Collection Baccara Band 0313
sich halb auf, reichte Seth sein Champagnerglas und nippte an ihrem. „Am einfachsten wäre es doch gewesen, zwei völlig voneinander unabhängige Firmen zu gründen. Dann hätte er Ryder die Lebensmittelsparte überlassen können und euch die Hotelkette.“
„Du triffst den Nagel auf den Kopf.“ Er stützte sich auf den Ellbogen und nahm einen Schluck von seinem Champagner. „Ich habe immer damit gerechnet, dass er genau das tun würde. Stattdessen hat er seine gesamten Firmenanteile zur Hälfte Ryder sowie Jesse und mir hinterlassen.“
Hm, er hatte also nicht zu drei gleichen Teilen vererbt, sondern zu zwei. Ryder auf der einen Seite, Seth und Jesse auf der anderen. Das erschien ihr nun wieder gar nicht gerecht und ziemlich unverständlich. „Hat Jesse dir seinen Anteil vermacht?“, fragte sie behutsam.
„Er hat gar kein Testament aufgesetzt, dazu war er viel zu unorganisiert“, erwiderte Seth ernst. „Aber da wir den Firmenanteil gemeinsam besaßen, erbe ich automatisch. Sein restlicher Besitz, nicht sehr viel, fällt an unsere Mutter. Durch Jesses Tod gehört die Firma Ryder und mir jetzt je zur Hälfte. Da keiner von uns beiden die Aktienmehrheit hält, hat auch keiner im Aufsichtsrat die Vorherrschaft.“
Die Geschichte wurde ja immer interessanter. „Aber nachdem er kürzlich den Familienbetrieb seiner Verlobten übernommen hat, müsste sein Anteil doch größer sein.“
„Ja“, gestand Seth mit gepresster Stimme.
„Groß genug, um unabhängig von dir zu agieren?“
Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen. „Nein, das nun nicht. Aber ich bin sicher, dass er, während wir hier liegen, daran arbeitet, weitere Anteile einzuheimsen.“
„Und du siehst tatenlos zu?“ Sie trank ihren Champagner aus und stellte das Glas neben dem Picknickkorb ab.
„Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden.“
„Du schmiedest Allianzen.“ Das war eine Feststellung, keine Frage.
„Ja.“ Er leerte sein Glas ebenfalls. „Du glaubst doch nicht etwa, ich überlasse Ryder die absolute Mehrheit? Die anderen Anteilseigner werden nicht verkaufen, dafür sorge ich schon. Ich arbeite bereits seit einiger Zeit daran, dass sie geschlossen hinter mir stehen.“
Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er sein Ziel erreichen würde. „Aber dann hättest du für immer einen feindselig gestimmten Bruder im Aufsichtsrat sitzen. Er wird beständig versuchen, dir Steine in den Weg zu legen.“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Damit komme schon klar.“
„Und ist es das auch wert?“ Sie konnte sich nichts Schrecklicheres vorstellen, als in einem ausweglosen Konflikt gefangen zu sein.
Seth ließ sich wieder auf den Rücken zurückrollen. „Ja, ist es.“
Diese Reaktion war typisch für ihn. Zielstrebig zog er durch, was er sich vorgenommen hatte, fest davon überzeugt, mit den Konsequenzen fertig zu werden.
„Wahrscheinlich war es gar nicht so schlecht, dass ihr ursprünglich zu dritt geerbt habt“, überlegte sie laut.
„Tja, wenn es nach einem gewissen J.T. Hartley geht, werden wir bald wieder zu dritt sein. Der Typ ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und behauptet, ebenfalls ein Sohn von Warner zu sein.“
„Heißt das, du hast noch einen zweiten Halbbruder?“
„Einen Anwärter auf das Erbe“, korrigierte er sie. „Aber auch damit werde ich fertig.“
Seufzend streckte April sich neben ihm aus. Sie blickte in den Nachthimmel hinauf und lauschte dem leisen Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf.
Seth hob die Hand und deutete zum Himmel. „Als kleiner Junge hatte ich eine Art Wunschstern. Den hellen da oben, siehst du?“
„Was hast du dir denn gewünscht?“
„Na ja, das Übliche eben. Ein neues Fahrrad oder einen neuen Baseballhandschuh. Dass meine Mutter nicht immer so schrecklich weint, wenn mein Vater seine andere Familie besucht.“ Bei den letzten Worten veränderte sich seine Stimme, klang plötzlich hart.
„Du hast das mitgekriegt?“
Er lächelte traurig. „Sie wäre vermutlich entsetzt gewesen, hätte sie gewusst, dass ich das alles mitbekomme. Jesse hat es nicht gemerkt, ich immer. Eine Lektion, die man nie vergisst.“
„Was für eine Lektion?“, fragte sie mit angehaltenem Atem.
„Eine Lektion über Liebe und Verrat“, erwiderte er bitter. „Beides scheint untrennbar miteinander verknüpft.“
April musterte ihn forschend. Seine Miene war angespannt, der Blick kalt. Was für eine trostlose Weltsicht. Aber war das ein Wunder, bei allem,
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