Collection Baccara Band 322
Berührungen.
Bevor sie auf ihr Zimmer gegangen war, hatte sie noch einmal Roulette gespielt. Ohne Deacon war es nicht dasselbe gewesen: Sie hatte verloren. Offenbar ließ sich in dieser Stadt nicht alles durch Würfeln ändern. Es wäre klug, das nicht zu vergessen. Nicht zu verdrängen, dass die Sache zwischen Deacon und ihr nur flüchtig war.
Eine solche Urlaubsaffäre hatte sie nie zuvor gehabt. Nie hatte sie auch bloß daran gedacht, Sex mit einem Mann zu haben, den sie danach nie wiedersehen würde. Was sie mit Deacon unter dem Eldorado-Wasserfall getan hatte, war tatsächlich das erste Mal seit der Trennung von Jeff, dass sie überhaupt etwas in Sachen Sex unternommen hatte. Aber es beunruhigte sie nicht. Vielmehr kam es ihr so vor, als ob sie durch Deacon zu der Frau wurde, die sie eigentlich sein sollte.
Kylie schlug die Decke zurück und stand auf. Der Anrufbeantworter blinkte. Deacon hatte angerufen. Seine dunkle Stimme brachte jeden Nerv in ihr zum Kribbeln. Er lud sie für neun Uhr zum Frühstück in seine Suite ein.
Und jetzt war es bereits zwanzig Minuten nach neun. Sie war noch nie ein Morgenmensch gewesen, kam normalerweise schwer aus dem Bett. Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe. Sollte sie auf Abstand zu Deacon gehen? Sie wählte seine Privatnummer, die er auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab.
„Prescott“, meldete er sich.
„Hier ist Kylie.“
„Guten Morgen, mein Engel.“
„Guten Morgen. Steht die Einladung zum Frühstück noch? Ich bin gerade erst aufgestanden.“
„Wie wäre es, wenn wir einen Brunch daraus machen? Ich habe bis elf Uhr ein Meeting.“
„Wenn du zu beschäftigt bist, können wir es auch verschieben.“
„Das bin ich nicht.“
Sie musste darüber nachdenken. Bei Deacon fühlte sie sich … so gar nicht mehr wie sie selbst. Bisher hatte sie immer geglaubt, dass sie beständig und vorhersehbar war. Doch Deacon weckte in ihr den Wunsch, wild zu sein.
„Wo soll ich dich treffen?“, fragte sie. Eigentlich hatte sie vorgehabt, das Hotel ein wenig zu erforschen. Laut Prospekt war das Motto der Anlage „alles Gold“.
„Ich komme zu dir. Was hast du heute Vormittag vor?“
„Ich dachte, ich gehe an den Pool und lese.“
„Dann hole ich dich dort ab.“
„Ich werde mich umziehen müssen, bevor wir essen gehen.“ Kylie wollte nicht, dass er sie in ihrem altbackenen Badedress sah. Eine Frau, die mit einem Mann wie Deacon zusammen war, würde einen Bikini oder wenigstens einen sexy Einteiler tragen.
„Nein, das ist nicht nötig. Ich werde den Brunch in meiner Suite servieren lassen.“
Sie würde vorher im Hotel shoppen gehen. Sicher gab es dort eine Boutique, in der sie etwas Schickes finden würde. „Okay“, willigte sie ein.
„Gut. Bis später“, sagte Deacon und legte auf.
Kylie verschwendete keine Zeit beim Anziehen und eilte nach unten in die Lobby. Dort entdeckte sie tatsächlich eine Boutique, die Bademoden in allen Regenbogenfarben führte. Sie schwankte zwischen einem kobaltblauen und einem klassischen schwarzen Einteiler.
„Das Blau betont Ihre Augen“, meinte ein Mann hinter ihr.
Sie schaute über die Schulter und wollte schon wortlos weitergehen, als sie Mr Mandetti erkannte.
„Hallo, Mr Mandetti“, begrüßte sie ihn.
„Nur Mandetti.“
„Nicht Angelo?“, fragte sie.
„Um Gottes willen, nein. Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt.“
Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen. Solche peinlichen Momente kannte nur jemand, der ebenso schüchtern war wie Kylie. In dem Moment erinnerte sie sich zum Glück an den Tipp, den Tina ihr vor einiger Zeit gegeben hatte. Stell Fragen über die Arbeit.
„Ist die Spielaufsicht auch für die Einzelhändler zuständig?“, erkundigte sie sich.
„Normalerweise nicht. Ich habe bloß Kopfschmerztabletten gekauft.“ Er hielt eine kleine Tüte mit dem Logo des Hotels hoch. „Haben Sie etwas gegen einen ungebetenen Ratschlag?“
„Ich schätze, nicht.“
Mandetti nahm ihr die beiden Badeanzüge ab und hängte sie zurück auf den Ständer. Dann schob er einige Einteiler beiseite und zog einen Bikini mit tropischem Muster heraus. Dazu wählte er einen passenden roten Schal aus und reichte ihr beides.
„Das ist etwas, das Deacon an Ihnen sehen möchte“, erklärte er.
Kylie fand es seltsam, dieses Gespräch zu führen – noch dazu mit jemandem, der alt genug war, ihr Vater zu sein. Aber er war eben auch ein Mann.
Bevor sie ihre
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