Collection Baccara Band 0314
gebrechlichen, glatzköpfigen Walter Stevens, der in einem Schaukelstuhl am Fenster saß und in den üppig grünen Garten blickte.
Die Tür quietschte leise, und Walter drehte sich herum. Cole trat daraufhin entschlossen über die Schwelle.
„Was zum Teufel wollen Sie hier?“, polterte der alte Mann sofort los.
„Ich möchte mit Ihnen reden – was ich schon vor elf Jahren hätte tun sollen.“
Cole durchquerte den Raum bis vor den Schaukelstuhl und musterte Tameras Vater. Die Chemotherapie hatte ihn sichtlich mitgenommen. Seine Haut war fahl und zerknittert, die Augen tief in die Höhlen gesunken.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie je wiedersehen würde“, sagte Walter und blickte zu Cole. „Und wollte es auch nicht.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, antwortete Cole und lehnte sich ans Fenstersims. „Ich bin wegen Tam gekommen.“
„Hatte ich mir fast gedacht.“ Die Augen des Mannes wurden schmal. „Was ist mit ihr?“
„Wie Sie wissen, arbeiten wir gemeinsam an dem Lawson-Projekt.“ Mit tiefer Befriedigung registrierte Cole, dass Tameras Vater nur mit Sprachlosigkeit reagieren konnte. „Hat sie es Ihnen nicht gesagt? Sei es drum. Sie hätten wahrscheinlich ohnehin versucht, diese Zusammenarbeit zu verhindern.“
„Sie würde nie mit jemandem wie Ihnen arbeiten“, entfuhr es Walter. „Ganz abgesehen davon, dass mein Unternehmen in dieser Sparte viel angesehener ist, haben Sie ihr vor Jahren das Herz gebrochen, und das wird sie Ihnen nie verzeihen. Außerdem glaube ich nicht, dass Victor Lawson zwei Architekturbüros beauftragen würde. Also sagen Sie mir, was Sie wirklich wollen, ehe ich Sie hinauswerfen lasse.“
„Fragen Sie sie doch, wenn Sie mir nicht glauben.“ Cole richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Unsere gemeinsame Arbeit gehört jetzt allerdings nicht zur Sache. Was Sie vor all den Jahren zerstört und auseinandergerissen haben, hat mich nicht zerbrochen – die Person, die Sie dadurch wirklich verletzt haben, ist Tamera. Das sollen Sie wissen, und auch dass mich das Ganze nur stärker gemacht hat. Wenn Sie schon lange nicht mehr sind, wird mein Unternehmen das Ihre weit überholt haben, weil Sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, Tameras Leben in die vermeintlich richtigen Bahnen zu lenken. Ich beabsichtige, Tamera für mich arbeiten zu lassen, denn Ihre Firma wird ins Trudeln geraten und untergehen.“
Walter hustete und deutete mit dem Zeigefinger auf Cole. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Sie mögen ja vielleicht einen teuren Maßanzug tragen, aber hinter Ihrer Fassade steckt ein armseliger Kerl, der niemals gut genug für meine Tochter war oder sein wird. Tamera wird keinerlei Probleme haben, unsere Firma erfolgreich zu leiten.“
Cole konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Die Worte sprudelten aus seinem Mund, ehe er nachdenken konnte.
„Nein, sie wird keine Probleme haben, denn wenn wir heiraten, werden wir unsere beiden Unternehmen zusammenlegen. Unsere Vergangenheit konnten Sie zerstören, aber unserer Zukunft werden Sie nichts anhaben können. Heute haben Sie keine Mittel mehr, um mich zu erpressen und zu zwingen, Tamera aufzugeben.“
Das keuchende Atemholen kam nicht von Tameras Vater, sondern von der Türschwelle. Cole und Walter wandten gleichzeitig den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sahen Tamera weiß wie ein Gespenst und mit einer Hand vor dem Mund in der Tür stehen. Mit der anderen Hand hielt sie sich am Türrahmen fest, um nicht zu straucheln.
Cole sagte kein Wort der Entschuldigung, als er auf sie zuging. „Ich lasse euch jetzt lieber allein, damit ihr reden könnt.“
Eilig verließ er den Raum. Er hatte zwar vor Walter so getan, als hätte ihm die Trennung von Tamera damals nichts ausgemacht, in Wirklichkeit war er jedoch völlig verzweifelt gewesen. Doch diese Genugtuung wollte er dem alten Mann nicht gönnen.
Allerdings hätte er Tamera gern den Schmerz erspart, den die Wahrheit nun für sie mit sich bringen würde. Was nützte das heute noch? Sie würden keine Beziehung mehr miteinander haben, sie konnten ja kaum beide in einem Raum sein, ohne sich zu streiten, es sei denn, sie hatten Sex miteinander. Trotzdem wollte er nicht, dass sie litt.
Cole verließ das Gebäude und blieb in der späten Nachmittagssonne stehen. Offensichtlich hatte Tamera die tägliche Routine bei ihrem Vater nicht eingehalten. Manchmal ging das Schicksal eben eigene Wege.
Und Tamera war stark. Sie hatte
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