Collection Baccara Band 0314
verlassen wollte, um zu joggen, rief mich die Schwester an und sagte, ich müsse sofort vorbeikommen. Natürlich habe ich mir nicht erst die Mühe gemacht, mich umzuziehen.“
„Alles okay?“ Cole nahm eine Flasche Wasser aus der Bar und reichte sie ihr.
Tamera drehte die Verschlusskappe ab und nahm einen kühlen, erfrischenden Schluck. „In Anbetracht der Umstände … ja. Seine Blutwerte waren sehr schlecht, und daher musste er medikamentös neu eingestellt werden.“
Cole lehnte sich mit der Hüfte an einen Barhocker. „Warum haben sie dich denn so früh angerufen?“
„Weil er eine schlechte Nacht hatte und mich sehen wollte.“ Schuldgefühle stiegen in ihr auf und schnürten ihr die Kehle zu. „Ich finde es furchtbar, dass er von Fremden umgeben an einem nicht vertrauten Ort ist. Als er mich brauchte, war ich nicht da.“
Cole umfasste ihre Schulter. „Dann geh jetzt lieber wieder zurück zu ihm.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir müssen arbeiten. Als ich ihn verließ, schlief er. Die Schwestern haben meine Nummer und können mich im Notfall anrufen. Außerdem fahre ich nachher sowieso noch mal vorbei.“
„Okay, aber dann setz dich wenigstens.“ Er wies zu dem Tisch und den beiden Sesseln, die er zum Arbeiten aufgestellt hatte. „Mein Angebot bleibt allerdings bestehen. Wenn du lieber zu deinem Vater möchtest, kann ich heute auch allein weiterarbeiten, und wir sehen am Wochenende alles noch einmal gemeinsam durch.“
„Mir geht es gut, Cole, lass uns einfach anfangen.“
Anscheinend war er wirklich besorgt um sie. Sein mitfühlender Blick lag auf ihr, als fürchte er, sie könne jeden Moment zusammenbrechen und weinen. Aber sie würde den Teufel tun und vor ihm Schwäche zeigen. Schlimm genug, dass sie neulich in seinen Armen eingeschlafen war.
Cole nickte. „Wenn du etwas essen möchtest, sag Bescheid. Mein Koch hat allerlei vorbereitet, und wir können draußen an Deck jederzeit zu Abend essen.“
„Ich bin noch nicht hungrig.“
Nachdem Cole seinen Laptop hochgefahren und Tamera ihre Pläne ausgebreitet hatte, arbeiteten sie harmonisch und sehr konstruktiv an ihrem Projekt weiter.
Nach ungefähr einer Stunde klingelte Tameras Handy, sie sprang auf und lief zu ihrer Tasche. „Hallo?“
„Ms Stevens? Hier ist Camille vom Hospiz.“
Tamera wandte sich zu Cole um, der ihr bedeutete, ins Schlafzimmer zu gehen, damit sie in Ruhe sprechen könne.
„Was ist passiert?“, fragte sie und schloss die Tür der Kapitänskajüte. „Geht es meinem Vater nicht gut?“
„Doch, doch, meine Liebe“, sagte Camille. „Deshalb rufe ich ja an. Die Tagesschwester sagte mir, Sie seien den ganzen Tag hier gewesen und wären ziemlich beunruhigt. Im Moment isst Ihr Vater gerade eine Kleinigkeit und wirkt ganz zufrieden. Das wollte ich Sie nur wissen lassen, damit Sie sich keine Sorgen machen.“
Tamera sank erleichtert auf das große Doppelbett. „Vielen Dank, Camille. Sie wissen gar nicht, wie sehr ich es zu schätzen weiß, was Sie alle für meinen Vater tun.“
„Ach, meine Liebe, das ist unser Job. Wir sind gern für Mr Stevens und seine Familie da. Schlafen Sie gut.“
Tamera legte auf und blieb zusammengekauert auf dem Bett sitzen, die Ellbogen auf den Knien und das Handy in der Hand.
Leise öffnete Cole die Tür. „Tamera? Alles in Ordnung?“
Sie sah auf und nickte. „Ja. Die Nachtschwester wollte mir nur sagen, dass mein Vater isst und es ihm gut geht.“
„Das solltest du jetzt auch tun“, sagte er.
Tamera schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauche jetzt nichts. Lass uns weitermachen, damit wir Victor am Montag einwandfreie Pläne vorlegen können.“
„Du solltest dich besser ausruhen.“
„Warum erzählst du mir dauernd, was ich machen soll? Es geht mir prima.“
„Du hast dunkle Ringe unter den Augen und siehst blass aus.“ Er ging vor ihr auf die Knie. „Ruh dich einfach eine halbe Stunde hier aus. In der Zwischenzeit bereite ich unser Abendessen vor. Und ich dulde jetzt keine Widerrede.“
Plötzlich und ohne jede Vorwarnung füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie legte das Handy neben sich aufs Bett und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
„He, nun komm schon, Tamera.“ Cole ergriff ihre Handgelenke, zog sie nach vorn und legte ihre Arme um seinen Hals. „Quäl dich nicht so.“
„Es ist nur, wenn mein Handy klingelt, dann gerate ich jedes Mal in Panik.“
„Ich weiß“, flüsterte er. „Lass dir von mir helfen. Wenigstens ein
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