Collection Baccara Band 0321
gehabt. Halb erwartete er, der Mann würde ein schwarzes Gewand tragen, ihn streng ansehen und ihm eine Strafpredigt halten. Nach dem Motto: Benimm dich weiter so schlecht, und du kommst in die Hölle.
Das wäre nichts Neues gewesen. Solche Worte hatte Jonah vier Jahre lang in verschiedenen Pflegefamilien gehört.
Pater Mike trug jedoch ein T-Shirt, Shorts und Sneaker. Und hatte freundlich gesagt: „Hi, Jonah. Spielst du eine Runde Basketball mit mir?“
Sie waren auf den Platz gegangen, der an den Gebetsgarten grenzte, und hatten zu zweit gespielt. Bis nach einer Viertelstunde zwei Jungs aufgetaucht waren, die lautstark ein Match gefordert hatten – Gabe Wilder und Nash Fortune. Die beiden waren gut gewesen, aber er und Pater Mike hatten gewonnen.
Jonah musste lächeln, als er sich daran erinnerte. Anschließend waren sie mit Kakao und Brownies belohnt worden. Eine Strafpredigt hatte es nicht gegeben. Weder an dem Tag noch an irgendeinem anderen.
Pater Mike war etwas anderes wichtig gewesen. Später hatte Jonah es begriffen. Das St Francis Center sollte für die Jungen ein Ort sein, wo sie ihren Frust und ihren Ärger und ihre Angst vergessen konnten. Wo sie lernten, sich positive Ziele zu setzen, und – vor allem – Spaß haben durften.
Durch die Glaswand sah Jonah, dass Cilla jetzt mit einer jungen Mitarbeiterin sprach. Dann zum Schreibtisch einer anderen Kollegin ging. Klar, sie musste diese Firma leiten, nicht nur ihn beschützen. Eigentlich war es egoistisch von ihm, sie als seinen persönlichen Bodyguard zu beanspruchen.
Aber er vertraute nur ihr, sonst niemandem. Oder suchte er nach einer Ausrede, um sie in seiner Nähe haben zu können?
Eins stand fest: Diese Frau faszinierte ihn unglaublich. Schon auf den ersten Blick, und das hatte ihn erschreckt.
Es erinnerte ihn zu sehr daran, wie seine Mutter die erste Begegnung mit seinem Dad geschildert hatte. Als Kind hatte er es geliebt, ihre Geschichte zu hören. Besonders, wenn sein Vater wieder einmal lange auf Reisen war.
Wie seine Mutter erzählt hatte, waren sich die beiden auf einem Fest begegnet. Sie war dort als Kellnerin gewesen, sein Vater als Gast. Und als ihre Blicke sich quer durch den Raum hindurch trafen, hatte es eingeschlagen wie der Blitz. Nur Tage später hatten sie geheiratet.
Ein modernes Aschenputtelmärchen – bloß hatte es bei ihnen kein „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ gegeben. Dank seines Vaters.
Liebe auf den ersten Blick? Jonah wollte sich gar nicht verlieben. Darum wäre es wohl klüger, wenn er sich von Cilla fernhielt.
Stattdessen machte er einen Schritt in ihre Richtung. Aus purer Eifersucht … Denn jetzt kam ein schlanker junger Mann auf Cilla zu. Er lächelte sie strahlend an – sie lächelte strahlend zurück. Wer war dieser Kerl? Sie schien sehr vertraut mit ihm zu sein.
Er hatte lockiges dunkles Haar, das über den Kragen fiel. Trug eine abgewetzte Lederjacke zu verblichenen Jeans und sah aus, als fühlte er sich eher auf einer Ranch zu Hause, nicht in diesem modernen Büro.
Jonah meinte, das Gesicht schon einmal gesehen zu haben.
Cilla sprach mit ihrem Cowboy, dann kamen beide forschen Schritts zu Jonah. „Das ist David Santos. Jonah Stone.“
Er reichte David die Hand. „Irgendwo sind wir uns schon mal begegnet.“
„Vielleicht in Ihrem Club Interludes? Ich bin häufiger dort. Ist ein toller Laden.“
„Beim nächsten Mal sind Sie mein Gast. Weil Sie die nervige Aufgabe haben, all meine möglichen Feinde aufzuspüren.“
„Nein“, widersprach Cilla. „Die Liste verteilen wir auf unsere Mitarbeiter. Ich habe umdisponiert. David wird uns beide von nun an überallhin begleiten. Aber dabei auf Abstand bleiben. So kann er beobachten, ob uns jemand folgt. Und uns Rückendeckung geben falls nötig. Gabe hält das für eine gute Idee.“
„Ich auch“, stimmte Jonah ihr zu.
„Okay.“ Santos eilte zur Tür. „Dann will ich mal gleich die Liste verteilen.“
Kaum waren sie allein, fragte Jonah: „Du setzt David als weiteren Beschützer ein, weil du meinst, dass uns jemand zur Polizei gefolgt ist?“
„Wie hätte Tank sonst wissen sollen, wo du dich aufhältst?“ Cilla zog die Stirn kraus. „Ich habe niemanden bemerkt.“
„Ich auch nicht. Dabei hatte ich die Straße immer im Blick.“ Jetzt zog er die Stirn kraus. „Befürchtest du, ich lenke dich zu sehr ab?“
„Na ja … auf der Polizeiwache hast du mich vergessen lassen, wo wir waren.“
„Seitdem war
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