Collection Baccara Band 330
Namen.
Jeden Tag traf sich die Familie zum Besprechen der täglichen Aufgaben in der Küche der Eltern, und Sam gehörte bereits voll dazu. Er war sich nicht sicher, wann es passiert war, aber irgendwie hatte ihn die Familie zu sich aufgenommen.
Was ihn allerdings noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte.
Er war zwar nur selten allein und um ihn herum ging es immer laut und lebhaft zu, aber irgendwie verspürte er, wenn er mit diesen Leuten zusammen war, etwas, das er zuvor noch nie erlebt hatte. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Und eine Loyalität, die so tief war und die einzelnen Anverwandten ganz eng miteinander verband, als wären sie Glieder einer unzerstörbaren Eisenkette. Jeder war eine Einzelperson, und trotzdem waren alle Teil des Ganzen.
Er fuhr in die Einfahrt von Tricias Haus und stellte den Motor ab. Den ganzen Tag hatte er geholfen, die Pergola zu streichen, unter der Eric und Jen getraut werden sollten. Jetzt freute er sich nur noch darauf, ein bisschen auszuspannen.
Sein Alltagsleben war zur reinen Routine geworden. Und obwohl das, was er hier erlebte, etwas völlig anderes für ihn war, machte es ihm sehr viel Spaß.
Zu Hause hatte er es jeden Morgen eilig. Schnell eine Tasse Kaffee runterkippen, zur Arbeit fahren und am Abend wieder zurück in die Wohnung. Allein essen und ins Bett gehen. Und am nächsten Tag genau das Gleiche.
Hier war es ganz und gar anders. Er frühstückte im Morgengrauen mit Tricia gemütlich am Küchentisch, und sie besprachen, was für den Tag geplant war. Und die Abende waren auch völlig ungewohnt für ihn. Er hatte bereits nach dem ersten Abend beschlossen, sich nicht mehr in seinem Zimmer zu verstecken und die Einsamkeit zu suchen, die für ihn lange Zeit so wichtig gewesen war.
Tricia hatte darauf bestanden, dass er ihr Gesellschaft leistete – sein anfänglicher Widerstand war absolut zwecklos gewesen.
Sie verbrachten die Abende zusammen auf der Couch, sahen sich alte Filme an, hörten Musik oder redeten einfach nur.
Na ja, eigentlich redete Tricia, und er hörte zu, dachte er lächelnd, als er aus dem Auto stieg. Die Frau konnte stundenlang über alles Mögliche reden. Sie hatte ihm in den letzten Tagen so viel über sich, von ihren Eltern, ihren Geschwistern und ihren Geschäftsplänen erzählt, dass er sie schon richtig gut zu kennen schien. Zu allem bildete sie sich eine Meinung und tat diese auch offen kund.
Sie brachte ihn zum Lachen und zum Nachdenken. Und endlich regten sich auch wieder Gefühle in ihm.
Auf der Veranda hielt er kurz inne, steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte auf das schwache Licht hinter den Wohnzimmervorhängen. Bestimmt war sie wieder am Backen oder verpackte Plätzchen. Auf dem Küchentisch türmten sich sicher die Früchte ihrer Arbeit, und die Luft war vermutlich angefüllt mit Zimt und allen möglichen anderen Gewürzen.
Er würde jetzt hineingehen, sie würde sich umdrehen, ihn anblicken und lächeln. Er sah ihre Augen vor sich, die ihn strahlend willkommen hießen, und ein warmes Gefühl der Vorfreude breitete sich in ihm aus.
All das war ihm in den letzten Tagen wichtig geworden, und er hatte große Gewissensbisse.
Er zog die Hände aus den Taschen und fuhr sich verzweifelt durchs Haar. Dieses kleine Haus mit dem winzigen Badezimmer und dem immerwährendem Duft von Plätzchen war für ihn so … vertraut. Gemütlich. Beruhigend. Und er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
Eigentlich sollte er gar nicht hier sein.
Sollte dieses Leben nicht so genießen.
Und vor allem sollte er nicht so erpicht darauf sein, Tricia zu sehen.
„Jetzt ist es sowieso schon zu spät“, murmelte er und hatte dabei das Gefühl, an dem Schuldbewusstsein, das ihn wie eine Flutwelle zu überspülen schien, zu ersticken.
Trotzdem schlug sein Herz nun etwas schneller, weil er wusste, dass Tricia in dem Haus war. Seit ewig langer Zeit hatte er sich nicht mehr so sehr darauf gefreut, jemanden wiederzusehen.
Bis vor Kurzem war es für ihn unvorstellbar gewesen, dass er eine solche Vorfreude überhaupt noch jemals erleben würde.
Denn er hatte sein Glück bereits gefunden. Damals. Mit Mary.
Und dann hatte er sie verloren. Immer noch spürte er den Schmerz. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich alles verändert. Für immer.
Ständig hatte er sich mit Fragen und Zweifeln gequält, was gewesen wäre, wenn, und was er getan bzw. nicht getan hatte. Doch nichts hatte sich
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