Collection Baccara Band 0294
Wimpern. Und dann sein Mund … Wenn er nicht gerade verärgert das Gesicht verzog, waren seine Lippen voll und weich. Ein bisschen erinnerte er sie an den Schauspieler Hugh Jackman. Er sah wirklich unglaublich gut aus. Gleichzeitig war er allerdings unerträglich unhöflich und arrogant. Sie durfte sich von seinem blendenden Äußeren nicht täuschen lassen, sondern musste ihm unbedingt Grenzen setzen.
„Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal klar und deutlich. Meine persönlichen Finanzen gehen Sie überhaupt nichts an, und es ist mir vollkommen gleichgültig, ob Sie ein Insider oder Outsider oder was weiß ich für eine Sorte Geschäftsmann sind.“
„Das sehe ich anders.“
„Na, dann tun Sie sich mal keinen Zwang an. Sie können ruhig ihren persönlichen Privatdetektiv auf mich ansetzen, das macht mir gar nichts aus.“ Vielleicht würde er ja damit irgendein Gesetz verletzen, und sie könnte ihn deswegen verklagen. „Sagen Sie Bescheid, wenn Ihr Schnüffler etwas Interessantes herausfindet.“
„Ich bin mir sicher, dass es da so einiges aufzudecken gibt. Wahrscheinlich eine lange Liste mit Namen von älteren und gut betuchten Mitbürgern.“
Eine lange Liste mit Namen? Sie hatte lediglich Interesse an einem einzigen Namen, und zwar dem ihres geheimnisumwobenem Geldgebers. Sie hatte den anonymen Spender von fünfzigtausend Dollar bei sich „Secret Santa“ getauft, und sie hätte liebend gern einen Namen und eine Adresse, um sich persönlich für dieses unglaubliche Geschenk zu bedanken. Ohne diese großzügige Spende hätte sie ihren Traum von einem Kulturzentrum niemals realisieren können.
„Wie ich schon sagte“, erwiderte sie, griff nach dem Kabel des Bodenschleifers und steckte es in die nächste Steckdose, „tun Sie, was Sie nicht lassen können“. Sie hielt einen Moment inne und fügte in spöttischem Ton hinzu: „Die goldene Regel eines jeden Betrügers ist es wohl, so zu tun, als ob man überhaupt kein Geld brauchte. Wenn dieser Holzboden hier erst mal richtig glänzt, kann ich den alten Damen der Stadt vielleicht sogar ihren Bingogewinn abluchsen … und dann geht’s ab nach Vegas, um das Geld zu verprassen“.
„So, jetzt werden Sie auch noch sarkas…“
Ohne ihn ausreden zu lassen, schaltete Emily den Bodenschleifer ein, dessen ohrenbetäubender Lärm den Rest von Coles Worten verschluckte. Allerdings hatte Emily nicht damit gerechnet, dass das schwere Gerät ganz plötzlich einen gewaltigen Satz nach vorn machen würde. Die scharfen Schleifblätter frästen sich unkontrolliert in den Boden. Verzweifelt versuchte sie, die Maschine unter Kontrolle zu bringen, während es Cole Preston gerade noch gelang, zur Seite zu springen.
Das Gerät machte eine abrupte Linkskurve, obwohl Emily sich verzweifelt an den Griffen festhielt und wie wild daran zerrte. Geistesgegenwärtig zog Cole das Kabel aus der Steckdose.
„Sie sind wirklich eine Gefahr für die Allgemeinheit“, japste er, ganz außer Atem.
„Immer noch besser, als so ein mieser Enkelsohn zu sein“, entgegnete Emily mit schamrotem Gesicht. Ihre Hände zitterten noch vor Schreck.
Cole starrte sie nur stumm an.
„So, und jetzt bewegen Sie Ihren lahmen Hintern raus aus meinem Kul-tur-zen-trum!“
Wütend drehte er sich um und verließ das Büro ohne ein weiteres Wort. Emily sah ihm hinterher und bemerkte plötzlich, dass der Duft seines Aftershaves noch in der Luft hing. Eigenartig, dass ihr das nicht schon früher aufgefallen war. Sie roch ein sinnliches Holzaroma mit dem leisen Hauch einer ihr unbekannten Blume. Seufzend versuchte sie, sich wieder zu konzentrieren.
Wenigstens habe ich mir nichts von ihm gefallen lassen und ihm ordentlich Paroli geboten, dachte sie und machte sich auf die Suche nach Ida und Beth. Das mit dem „lahmen Hintern“ war ihr einfach so rausgerutscht, obwohl sein Allerwertester wirklich alles andere als lahm war.
Sie musste plötzlich lachen, als sie sich vorstellte, dass er ihre Beleidigung vielleicht wörtlich genommen hätte. Wahrscheinlich würde er gleich nach dem nächsten Spiegel suchen, um nachzusehen, ob sein Hintern wirklich so lahm aussah. Es war zwar ein alberner Gedanke, aber trotzdem amüsant. Sie hegte den leisen Verdacht, dass dies nicht ihre letzte Begegnung mit Cole Preston gewesen war.
Immerhin hatte sie die erste Runde ihres Schlagabtauschs gewonnen.
2. KAPITEL
Cole Preston ging zusammen mit seiner Großmutter die Straße entlang. Sie hatte darauf bestanden, mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher