Collection Baccara Band 0314
wegen erneuten Lügens gerichtlich belangen würde.
Das Klicken ihrer Absätze auf dem Landungssteg kam ihm vor wie ein ziemlich beschleunigter Herzschlag. Er fragte sich, ob sie nervös war. Wenn sie ihn wirklich belogen hatte, wäre sie das jetzt, da der Zeitpunkt der Wahrheit nahte, mit Sicherheit. Sie war jedoch vermutlich nicht ernsthaft davon ausgegangen, dass ihm in der Frage seiner Vaterschaft allein ihr Wort genügte. Jedenfalls konnte er sich das nicht vorstellen.
Am Kai wartete schon ein Taxi auf sie. Wieder einmal musste Nick im Stillen Teresas Tüchtigkeit anerkennen. Sie war ihm oft zwei Schritte voraus. Höflich hielt er Jenna die Tür auf, wartete, bis sie eingestiegen war, und setzte sich dann zu ihr auf die Rückbank. In nahezu akzentfreiem Spanisch erklärte er dem Fahrer das Ziel der Fahrt.
„Ich wusste gar nicht, dass du Spanisch sprichst“, bemerkte sie erstaunt.
„Es gibt eine Menge über mich, was du nicht weißt“, erwiderte er lakonisch.
„Da hast du wohl recht.“
Natürlich war das auch umgekehrt der Fall. Er wusste nicht besonders viel über Jenna, hatte aber noch jede Minute ihrer gemeinsamen Zeit vor über einem Jahr im Gedächtnis. Während dieser gestohlenen Momente waren sie beide viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Körper des anderen zu erkunden, als über ihre Hoffnungen, Träume und Gedanken zu sprechen. Damals hatte er sich gesagt, dass sie noch alle Zeit der Welt hätten, um sich von Grund auf kennenzulernen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass alles schon nach einer Woche Geschichte sein würde.
Trotz all der Leidenschaft, in der sie beide eingesponnen waren, hatte es doch auch Zeit für kurze Gespräche gegeben. Nick konnte sich noch gut daran erinnern, wie Jenna ihm von ihrer Familie und ihrem kleinen Haus erzählt hatte. Wegen dieser Unterhaltungen hatte er anfangs geglaubt, sie wäre anders als die übrigen Frauen in seinem Leben. Er hatte sich der Illusion hingegeben, sie wäre aufrichtiger und ehrlicher und hätte mehr Interesse an ihm als an dem, was er darstellte.
Dieser süße Traum war dann recht schnell zerplatzt.
Als das Taxi sich in Bewegung setzte, verfiel Nick in Schweigen. Er wollte weder mit Jenna reden noch über das nachdenken, was ihn in diese Situation geführt hatte. Ein völlig verändertes Leben lauerte nur einen Vaterschaftstest entfernt von ihm. Er spürte, wie ihm die Kehle eng wurde, und seine Gedanken rasten. Cabo war nur eine bunte, rasch vorbeiziehende Kulisse hinter den Wagenfenstern, während er blicklos auf seine ineinander verschränkten Finger schaute. Er hatte das Gefühl, nicht nur einen Termin in einem Krankenhauslabor, sondern einen mit dem Schicksal selbst zu haben.
Nach ein paar Sekunden schon wurde das Taxi vom Gewimmel in der brodelnden Hafenstadt förmlich verschluckt. Am Hafen und entlang der Küstenstraße präsentierte Cabo sich von seiner schönsten Seite. Die Hotels, Restaurants, Bars und Geschäfte waren buchstäblich auf Hochglanz poliert. Das war nur verständlich, denn je einladender sie wirkten, desto besser liefen die Geschäfte mit den zahllosen Touristen, die Cabo Jahr für Jahr geradezu überfluteten.
Nur ein paar Häuserblocks entfernt vom Hafen war Cabo aber eine Großstadt wie jede andere. Auf den Hauptstraßen schlängelte sich dichter Autoverkehr, und auf den Gehwegen drängten sich Menschen, die es offenkundig alle eilig hatten. Dabei überquerten sie die Straßen so unachtsam, als hätten sie unerschütterliches Vertrauen in die Bremskraft der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Schmale, gepflasterte Straßen führten von den Hauptverkehrsadern in unergründliche Häuserschluchten. Überall duftete es verführerisch nach gebratenen Zwiebeln, Gewürzen und gegrilltem Fleisch.
Restaurants und Bars gab es in verschwenderischer Fülle. Die vom Zahn der Zeit zernagten Stuckfassaden der alten Häuser waren begehrte Motive für die vielen Touristen, die sich mit Kameras in den braun gebrannten Händen ins Gedränge stürzten. Während der Taxifahrer sein Gefährt geschickt durch den Verkehr fädelte, warf Nick dann doch ab und zu einen Blick hinaus. Besonders der große Markt unter freiem Himmel, an dem sie vorbeifuhren, lenkte ihn von seinen düsteren Gedanken ab. Hier konnte man an zahllosen Ständen von Strassschmuck bis zu bunt bemalten Keramikeseln alles kaufen.
Cabo war eine Touristenstadt, und die Einheimischen taten alles Erdenkliche dafür, dass die Urlaubskassen möglichst oft geöffnet
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