Collection Baccara Band 336
ihm auch dieses Mal gelingen.
Gina konnte nicht anders. Das Lächeln, das seit Zoies Besuch auf ihrem Gesicht lag, wollte einfach nicht verschwinden. In dieser euphorischen Stimmung verbrachte sie den größten Teil des Tages damit, an einem neuen Buch zu arbeiten.
Jedenfalls versuchte sie es.
Sie ertappte sich jedoch immer wieder dabei, wie sie Briefpapier entwarf, das ihren zukünftigen Namen trug. Mrs Case Fortune. Gina Reynolds-Fortune. Gina Fortune. Am Ende gab es viel mehr solcher Entwürfe als Manuskriptseiten, doch was machte das schon? Sie hatte schließlich noch keinen Abgabetermin. Und außerdem würde sie bald heiraten. Einer angehenden Braut stand es zu, mindestens einen Tag nur damit zu verbringen, glücklich zu sein.
Aber nur einen, ermahnte sie sich pflichtbewusst. Sie musste ein neues Buch schreiben und eine Hochzeit planen. An einem der nächsten Tage wollte sie mit ihrem Verleger über eine möglichst lange Abgabefrist sprechen.
Sie konnte keine Ablenkungen oder zusätzlichen Stress gebrauchen. Hochzeitsvorbereitungen kosteten viel Zeit. Ein Hochzeitskleid und Kleider für die Brautjungfern mussten gekauft werden. Es galt, Musik und Blumen auszuwählen, ebenso wie den Partyservice. Eine Menüfolge für das Hochzeitsessen musste zusammengestellt werden. Sie brauchten einen geeigneten Ort für den Empfang. Da waren viele Entscheidungen zu treffen.
Ihre Euphorie ebbte ab, als ihr klar wurde, dass sie all diese Entscheidungen allein fällen musste. Sie hatte keine Mutter mehr, die ihr dabei helfen und sie beraten würde, und keinen Vater, der sie vor dem Altar ihrem zukünftigen Ehemann übergeben würde.
Sie wandte den Blick vom Computermonitor und schaute aus dem Fenster. Plötzlich liefen ihr Tränen über die Wangen. Eine Hochzeit war einer der wichtigsten Meilensteine im Leben einer Frau. Ein Ereignis, an dem die ganze Familie teilhaben sollte.
Sie hatte keine Familie, weder Mutter noch Geschwister, und keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Sie warf einen Blick zum Telefon und biss sich auf die Unterlippe. Sie könnte seinen Anruf erwidern und einen letzten Versuch starten, die Beziehung zu ihm wieder aufzunehmen.
Nach einer Weile richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach draußen. Nein, sie würde ihn nicht anrufen. Es gab keinen Grund, diese ganz besondere Zeit mit ihm zu teilen, abgesehen davon, interessierte es ihn vermutlich auch nicht. Er hatte sie immer im Stich gelassen, sogar, als sie ihn am dringendsten brauchte.
Während sie aus dem Fenster schaute, verdrängten neue Sorgen den Gedanken an ihren Vater. Wen sollte sie zu ihrer Hochzeit einladen? Traditionell waren die beiden Bankreihen in der Kirche in zwei Bereiche geteilt. In einem saßen die Gäste der Braut, in dem anderen nahmen die des Bräutigams Platz. In ihrem Fall wären dessen Reihen vermutlich mit Freunden und Angehörigen überfüllt, aber wer würde auf den Bänken der Braut sitzen?
Sie hatte nur Zoie.
Bei dieser Vorstellung lähmte ein Anflug von Panik sie. Verstärkt wurde dieser Anfall durch den Gedanken, dass sie an ihrem Hochzeitstag im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen würde. Das hasste sie fast ebenso sehr wie unübersichtliche Menschenmengen.
Als ein Klopfen an der Tür ertönte, fuhr sie erschrocken herum. Ihr Herz hämmerte wie wild.
„Gina?“, rief Case von draußen.
Beim Klang dieser Stimme rannte sie geradezu zur Tür.
„Können wir nicht einfach durchbrennen?“, fragte sie ihn, nachdem sie ihm geöffnet hatte.
Er blinzelte überrascht. „Woher kommt das denn auf einmal?“, erkundigte er sich, während er aus dem Mantel schlüpfte.
Sie schloss die Tür und ging zum Sofa. „Ich habe gerade über die Hochzeit nachgedacht. Dabei fiel mir auf, dass es niemanden gibt, der mich zum Altar führen kann.“
„Du hast deinen Vater“, erinnerte er sie.
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und er hob die Hände.
„Schon gut. Vergiss diese Bemerkung.“
Seufzend ließ sie sich aufs Sofa sinken. „Selbst wenn ich mich überwinden würde, ihn darum zu bitten, habe ich niemanden, den ich einladen könnte.“
Er setzte sich neben sie und legte ihr eine Hand in den Nacken. „Aber natürlich hast du das.“
„Nein, eben nicht“, sagte sie hartnäckig.
„Komm schon, Gina. Du warst doch in einem Internat und später am College, oder etwa nicht? Während dieser Zeit hast du bestimmt ein paar Freundschaften geschlossen.“
„Mit einer Mutter, die Selbstmord begangen hat, und einem Vater, der
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