Collection Baccara Band 330
verändert.
Mary war immer noch tot.
Und er hatte kein Recht auf ein eigenes Leben, weil er ihres nicht hatte retten können.
Die Zeit hier bei den Wrights und bei Tricia war nur vorübergehend. Eine kurzzeitige Veränderung seines normalen Alltags. Das durfte er nicht vergessen. Wenn die zwei Wochen um waren, würde er wieder nach Los Angeles zurückkehren, wo die Erinnerungen an Mary noch lebendig waren.
Dort gehörte er hin.
„Sind Sie das, Sam?“
„Ja.“ Sam lief durch das stille Haus.
„Ich bin im Garten“, rief Tricia.
Er folgte ihrer Stimme. In der Küche lagen noch mehr Plätzchen als sonst zum Abkühlen auf dem Tisch. Alle waren schon in Cellophan gewickelt und mit lila Schleifchen verziert. Sam nahm eins in die Hand. Es hatte die Form eines Brautstraußes, wobei die Blumen alle mit hellem Zuckerguss umrandet waren. Beeindruckt legte er das Plätzchen wieder auf den Tisch zurück und ging zur Hintertür.
Durch das Fliegengitter hindurch sah er sie auf der obersten Stufe der Terrasse sitzen. Auf einem Teller neben ihr lagen zerbrochene Plätzchen. Außerdem stand noch ein halb voller Mixer da. Er öffnete die Tür und blickte zu ihr hinunter.
Tricia lehnte ihren Kopf in den Nacken. Ihr langes goldenes Haar breitete sich über ihren Rücken aus. „Hey. Wollen Sie auch eine Margarita?“, fragte sie lächelnd.
Sam grinste. Es hörte sich für ihn so an, als habe sie schon ein paar davon getrunken.
„Ich habe für Sie auch ein Glas rausgebracht.“
„Ist alles in Ordnung?“ Sam setzte sich neben sie, während Tricia ihm ein volles Glas Margarita reichte.
„Klar. Nehmen Sie sich ruhig von den Plätzchen.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas.
„Plätzchen mit Margaritas?“
„Plätzchen passen zu allem. Das können Sie mir glauben, ich bin die Plätzchenfrau.“
„Stimmt. Ich habe ganz vergessen, dass ich es mit einem Profi zu tun habe.“ Sam biss von einem Plätzchen ab. „Wie lange sind Sie schon hier draußen?“, fragte er und betrachtete ihr Profil, das sich im Schein des Lichts, das aus der Küche kam, als Silhouette abzeichnete. „Und wie viele von denen haben Sie schon getrunken?“
„Seit einer Stunde. Und ich habe erst zwei getrunken. Keine Sorge, Sie müssen mich nachher nicht ins Bett tragen.“ Ihre Stimme war leise.
„Das ist gut zu wissen. Gibt es einen besonderen Anlass, warum Sie hier draußen sitzen und trinken?“
„Braucht man für Margaritas einen besonderen Anlass?“
„Vermutlich nicht“, meinte er, obwohl er der festen Überzeugung war, dass das kühle Getränk ihm dabei half, den bitteren Beigeschmack des Schuldbewusstseins, das ihn plagte, hinunterzuspülen.
„Waren Sie schon mal verliebt?“, wandte sie sich plötzlich an ihn. „Ich meine, so richtig ernsthaft verliebt.“
Das Schuldgefühl kehrte augenblicklich zurück. Es traf ihn wie der Hieb eines Hammers. Sofort sah er Mary vor sich, allerdings nicht klar, sondern verschwommen und ungenau, als würde er sie durch dichten Nebel hindurch betrachten. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Ja.“
„Wirklich?“ Neugierig sah Tricia ihn an, und Sam hoffte, dass sie ihm keine weiteren Fragen stellen würde.
Nach einem kurzen Moment meinte sie: „Wenigstens haben Sie das schon mal erlebt. Ich nicht. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt, und das große Feuerwerk kenne ich nicht.“
„Was?“ Sam war verwirrt und gleichzeitig erleichtert darüber, dass sie ihn nicht mit weiteren Fragen löcherte.
„Sie wissen schon. Feuerwerk im übertragenen Sinn. Nach dem Sex. Wenn alles rosig und schön ist …“
„Aha …“ Sam lächelte und hörte ihr aufmerksam zu.
„Ich habe es noch nie gesehen oder gespürt.“ Sie schwenkte ihr Glas theatralisch hin und her, wie um die Bedeutung ihrer Worte noch zu unterstreichen. Etwas von dem hellgrünen Getränk schwappte über den Rand, und Tricia leckte es ab.
Der Anblick ihrer Zunge, wie sie zunächst über das Glas und dann über ihren Handrücken glitt, weckte in ihm sofort ein unglaublich starkes Verlangen.
„Meine Familie glaubt, ich hätte ein gebrochenes Herz“, fuhr Tricia fort – nichts ahnend von den verwirrenden Gefühlen, die sie in ihm auslöste. „Meine Schwester sagt, ich sei zu wählerisch, und meine Brüder wollen den nächsten Kerl, mit dem ich zusammen bin, erst mal gründlich unter die Lupe nehmen …“ Wieder schwenkte sie ihr Glas, dieses Mal etwas vorsichtiger. „Aber das wird nicht passieren, denn genau, wie ich
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