Collection Baccara Band 325 (German Edition)
„Und du hast ihn bis nach Hause mitgenommen?“
Scarlet zuckte mit den Schultern und gab sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. „Er passte zu meiner Stimmung.“
„Warum stichst du ihn nicht auf, um zu sehen, was darin ist?“
„Ich … ähm … Mir ist eigentlich egal, was drin ist. Ich möchte den Ballon noch eine Weile so lassen, wie er ist.“
In Grans Augen blitzte ein Lächeln auf. „Wenn du nicht willst, dass ich erfahre, was auf dem Zettel steht, dann kannst du das ruhig sagen, colleen . Ich respektiere deine Privatsphäre.“
Aus einem unerfindlichen Grund platzte der Ballon genau in diesem Augenblick, der Zettel flatterte durch die Luft und landete mit der beschriebenen Seite nach oben vor Maeves Füßen. Bevor ihre Großmutter sich bücken konnte, hatte Scarlet den Zettel bereits an sich genommen und las die Zeilen.
Ich freue mich auf Samstagabend. Ich hole dich um acht Uhr ab.
Irgendwie gelang es Scarlet, nicht vor Erleichterung darüber zu seufzen, dass die Nachricht absolut jugendfrei war. Allerdings wusste sie nicht, ob ihre Großmutter den Text ebenfalls gelesen hatte.
„So, so. Dann hast du also heute Abend ein Date“, sagte Gran mit einem verschmitzten Lächeln.
Scarlet schaute noch einmal auf den Zettel. „Nein, am Samstag.“
Maeve zeigte auf das Papier. „Ich vermute, auf deiner Seite steht etwas anderes als auf dieser.“
Erschrocken drehte Scarlet die Notiz um.
Heute Abend. Neun Uhr. Sei bereit für ein paar Lektionen, die ich erteile.
Gran lachte zuerst leise, wurde dann aber lauter, als sie Scarlets verlegene Reaktion sah. „Ein gesundes Liebesleben ist eine gute Sache. Ist es jemand, den ich kenne?“
Scarlets Wangen begannen zu glühen. „Gran, bitte.“
„Zur Abwechslung vielleicht mal jemand, mit dem dein Granddad einverstanden wäre?“
Scarlet wünschte, dass sie mit einem klaren, deutlichen Ja antworten könnte. Sie wünschte es sich so sehr. Doch niemand außer ihr selbst würde darüber glücklich sein, wenn ihre Wahl ausgerechnet auf John Harlan fiel. Absolut niemand.
„Ich werde Patrick nichts davon sagen, wenn du deshalb besorgt bist“, versicherte Gran und tätschelte ihren Arm.
„Ich bin einfach noch nicht bereit, darüber zu reden.“
„Na gut, dann werde ich dir auch nicht länger Löcher in den Bauch fragen. Ach ja, wir werden heute Abend mit dem Helikopter zurückfliegen. Du musst also keine Angst haben, dass wir deinem Besucher am Morgen über den Weg laufen könnten.“
Auf keinen Fall würde sie John heute Abend herkommen lassen. Immerhin bestand die Gefahr, dass Patrick es sich anders überlegte und ihre Großeltern morgen früh immer noch hier sein würden.
„Viel Spaß in der Oper“, sagte sie zu ihrer nach wie vor schelmisch lächelnden Großmutter.
„Ich kann wohl nicht davon ausgehen, dass du uns am nächsten Wochenende besuchen kommst, oder?“
„Gute Nacht“, erwiderte Scarlet nur und drückte sich mit einem Lachen vor einer Antwort. Dann ging sie nach oben, wobei sie wieder einmal die schlichte, geschmackvolle Inneneinrichtung des Stadthauses bewunderte, die der im The Tides sehr ähnlich war. Maeve Elliott wusste, wie man einen Ort so gestaltete, dass er Frieden und Ruhe ausstrahlte – Letzteres konnte sie auch bei Menschen erreichen.
Als sie oben in ihrer Wohnung angekommen war, schloss sie die Tür hinter sich und rief als Erstes John an.
„Hast du meinen Ballon bekommen?“, fragte er. Seine Stimme klang sexy und geheimnisvoll.
„Den hat meine Großmutter bekommen.“
„Wie bitte?“
Gut. Wenigstens hatte sie ihn ein wenig erschrecken können. „Ich habe deine unverfängliche Nachricht wegen Samstag gelesen und ihr dabei deine viel direkteren Zeilen auf der Rückseite hingehalten.“
„Und was hat sie gesagt?“
„Dass du über Nacht bleiben darfst.“
Nach einer langen Pause entgegnete er: „Was war das gerade?“
„Du hast deine Mitteilung nicht unterschrieben, deshalb weiß sie nicht, wer du bist. Aber sie hat unmissverständlich erklärt, dass mein Besucher die Nacht bei mir verbringen darf. Sie und Granddad fliegen heute Abend mit dem Helikopter zurück nach Hause.“
Wieder folgte Schweigen, dann: „Das Risiko werde ich nicht eingehen. Bei Samstagabend bleibt es aber, richtig?“
„Ja, natürlich.“
„Scarlet … wegen Samstagabend … Wird das ein Umwerbe-Date sein, so was wie ein echtes erstes Date?“
„Du meinst, ein Date ohne Extras ?“
„Ich würde nur gern
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