürlich dagegen protestiert, da Erics Eltern nicht mehr am Leben sind. Na ja, du kennst das ja. Das typische Machogehabe halt.“
„Warum siehst du mich so vielsagend an?“
Dallas lächelte.
„Hey, ich bin tief verletzt!“
„Das war doch nur ein Witz“, antwortete sie lachend. „Du bist nun wirklich kein Macho.“
„O Mann! Das ist nun aber auch kein Kompliment.“
„Na schön, ich drücke es mal anders aus: Du bist ein Macho, denkst aber nicht wie einer. Klingt das besser?“
„Hört sofort auf zu flirten, ihr zwei. Die Leute tuscheln schon.“ Eric hatte sich zu ihnen gesellt und schlug