Collection Baccara Band 334
Augen befestigte die Dame eine weiße Rose an Blakes Revers. „Perfekt. Nun bringe ich Sie zu Richter Honeywell.“
Der Raum des Richters war von der Decke bis zum Boden mit dunklem Holz vertäfelt und mit weinrotem Brokat dekoriert. Zu beiden Seiten eines riesigen Schreibtisches standen die Fahnen der Vereinigten Staaten von Amerika und des Bundesstaates Texas. An der Wand im Hintergrund prangten mächtige Büffelgeweihe.
„Das sind Ms Templeton und Mr Dalton, Euer Ehren.“
Der ältere Herr erhob sich von seinem mächtigen antiken Ledersessel, der Grace an einen Thron erinnerte. Als er um den Tisch herum kam, um das Brautpaar zu begrüßen, flog seine schwarze Robe auf und enthüllte ein Paar solider Westernstiefel.
Richter Honeywell war mindestens einen Meter neunzig groß und so dünn wie eine Bohnenstange. Als er seine Hand ausstreckte, warf Blake instinktiv den Kopf zurück, um nicht von dem extrem steifen, gezwirbelten Schnurrbart des Richters gepikst zu werden.
„Aha, Sie sind also der Junge von Big Jake Dalton.“
„Einer davon“, erwiderte Blake lächelnd.
„Hat er Ihnen mal erzählt, wie wir in einem Saloon südlich von Nogales aufgeräumt haben?“
„Ich wüsste nicht.“
„Na gut, einige Geschichten behält man auch besser für sich.“ Danach wandte sich der Richter an Grace. „Eigentlich müsste ich Sie vor Big Jake Daltons Söhnen warnen, wenn sie nicht so eine bildschöne und smarte Mutter hätten. Nirgendwo in den Vereinigten Staaten könnte man eine bessere finden. Kommt Delilah nicht zur Trauung?“
„Nein, nur mein Bruder.“
Grace machte große Augen, denn das war ihr völlig neu.
„Alex müsste jeden Moment eintreffen“, erklärte Blake und horchte, weil er im Vorzimmer Schritte hörte.
Gleich darauf brachte die nette Dame ein weiteres Paar herein. Der große blonde Mann war Blakes Ebenbild. An seiner Seite ging eine hübsche junge Frau mit kastanienbraunem Haar.
„Julie!“, rief Grace voller Freude aus und lief auf sie zu.
Aber dann hielt sie abrupt inne, weil sich ihr schlechtes Gewissen meldete. Auch wenn sie die beiden nicht angelogen hatte, hatte sie ihnen doch einiges verschwiegen. Wahrscheinlich waren Alex und Julie genauso verärgert und enttäuscht wie der Rest der Familie.
Erleichtert konnte Grace jedoch feststellen, dass sich in Julies grünen Augen kein Fünkchen Ärger spiegelte, sondern nur Mitleid.
„Grace, du Dummkopf!“ Julie lief an Blake vorbei auf ihre Freundin zu und umarmte sie mitsamt dem Brautstrauß. „Du hättest das nicht allein durchstehen müssen. Warum hast du dich mir nicht anvertraut? Ich hätte dein Geheimnis schon gewahrt.“
Als Grace die Worte hörte, war sie gerührt, ließ es sich aber nicht anmerken. „Ich hatte kein Recht dazu, das Geheimnis preiszugeben.“
Ihr Blick fiel auf Blakes Bruder. Alex schien ihr nicht so versöhnlich gestimmt zu sein wie seine frischgebackene Ehefrau. Das nahm Grace ihm nicht übel. Sie hatte gesehen, wie zärtlich auch er in den letzten Wochen mit Molly umgegangen war. Wahrscheinlich bedeutete es für ihn eine große Enttäuschung, dass er nicht der Vater, sondern nur der Onkel der Kleinen war.
„Es tut mir leid, Alex“, entschuldigte sie sich bei ihm. „Ich hatte zunächst wirklich keine Ahnung, wer von euch Mollys Vater ist. Und später warst du dann ja auch sehr mit deinem Privatleben beschäftigt.“
Alex entspannte den Kiefer. „Oh ja, niemand kann sich vorstellen, wie stur diese Frau war, bis ich sie endlich erobern konnte.“
Einen Moment lang schaute er Grace schweigend an, und sie machte sich zumindest auf einen Vorwurf gefasst. Aber er hatte ein ganz anderes Problem.
„Mein Bruder hat zweifellos den besseren Charakter von uns. Trotzdem kann er genauso rücksichtslos sein wie ich und hat den gleichen Dickschädel wie unsere Mutter, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Er hat uns erklärt, dass er dich unbedingt heiraten will. Aber was ist mit dir? Bist du dir auch ganz sicher, dass du seine Frau werden willst?“
Vor Aufregung umklammerte Grace ihre Rosen fester. Der zarte Blumenduft stieg ihr in die Nase, als sie sich zu ihrem Bräutigam umwandte. Blake stand zwar wie ein Fels da, sehr selbstbewusst und unerschütterlich, dennoch suchte er ihren Blick, um ihr fest in die Augen zu schauen.
„Ja“, antwortete Grace, ohne den geringsten Zweifel in ihrer Stimme. „Ich bin mir sicher.“
Was war es, das sich in Blakes Gesichtszügen spiegelte? Genugtuung,
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