Collection Baccara Band 324 (German Edition)
geben müssen, um sie zu überzeugen. Bist du bereit, dich dieser Herausforderung zu stellen?“
Das hörte sich nicht gerade ermutigend an. Früher hätte Piper sich garantiert in Ausreden geflüchtet. Doch sie hatte sich vorgenommen, allen zu beweisen, dass sie nun ein anderer Mensch war. „Ja“, antwortete sie. „Ich werde alles tun, was von mir verlangt wird.“
„Ich sage dir, es wird kein Frühlingsspaziergang. Du wirst im Büro deine Leistung bringen müssen und zu Hause bis in den späten Abend lernen. Das Pensum ist sehr groß. Bist du sicher, dass du damit zurechtkommst?“
„Unterschätz mich nicht. Der Abschluss bedeutet mir sehr viel. Ich bin fest entschlossen, alles zu geben.“
„Und was ist, wenn du schwanger wirst?“
„Das muss kein Hinderungsgrund sein. Ich erinnere mich an viele schwangere Studentinnen während meiner Zeit an der Uni. Sie hatten jedenfalls keine Probleme. Ich weiß, dass es nicht einfach für mich werden wird. Natürlich werde ich mich sehr anstrengen müssen. Mein Studium ist lange her, und ich werde mich erst wieder daran gewöhnen müssen. Aber ich kann es schaffen.“
Ihre Entschlossenheit schien ihn zu überzeugen.
„Ich werde gleich am Montag mit dem Gremium reden“, meinte er. „Dann sehen wir weiter, ja?“
„Danke.“ Das hatte sie nicht von ihm erwartet. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr verbieten würde, das Studium fortzusetzen.
„Enttäusch mich nicht“, fügte er hinzu.
„Ganz bestimmt nicht.“
Als der Herbst vorüberging und der Winter sich langsam ankündigte, musste Wade seine Meinung über Piper grundlegend revidieren. Ihr Engagement bei der Arbeit machten sie in der ganzen Firma zu einer beliebten und geschätzten Kollegin. Als sie kürzlich einen Fehler in einem auf Spanisch verfassten Vertrag mit einem wichtigen südamerikanischen Kunden gefunden hatte, hatte das der Firma viel Ärger und hohe Kosten erspart.
Wade wusste nicht einmal, wo sie die Sprache gelernt hatte. Was hatte sie sich noch in all den Jahren angeeignet, in denen sie weg gewesen war?
Im Büro war sie eine vorbildliche Mitarbeiterin. Zu Hause war sie eine fleißige Studentin, die sich in einem sechsmonatigen Kurs auf das kommende Semester vorbereitete. Nachts war sie eine außergewöhnliche Geliebte.
Ihre gemeinsamen Abende konnte er jedes Mal kaum erwarten. Der Sex mit Piper hatte ihm schon damals gut gefallen, doch war er mit dem von heute nicht zu vergleichen. Ihre Körper schienen jedes Mal miteinander zu verschmelzen. So eine Leidenschaft hatte Wade noch mit keiner anderen Frau erlebt. Jede Nacht – außer, wenn Piper ihre Periode hatte – schliefen sie miteinander. Und selbst wenn sie sich nicht lieben konnten, lagen sie eng aneinandergekuschelt nebeneinander und hielten sich fest.
Piper, wie er sie jetzt kannte, hatte wirklich kaum noch etwas mit der Frau gemein, die er gekannt hatte. Sie war wesentlich offener und gab sich bei allem viel mehr Mühe. Es schien fast so, als würde sie alles tun, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Am glücklichsten war sie, wenn man ihr Respekt zollte und ihr etwas zutraute.
In der vergangenen Woche hatte er sein Konto überprüft. Dabei war ihm aufgefallen, dass Piper keinen einzigen Liter auf seine Rechnung getankt hatte. An seiner Stammtankstelle hatte man ihm mitgeteilt, dass sie zwar oft tanken gewesen war, allerdings hatte sie das Benzin selbst bezahlt. Als er Piper darauf angesprochen hatte, war sie fast etwas wütend geworden. Mit erhobenem Kopf hatte sie ihm erklärt, dass sie ihr Benzin selbst bezahlen könne. Anstatt mit ihr zu streiten, hatte er es akzeptiert. Er hatte sie nicht noch mehr in Rage bringen wollen.
Er verstand, dass es ihr wichtig war, auf eigenen Beinen zu stehen. Er selbst ließ sich auch nicht von anderen diktieren, wie er sein Leben zu führen hatte. Es freute ihn, eine solche Gemeinsamkeit zwischen ihnen zu entdecken.
Erneut wunderte er sich, warum Rex seine Tochter niemals ermutigt hatte, etwas aus ihrem Leben zu machen. Warum hatte der alte Mann sie immer von der Außenwelt abgeschottet? Kein Wunder, dass Piper damals nichts aus sich gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte ihr einfach das Selbstbewusstsein gefehlt, da ihr Vater sie nie ernst genommen hatte.
Dabei war sie eine intelligente Frau mit einer schnellen Auffassungsgabe. Und sie machte immer wieder Verbesserungsvorschläge, die Wade viel eher von jemandem mit einer weitreichenden Lebenserfahrung erwartet
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