Collection Baccara Band 0312
sie auch eine Täuschung sein konnten.
„Ist dir kalt?“, fragte er. „Willst du wieder hineingehen?“
Sie schüttelte den Kopf. Ihr war kalt, doch sie wollte den merkwürdigen Zauber nicht brechen.
„Es wird Schnee geben“, sagte er. „Freitag. Oder Samstag.“
Die Meteorologen sagten zwar etwas anderes, aber Maggie widersprach nicht. Luke schien eine besondere Verbindung zu den Elementen zu haben. Wahrscheinlich verbrachte er zahlreiche einsame Stunden mit dem Winterhimmel.
„Hat Rafe mit dir gesprochen?“ Er sah ihr direkt in die Augen.
„Ja. Er sagt, ich soll auf das hören, was du sagst.“
„Stimmt. Du folgst meinen Anweisungen, und ich behalte dich genau im Auge.“
„Wirklich?“ Irgendwie freute und ärgerte sie das gleichzeitig. Ihr gefiel der Gedanke, Zeit mit Luke zu verbringen, es missfiel ihr jedoch, ihn als ihren Bewacher zu akzeptieren.
„Hast du ein Problem damit?“
„Nein.“ Sie hatte beschlossen, die Zeit, in der er sie bewachen sollte, zu nutzen, um ihm ein Lächeln zu entlocken. Um ihn seinen Kummer vergessen zu machen.
„Gut. Ich brauche dann noch ein paar Angaben von dir.“ Der Wind wehte ihm die Haare aus dem Gesicht. Er hatte von Natur aus einen hohen Haaransatz, was ihm einen Hauch Verwegenheit verlieh. Dunkel und geheimnisvoll wie der Irrgarten, rief sie sich in Erinnerung. Der silberne Ohrring fing das graue Winterlicht ein.
„Wie viele Wohnungen hast du?“
„Ich oder meine Familie?“
„Du, Maggie. Wo schläfst du?“
Obwohl es eine sachlich gestellte Frage war, schwang eine gewisse Intimität in ihr mit. Ein Prickeln ging durch Maggies Körper, das sie nicht ignorieren konnte.
„Ich habe hier ein Zimmer“, sagte sie. „Doch meistens bewohne ich ein Loft in der Stadt. Das Haus gehört mir.“ Es war ihr Zufluchtsort, ihr Zuhause, ihr Atelier. Maggie war Künstlerin. Sie malte aus Leidenschaft, in den Bildern konnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
Luke trat von einem Fuß auf den anderen, und Maggie stellte sich vor, ihn dort zu malen, wo er stand. Die Haare vom Wind zerzaust, in den Augen tiefe Traurigkeit, der Ohrring, in dem sich das Licht brach.
Ein Muskel zuckte in seinem Kinnbereich. „Gibt es einen Mann in deinem Leben? Jemand, der Zugang zu deinem Loft hat?“
Ein heißer Schauer lief ihr über den Rücken. „Nein.“ Sie wünschte sich Luke als Liebhaber. Sie wollte mit ihm schlafen, wollte ihn in sich spüren, wollte seine Leidenschaft erleben. Sie begegnete seinem Blick, ihr Herzschlag wurde unregelmäßig. „Und wie sieht es bei dir aus, Luke?“
Er blinzelte, und die Fältchen um seine Augen wurden noch tiefer. „Hier geht es nicht um mich.“
Sie hob den Kopf, doch das Bild, das sie vor Augen hatte, wollte nicht verschwinden. „Du steckst deine Nase in mein Leben, aber deins geht mich nichts an?“
„Genauso ist es. Und weißt du, warum das so ist, Maggie?“
Sie antwortete nicht. Es war nicht nötig. Er würde die Antwort selbst geben.
„Du bist zu jung und lässt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten. Du betrachtest die Welt nicht mit der nötigen Sachlichkeit. Du hättest keine Ahnung, ob die Person, die dich verfolgt, ein Fotograf ist oder ein Killer. Ich muss also wissen, wo du bist und mit wem du zusammen bist.“
Sie zählte insgeheim bis zehn und dann bis zwanzig, damit das Temperament nicht mit ihr durchging. „Was im Grunde genommen nichts anderes bedeutet, als dass ich ein Ärgernis für dich bin.“
„Sagen wir es so: Du bist nicht die Partnerin, die ich ausgewählt hätte.“
Ein Schatten fiel über sein Gesicht, und Maggie wusste, dass er an Tom Reynolds dachte. Nach der Beerdigung seines Partners hatte Luke die Stadt für einige Zeit verlassen. Er war damals ziemlich aufgewühlt gewesen, kaum in der Lage, seinen Schmerz in den Griff zu bekommen.
„Du reagierst auch emotional“, sagte sie.
„Nicht so wie du. Ich bin nicht in einem Moment ausgelassen und fröhlich und im nächsten schlecht gelaunt.“
Nein, dachte sie. Genau genommen war er nie ausgelassen und fröhlich.
„Komm.“ Er deutete auf die Terrasse. „Wir setzen uns, und ich erzähle dir alles, was wir wissen.“
Zehn Minuten später saßen sie an einem Glastisch, jeder mit einem heißen Getränk vor sich.
Maggies Cappuccino schmeckte mild und süß. Luke trank seinen Kaffee stark und schwarz. Passt zu ihm, dachte sie.
Er hob den Blick und sah ihr direkt in die Augen. Einen Moment hielt sie den Atem an. Lucas Starwind
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