Collection Baccara Band 0311
„Nein.“
Er bewunderte ihre Unabhängigkeit und ihre Bereitschaft, für ihre Art zu leben zu kämpfen. Aber er bewunderte sie auch dafür, dass sie bereit war, einen Fehler einzugestehen. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass nur wenige Menschen das konnten. „Das war gar nicht schwer, oder?“
„Was?“
Sie sah ihn an, und er stellte fest, dass ihre Augen sogar in der Dunkelheit unglaublich grün waren. Sie weckten in ihm den Wunsch, in ihnen zu versinken. Schnell verdrängte er den Gedanken. „Zuzugeben, dass du vielleicht Hilfe brauchst.“
„Das habe ich nicht zugegeben“, korrigierte sie ihn. „Ich habe nur gesagt, dass ich nicht weiß, ob mich jemand beobachtet. Ich könnte aber wetten, dass es nicht der Fall ist.“
„Du wärst bereit, dein Leben darauf zu verwetten?“
„Du bist doch hier.“
„Ja, das bin ich.“
„Hör zu“, sagte sie etwas genervt. „Mein Vater macht sich Sorgen, deshalb habe ich zugestimmt, dass du bleibst. Aber ich bin nicht in Gefahr.“
„Nicht, solange ich hier bin“, stimmte er zu und lächelte.
Sie runzelte die Stirn. „Ich passe lieber auf mich selbst auf.“
„Ich auch.“ Er streckte die Hände aus und stellte ihren Mantelkragen hoch. Dabei strich er mit den Fingerspitzen über ihren Nacken, und sie erbebte. Bevor dieses Beben ihn dazu verleiten konnte, sich ihr weiter zu nähern, zog Zack die Hände zurück und steckte sie in die Hosentaschen. „Wir haben etwas gemeinsam.“
„Vielleicht“, räumte sie.
„Vielleicht reicht für den Anfang.“ Er trat einen Schritt zurück. Er wusste nicht genau, warum, ahnte aber, dass Distanz angesagt war. Aber als er in ihre Augen blickte, verspürte er wieder den Wunsch, sich darin zu verlieren. Während der nächsten dreißig Tage würde er vermutlich mehr Abstand als nur ein paar Schritte brauchen.
4. KAPITEL
Am nächsten Tag fochten sie den ersten Kampf schon beim Frühstück aus.
Die Morgensonne strahlte durch das Küchenfenster, fiel auf den blaugrauen Boden, die Granitarbeitsfläche und den glänzenden Edelstahlkühlschrank. Auf der Fensterbank standen drei kleine Tontöpfe mit Kräutersetzlingen. Vor dem Fenster zwitscherten Vögel, Kinder lachten, und in der Ferne brummte ein Rasenmäher.
Das Leben in der Nachbarschaft war wie immer. Normal. Das Leben in Kims Haus war alles andere als das.
Vornüber gebeugt, den Kopf im Kühlschrank, fragte Zack: „Wo ist der Schinken?“
„Da ist keiner.“ Kim rührte Honig in ihren Kräutertee, dann trank sie einen Schluck.
„Eier?“ Seine Stimme klang gedämpft. Hoffnungsvoll.
„Nein. Aber auf der obersten Ablage steht eine Packung Ei-Ersatz.“
Er richtete sich auf und sah sie sichtlich entsetzt an. „Ist das gleichzusetzen mit ʹkein Geschmackʹ?“
Sie ging nicht darauf ein. „Ich habe noch Vollkornbagels und fettarmen Frischkäse.“
Er schüttelte sich und schloss die Kühlschranktür. „So etwas isst du?“
„Es ist gesund.“
„Eine Wiese abzugrasen auch“, bemerkte er. „Und genauso lecker.“
Sie lächelte. Wenn er sich bei ihr nicht wohlfühlte, dann würde er vielleicht gehen. „Du bist ein Morgenmuffel, nicht wahr?“
Er fuhr sich mit den Händen durch die kurz geschorenen Haare. Kims Blick fiel auf die breite Brust unter dem sauberen weißen T-Shirt. Trotz des Shirts konnte sie das Spiel seiner Muskeln sehen.
Ihr wurde heiß, und sie trank noch einen Schluck Tee, um sich abzukühlen. Oh, Mann, was für eine Logik.
Zack ließ die Arme sinken und warf ihr einen empörten Blick zu. Dann sah er sich in der Küche um. Auf der aufgeräumten Arbeitsfläche entdeckte er Toaster, Mixer, Mikrowelle. „Wo ist die Kaffeemaschine?“
„Ich habe keine. Ich trinke keinen Kaffee.“
Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Keinen Kaffee?“
„Es gibt Tee.“
Er dachte einen Moment über das Angebot nach. „Ist es schwarzer Tee?“
„Nein. Kräutertee.“
„Du meine Güte“, murmelte er, durchschritt die Küche, die einer Kombüse glich, und setzte sich ihr gegenüber an den kleinen runden Tisch. „Wie kommst du morgens ohne Koffein in die Gänge?“
„Ich wache auf, stehe auf, ziehe mich an, und dann geht’s los.“
„Das ist unmenschlich.“
„Sich mit Koffein aufzuputschen ist nicht normal.“
„Ich wette, du trinkst auch kein Bier. Stimmt’s?“
„Zum Frühstück?“ Sie lächelte.
Er schüttelte den Kopf, machte ein finsteres Gesicht, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du
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