Collection Baccara Band 0321
Minuten später gekommen, hätte er die Szene genießen können, die er sich bereits lebhaft ausgemalt hatte.
Er schloss die Augen, stellte es sich noch einmal vor. Wie er im Treppenhaus stand, durch den Spalt in der Tür blickte. Die Frau trat aus dem Fahrstuhl – in der Sekunde drückte er auf den Fernzünder der Bombe.
Es hätte nur eine kleine Explosion gegeben, die ihren Wagen zerstört hätte und vielleicht die angrenzenden Autos.
Aber Stone wäre nicht getötet worden. Auch nicht die Frau.
Das war nicht seine Absicht. Noch nicht. Er hätte jedoch das Vergnügen gehabt, Stones Gesicht zu sehen, wenn das Auto explodierte.
Er hätte die Angst auf seinem Gesicht gesehen. Diesmal ja. Heute Morgen vor der Polizeistation war der Mann die Ruhe selbst geblieben, als er die grüne Schachtel geöffnet hatte. Dabei sollte er inzwischen vor Angst zittern.
Aber Stone hatte keine Miene verzogen.
Und auch das war die Schuld dieser Frau. Sie beschützte ihn, gab ihm das Gefühl von Sicherheit, indem sie Autos auf Sprengladungen prüfte, Männern die Pistole mit einem Fußtritt aus der Hand schlug.
Es hätte ihn verdammt gefreut, ihr Gesicht zu sehen, wenn ihr schöner Wagen explodierte.
Wieder atmete er tief ein … und aus. Allmählich fühlte er sich ruhiger. Er hatte noch Zeit. Vier weitere Abende. Bevor die vergangen waren, würde er die blanke Panik auf Jonah Stones Gesicht sehen.
Es gab viele Möglichkeiten, um jemanden in Angst zu versetzen.
Er lächelte, während ihm eine Idee kam. Die Weihnachtszeit … war doch die Zeit großer Überraschungen.
6. KAPITEL
Erstaunt ließ Cilla den Blick durchs Interludes wandern. An der Eingangstür hatte sie das Schild „Geschlossene Gesellschaft“ bemerkt. Sie wusste ja, dass hier heute eine Weihnachtsfeier für Kinder stattfand – mit diesem ohrenbetäubenden Lärm hatte sie jedoch nicht gerechnet.
Die Party war in vollem Gang. Wo Cilla auch hinschaute, sah sie kleine Kinder. „Wo bin ich hier? Auf einer Fete im Zwergenland?“
Jonah lachte. „Weihnachtsfeier.“
„Das sehe ich.“ An dem hohen Christbaum funkelten bunte Lichter. Und aus den Lautsprechern ertönte „Jingle Bells Rock“, vermischte sich mit dem Gekreische der Kinder. Doch sie war nicht zum Feiern hier.
Prüfend sah sie sich um. Von der Lobby gingen zwei Räume ab. Ein Restaurant und ein Bereich mit Billardtischen sowie großen Flachbildschirmen an den Wänden für Sportübertragungen.
„Hey, Jonah!“, wurde er begeistert begrüßt, als sie mit ihm ins Restaurant trat.
Die kleinen Gäste tranken aus Biergläsern. Vermutlich Limonade, denn keiner von ihnen war über zwölf. Wirklich begeistert schienen sie vom Büffet zu sein, auf dem Pizza in etlichen Variationen angeboten wurde.
Fasziniert beobachtete sie die Kids einen Moment lang, dann blickte sie Jonah an.
„Die Weihnachtsfeier ist für alle Jungen- und Mädchenvereine aus der Gegend“, erklärte er. „Wir veranstalten mehrmals im Jahr solche Partys, aber diese ist die größte.“
Und was für ein Trubel! Allein im Restaurant schienen um die hundert Kinder herumzuwuseln. Weitere hundert im Raum nebenan. Dort waren die vielen Billardtische die große Attraktion. Hier und da entdeckte Cilla einige Erwachsene, die den Kids halfen und wohl generell den Spaß überwachten.
Eine Frau – die Cilla auf Mitte vierzig schätzte – trat auf sie beide zu. Sie trug eine grüne Seidenbluse zur schwarzen Hose und hatte langes dunkles Haar.
„Jonah“, begrüßte sie ihn mit warmherziger Stimme. „Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen.“
„Carmen, ich möchte dir Cilla Michaels vorstellen. Sie leitet Gabe Wilders Büro in San Francisco. Cilla, das ist Carmen D’Annunzio, die Managerin dieses Clubs.“
„Ja.“ Carmen lachte. „Aber heute ist der härteste Tag. Freut mich, Sie kennenzulernen, Cilla. Willkommen im Interludes.“
„Jonah, du wolltest für uns spielen.“ Ein Junge zog ihn zu den Billardtischen.
„Oje!“ Carmen verdrehte die Augen. „Gleich stürzen sich alle Kinder auf den Tisch, an dem Jonah steht, um seinem Spiel zuzusehen. Moment. Ich schalte die Kamera ein, dann können sie es auf den Bildschirmen verfolgen. Kommen Sie.“
Sie gingen zur Bar, wo Carmen die Anlage bediente. Plötzlich zeigten sämtliche Fernseher und auch eine große Leinwand in diesem Raum den Billardtisch, über den sich Jonah beugte. Fasziniert schaute Cilla ihm zu, wie er geschickt eine Kugel nach der anderen
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