Collection Baccara Band 324 (German Edition)
darüber hinwegkommen, das hatte er sich fest vorgenommen. Obwohl er Piper bereits vergeben hatte, trieb ihn seine Neugier dazu, den Bericht zu lesen. Und je mehr er erfuhr, desto schockierter war er. Piper hatte tatsächlich eine Fehlgeburt erlitten. In der Medizin bezeichnete man dies auch als „spontanen Schwangerschaftsabbruch“.
All die Wut, die er in den letzten acht Jahren aufgebaut hatte, war unbegründet gewesen. Und alles nur, weil Rex einen falschen Schluss gezogen hatte. Tragischerweise hatte er nur die Überschrift des Berichts und nicht die Details gelesen.
Wade lehnte sich im Stuhl zurück und dachte darüber nach, was diese Erkenntnis für ihn und Piper bedeutete. Kein Wunder, dass sie so widerwillig auf seinen Vorschlag, ihm ein Baby zu gebären, reagiert hatte. Vorschlag? Eigentlich war es eher eine Forderung gewesen. Wade hatte genau gewusst, dass sie nicht ablehnen konnte. Rücksichtslos hatte er ihre verzweifelte Lage ausgenutzt, um sich an ihr zu rächen.
Er war von sich selbst angewidert. All die Jahre hatte er nur daran gedacht, wie er es ihr heimzahlen konnte. Dabei trug sie keine Schuld am Tod ihres ersten Kindes. Im Gegenteil, sie hatte diese Tragödie auch noch allein überstehen müssen.
Piper war eine bewundernswert starke Frau. Tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt hatte sie einen unglaublich schmerzhaften Verlust erlitten und war nicht daran zerbrochen. Sie hatte sich allein durchgekämpft und dabei auch noch anderen Menschen geholfen – wenn man May Glauben schenken durfte. Aber an den Worten seiner Freundin zweifelte er nicht.
Auch Piper hätte er sofort glauben sollen. Als sie ihm vor zwei Wochen von der Fehlgeburt erzählt hatte, hatte er stur auf seiner vorgefassten Meinung beharrt. Sie war vollkommen aufgelöst gewesen, doch er hatte ihr kein Wort geglaubt. Dabei war es verständlich, dass sie fürchtete, auch dieses Baby zu verlieren. Wenn es einmal geschehen war, konnte es auch ein weiteres Mal passieren.
Wade legte die Blätter in den Ordner und klappte ihn zu. Egal, was auch passierte – diesmal würde Piper nicht allein sein. Wade würde nicht mehr von ihrer Seite weichen. Es sei denn, sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ein furchtbarer Gedanke. Wade hoffte von ganzem Herzen, dass sie ihm verzeihen konnte.
Piper saß auf der Kante des Krankenhausbetts und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Hatte sie nur geträumt, dass Wade gestern bei ihr gewesen war? Eigentlich sollte er doch erst am Montag aus Samoa zurückkehren. Es war bestimmt nur ein Traum gewesen. Oder sie hatte im Fieberwahn halluziniert.
Seufzend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Hauptsache, dem Baby ging es gut. May hatte ihr versichert, dass alles in Ordnung war. Die Ärztin hatte sogar ein mobiles Ultraschallgerät in ihr Zimmer bringen lassen, um sich persönlich davon zu überzeugen.
Dabei hatte sie bereits das Geschlecht des Babys feststellen können. Piper erwartete ein Mädchen. Wie würde Wade wohl diese Neuigkeit aufnehmen? Er wollte bestimmt einen männlichen Erben, der sein Lebenswerk weiterführte.
Ein Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Tür. Wade stand da und sah Piper verunsichert an. „Fühlst du dich gut genug, um nach Hause zurückzukehren?“, fragte er.
Sie versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Dann hatte sie sich das gestern doch nicht eingebildet. „Ich dachte, du seist immer noch in Samoa.“
„Als ich hörte, dass es dir nicht gut geht, habe ich mich gleich auf den Weg nach Auckland gemacht. Viele Grüße von den Dexters. Sie können nicht erwarten, dass du nach Hause kommst und sie dich verwöhnen können.“
Und was ist mit dir? fragte sie sich und atmete tief durch. Vor seiner Abreise nach Samoa hatte er ihr seinen Standpunkt klargemacht. Daran hatte sich garantiert nichts geändert.
„Bist du so weit?“, hakte er nach.
„Fast. Ich warte nur noch darauf, dass mir die Schwester die Entlassungspapiere bringt. Sie wollte gleich kommen.“
„In Ordnung“, sagte er, lehnte sich an die Wand und schob die Hände in die Taschen.
Das darauf folgende Schweigen empfand sie als sehr unangenehm. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er zu ihr gekommen wäre und sich zu ihr aufs Bett gesetzt hätte. Doch leider waren sie kein normales Paar.
„Wade?“
„Piper …“
„Du zuerst“, meinte sie.
„Nein, nein. Was ich zu sagen habe, kann warten. Am besten, wir reden zu Hause darüber.“
Sie bekam Angst. Was war es bloß,
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