Collection Baccara Band 324 (German Edition)
hübsches Lokal war, das Lauren gefallen würde. Zumindest redete er sich das ein. Doch hauptsächlich war der Grund dafür, dass er zögerte, sie zu sich nach Hause mitzunehmen. Er scheute sich davor, den emotionalen Pfad weiterzugehen, dessen Existenz er weiterhin leugnete. Er wich allem aus, das dem ähnelte, was er sich so sehr wünschte.
Denn das Bild von seiner Familie in seinem Büro hatte Jack an etwas erinnert, das Lauren ihn vergessen machen wollte: dass dauerhaftes Familienglück eine Illusion war. Jack war in dieser Hinsicht ganz wie sein Vater und glaubte nicht, dass ein solches Glück Bestand haben konnte.
Vielleicht wollte er deshalb mit Lauren nach Chicago. Um zu sehen, ob dieses Band zwischen ihren Eltern wirklich existierte oder ob sie nur gelangweilt nebeneinanderher lebten.
„Du runzelst die Stirn“, stellte sie fest und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Sie beugte sich über den Tisch und ergriff seine Hand. Ihre Finger waren kalt wie immer, und er legte seine andere Hand auf ihre.
Lauren lächelte abwesend, während er ihre Finger rieb.
„Tue ich das?“, fragte er.
„Eben hast du es noch getan. Woran hast du gedacht?“
„An nichts Wichtiges.“
„Deinen Dad?“, hakte sie nach.
Es beunruhigte ihn, dass sie seine Gefühle erspüren konnte. Er hatte sich vor langer Zeit geschworen, ein Einzelgänger zu bleiben. Nicht weil er allein sein wollte, sondern weil es so sicherer war. Sicherer für ihn. Er hatte sich immer nach der Vertrautheit gesehnt, die Lauren so mühelos zwischen ihnen beiden herstellte.
„Nein“, erwiderte er.
„Oh, oh. Du runzelst schon wieder die Stirn. Hast du plötzlich keinen Appetit mehr auf Sushi?“
Ihm war klar, dass sie absichtlich das Thema wechselte. Und obwohl er froh darüber war, ärgerte es ihn zugleich. Sie lenkte ihn ab und tat alles Nötige, damit er zufrieden war. Verdammt, er wollte derjenige sein, der sich um sie kümmerte.
„Doch. Es ist mein Lieblingsessen.“ Er war entschlossen, seine gedrückte Stimmung abzuschütteln und dieses Date unvergesslich für Lauren zu machen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten sich etwas zum Mitnehmen bestellt. Dann wären sie jetzt schon zu Hause bei ihm, und er könnte sie lieben. Denn im Grunde hatte er in Laurens Nähe nur dann das Gefühl, die Kontrolle zu haben, wenn ihre nackten Körper vereint waren.
Sie schnitt eine Grimasse. Jack erkannte, dass sie in seiner Nähe völlig locker war. Sie gab nicht vor, jemand zu sein, der sie nicht war. Sie entblößte einfach ihre Seele vor ihm und zeigte ihm ihre Verletzlichkeit. Er wollte sie darauf hinweisen, dass er das nicht konnte, dass er nicht der Typ Mann war, der ihr seine Seele öffnen konnte.
„Sag, was du willst. Aber mein Dad ist ein Mann vom Land. Für ihn ist Sushi nicht mehr als Köder mit Reis“, erzählte sie in scherzhaftem Ton.
„Ich würde es verstehen, wenn du es nicht essen willst“, gab er zurück. Schließlich hatte er das Lokal bestimmt und hatte Lauren gar nicht gefragt, worauf sie Lust hatte. „Möchtest du hier essen? Oder hast du nur zugestimmt, um mich glücklich zu machen?“
Sie neigte den Kopf zur Seite und schaute ihn einen langen Moment an. Ihr Blick offenbarte all ihre Empfindungen. Und Jack fühlte sich ihres Vertrauens und ihrer Zuneigung nicht wert.
„Ich liebe Misosuppe“, erklärte sie dann. „Dieses Restaurant hätte ich nie ausprobiert, wenn du es nicht vorgeschlagen hättest.“
„Wir können woanders hingehen“, bot er an. Er musste sie hier wegbringen. Dies war ein großer Fehler. Sie so nah an sich herankommen zu lassen war ein großer Fehler. Er würde sie niemals beschützen können.
Doch plötzlich erkannte er, dass er genau das tun wollte. Er war einmal sehr verletzt worden und wollte das nicht noch einmal erleben. Aber im Vergleich zu Laurens Gefühlen spielte das keine Rolle. Verdammt, er war dabei, sich in sie zu verlieben.
„Nein. Wirklich, ich habe nur Konversation gemacht“, sagte sie. „Es sollte keine Beschwerde sein. Tut mir leid.“ Ihre Finger verkrampften sich, und er sah die Besorgnis in ihren Augen. Die Befürchtung, dass sie etwas falsch gemacht hatte.
„Kein Problem.“
Sie ließ seine Hände los und nahm die Speisekarte. Jack spürte, dass sie auch innerlich zurückwich – und dafür war er verantwortlich. Für einen Moment wollte er über die ganze Sache hinweggehen. Er wollte so tun, als wäre ihm nicht aufgefallen, dass er ihre Gefühle verletzt
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