Collection Baccara Band 330
Er drehte sich zu Jessie um, sah, dass ihre Lippen bebten und ihre Augen feucht schimmerten. Meine Güte, weinte sie etwa?
Weinte Finola?
Was zum Teufel war hier los?
„In den Akten habe ich einen Brief gefunden.“ Jessie war so bewegt, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. „Ich hoffe, dass du tatsächlich nach mir gesucht hast.“
„Oh mein Gott.“ Finola schlug sich eine Hand vor den Mund, Tränen liefen ihr über das blasse Gesicht. „Du bist es! Du bist es wirklich! Wieso habe ich nicht gesehen, dass du es bist?“
Finola stieß einen unterdrückten Schrei aus und die beiden Frauen fielen sich in die Arme. Jessie schmiegte ihren Kopf an Fins Hals, ihre schmalen Schultern bebten.
„Ich wusste nicht, ob ich es dir sagen soll“, murmelte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Du hast keine Ahnung, wie oft ich von diesem Moment geträumt habe.“
Nichts, absolut nichts von dem, was Cade sah, ergab für ihn einen Sinn. Warum weinten sie? Wieso umarmten sie sich? Er räusperte sich geräuschvoll. „Hätte vielleicht jemand die Freundlichkeit mir zu erklären, was eigentlich los ist?“
Finola wandte sich ihm zu. Noch immer klammerte sie sich an Jessie, als hinge ihr Leben davon ab. Tränen verschmierten ihr Make-up, ihre Lippen zitterten.
„Jessie ist meine Tochter.“
Ihre Tochter?
Ihm blieb buchstäblich das Herz stehen. Ihre Tochter?
Jessie schaffte es, sich gerade so weit von Finola zu lösen, dass sie ihn ansehen konnte. Er suchte in ihrem Gesicht nach Antworten, nach einer Erklärung, einer Entschuldigung, irgendetwas, das sie einander wieder näherbrachte.
Er sah aber nur, was sie in den vergangenen fünf Monaten zu verbergen versucht hatte. Ihre Augen hatten die gleiche Farbe und Form wie Finolas.
„Ich lasse euch jetzt allein“, brachte er mühsam über die Lippen. „Ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen.“
Finola zog Jessie wieder in ihre Arme, doch Jessie sah ihn noch lange genug an, um eine klare und unmissverständliche Botschaft zu übermitteln.
Sie würde ihm nie verzeihen, dass er ihr nicht vertraut hatte.
10. KAPITEL
Finola konnte sich nicht von ihr trennen. Jedes Mal, wenn Jessie zurückwich, um etwas zu sagen, umarmte Fin sie noch fester. Sie befand sich in einem wahren Gefühlstaumel, seufzte immer wieder ungläubig und gleichzeitig verzückt und aufgeregt.
Auch Jessie fühlte sich in den Armen ihrer leiblichen Mutter auf einem emotionalen Höhenflug. Es war geschafft. Die Wahrheit war ausgesprochen. Die Geheimnisse und Lügen, das Grübeln und Beobachten und, das war das Beste überhaupt, die Angst vor der ungewissen Reaktion war vorbei.
Finola hielt sie gerade so weit von sich, dass sie ihr Gesicht betrachten konnte.
„Du bist eine Elliott“, stellte sie fest und lachte leise. „Warum habe ich das nicht bemerkt?“
„Ich habe alles getan, damit es nicht auffällt.“
„Warum?“ Fin drückte ihre Schultern. „Warum hast du gewartet? Wieso hast du es mir nicht sofort gesagt? Mein Gott, du hast diesen Job angenommen, nur um mich kennenzulernen, nicht wahr?“ Sie warf einen Blick auf den Aktenschrank. „Du hast heute nicht Charisma ausspioniert, du hast die Aktenmappe mit den Unterlagen von dem Privatdetektiv gefunden.“
„Tut mir leid, Fin, ich …“
Finola legte einen Finger an ihre Lippen. „Ich verstehe es.“
Jessie fiel ein großer Stein vom Herzen. „Danke.“
„Wofür? Dafür, dass ich dich kennenlernen wollte? Machst du Witze. Ich habe mich danach gesehnt, dich zu finden. Ich habe gesucht, seit ich alt genug war, dass mein Vater nicht mehr jeden meiner Schritte verfolgt hat.“
„Dein Vater?“ Das Bild des schroffen weißhaarigen Mannes, den sie nur von Weitem gesehen hatte, erschien vor ihrem geistigen Auge. Ihr biologischer Großvater. Patrick Elliott. „Wusste er es? Wollte er nicht, dass du mich suchst?“
Finola atmete tief ein und aus. „Wir haben so viel zu bereden.“
„Ja“, stimmte Jessie zu. „Dreiundzwanzig Jahre.“
„Ich kann nicht fassen, dass du es wirklich bist“, wiederholte Fin. Ihre Stimme klang atemlos vor Staunen. „Hier, direkt vor mir. Und, Jessie“, sie strich mit den Fingerspitzen zärtlich über ihr Gesicht. „Du bist so wunderschön und süß und intelligent.“
Jessie lachte unsicher. „Du bist voreingenommen.“
„Natürlich bin ich das, aber ich bin auch stolz auf dich.“
„Und ich bin stolz auf dich.“ Endlich konnte sie Finola in die Augen sehen. „Ich finde, du bist eine
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