Collection Baccara Band 330
aussah, als würde er sich viel lieber irgendwo im Schatten verkriechen. Erwachsene standen in kleinen Gruppen umher.
Sam ließ seinen Blick über die Gesichter der Menschen wandern, und sie kamen ihm langsam etwas vertrauter vor. Zuletzt war Cousine Nora eingetroffen, eine Frau mit kurzem dunklem Haar, Ringen unter den Augen und einem freundlichen Lächeln. Sie war eine alleinerziehende Mutter und hatte einen Narren an ihrem Sohn Tommy gefressen.
Sam ließ den kleinen Jungen nicht aus den Augen, von dem Tricia ihm erzählt hatte, er würde gerne zündeln. Besonders als der Bube mit Katie und Kevin spielte. Der plötzliche Beschützerinstinkt, den er in sich verspürte, überraschte Sam. Noch mehr wunderte es ihn aber, dass keiner der anderen Erwachsenen auch nur im Geringsten wegen des Kindes besorgt war.
Selbst Tricia, die ihn gewarnt hatte, saß auf einer Decke zwischen ihrer schwangeren Schwester und ihrer Mutter und schien völlig unbekümmert zu sein.
Der Kleine sah auch nicht gerade aus wie ein potenzieller Brandstifter. Er hatte einen braunen Wuschelkopf, ganz viele Sommersprossen und eine Zahnlücke. Er sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Junge.
Sam blickte zu den Männern der Familie. Alle standen in der Nähe des Grills, in den Erics Vater nun Kohlen hineinschüttete. Sie unterhielten sich angeregt, aber lediglich ein paar Gesprächsfetzen drangen bis zu Sam, der auch nur mit halbem Ohr hinhörte.
„Football? Wie kannst du dich während der Baseballsaison für Football interessieren?“
„Eishockey ist sowieso das einzig Wahre.“
„Und Tennis“, sagte ein anderer Cousin, der sich gerade zu der Gruppe gesellt hatte. Er war noch ein Teenager. Alle verstummten, bis der Junge grinste. „War bloß ein Spaß.“
Jake versetzte dem Jugendlichen einen freundschaftlichen Stoß in die Seite und wandte sich dann wieder seinem Bruder zu. Wild gestikulierend diskutierten die beiden über Sport.
„Die beiden waren schon immer so.“ Dan Wright hatte sich neben ihn gestellt und blickte zu seinen Söhnen hinüber. „Sie streiten sich, nur um sich selbst reden zu hören.“
Sam schüttelte den Kopf. „Eric mag Football nicht mal, glaube ich.“
„Vermutlich nicht. Aber allein die Auseinandersetzung ist wichtig“, sagte der ältere Mann und lachte verständnisvoll.
Sam setzte seine Bierflasche an die Lippen und trank einen Schluck. Die Sonne war warm, ein kühler Wind wehte, und er empfand das Geräusch von Menschen, die sich amüsierten, schon fast als hypnotisierend. Es war schon lange her, dass er mal einen Tag mit Nichtstun verbracht hatte. An seinen letzten freien Tag konnte er sich nicht mal mehr erinnern.
„Vielen Dank, dass Sie Eric nach Hause gefahren haben“, unterbrach Dan seine Gedanken.
„Gern geschehen.“
„Natürlich wollten wir gleich nach dem Unfall hinfahren, aber Eric wollte das nicht. Er wollte nicht, dass seine Mutter oder Jen ihn im Krankenhaus sehen.“
Sam nickte. „Ja, er sah auch ziemlich schlimm aus.“
„Er sieht immer noch nicht so gut aus“, meinte Dan und warf seinem jüngeren Sohn einen besorgten Blick zu.
„Blaue Flecken verschwinden, und Knochen wachsen wieder zusammen“, versuchte Sam den Mann zu beruhigen.
Er wusste, dass es Eric unangenehm war, dass ihn alle ständig im Auge behielten und ihn umsorgten. Und Sam konnte das gut verstehen. Vor zwei Jahren war es ihm genauso ergangen.
Alle hatten wissen wollen, wie es ihm geht, und er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass ihn alle in Ruhe lassen würden.
„Ich weiß. Aber es ist schrecklich, wenn es jemandem, den man liebt, schlecht geht“, meinte Dan.
„Es geht ihm gut.“
Dans besorgter Blick entspannte sich. „Ich glaube Ihnen. Danke.“
„Gern geschehen.“ Sam seufzte.
„Familientreffen sind wohl nicht so Ihr Ding, was?“, bemerkte Dan.
„Wie bitte?“
„Sie schienen vorhin etwas unruhig zu sein. Wir sind eine riesige Familie, und das kann überwältigend wirken.“
„Ich …“
„Ich nehme Ihnen das auch gar nicht übel“, unterbrach ihn Dan. „Ich habe es einfach nur bemerkt.“
Verunsichert blickte Sam auf die Bierflasche, die er in den Händen hielt. Sein „Pokerface“ war offensichtlich doch leichter zu durchschauen, als er gedacht hatte. Nicht nur Tricia konnte seine Gedanken lesen, sondern anscheinend auch der Rest der Familie. Er war wohl schon zu lange nicht mehr unter Leuten gewesen und wusste nicht mehr, wie man sich entspannt und das Leben
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