Collection Baccara Band 337
schwang sich auf sein Bike.
Bryan folgte ihm. Die Zähne zusammengebissen, raste er bergab. Er umklammerte den Lenker so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Wie sehr es ihm gefehlt hatte, so unbekümmert den Augenblick zu genießen!
In manchen Dingen hatte Zephyr recht. Vielleicht war Bryan in letzter Zeit ein bisschen verkrampft. Es war etwas anderes, ob er die Regeln befolgte, um aufzusteigen, oder ob er sich ihnen völlig unterwarf.
Er war bereit, die Vorschriften zu missachten, wenn niemand ihn beobachtete, und deshalb hatte er Angela erlaubt, die Pralinen für die Party zu liefern. Seine lockere Seite war also noch vorhanden. Doch er versteckte sie, sobald jemand auftauchte, der sie vielleicht missbilligte.
Mit angespannten Muskeln raste er durch eine Kurve, dass der Schotter nur so hochspritzte. Er wollte, dass die Geschäftsführung Notiz von ihm nahm. Also sollte er vielleicht genau die Dinge, die ihn von den anderen Managern unterschieden, zu seinem Vorteil einsetzen. Er würde mutiger sein und eher seinen eigenen Instinkten als dem Regelbuch der Firma folgen. Wenn er mehr wagte, konnte er auch mehr gewinnen.
Und irgendwann würde Carl – und Angela – feststellen, dass er ein Mann war, der selbst denken und handeln konnte. Ein Mann, der keine Angst hatte, in seinem Job Risiken einzugehen … oder eine Frau zu lieben, die von anderen unterschätzt wurde.
„Ach, du lieber Himmel! Du siehst ja schrecklich aus!“
Wenn Angela geglaubt hatte, dass sie ihre Trennung von Bryan vor Tanya verheimlichen konnte, hatte sie sich getäuscht. Als Angela das Theater am Sonntagnachmittag durch den Seiteneingang betrat, hielt ihre Freundin ihr die Tür auf.
„Ich hatte keine Lust, mich zurechtzumachen“, versuchte Angela sich herauszureden und schob sich an Tanya vorbei.
Doch die fasste Angela am Arm. Für eine so zierliche Frau hatte sie einen erstaunlich festen Griff. „Du hast Ringe unter den Augen, die so groß sind wie die Teller in meinem Küchenschrank. Und was ist mit deinem Haar los?“
Angela griff in den unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf. „Ich habe an einem neuen Rezept gearbeitet, deshalb habe ich sie einfach nur hochgesteckt.“ Seit Samstagmorgen hatte sie ununterbrochen gebacken. Auf der Theke im Laden türmten sich Kekse und Gebäck, doch diese Therapie hatte ihren Schmerz kaum lindern können.
Noch immer betrachtete Tanya sie ungläubig. „Ist das ein Kaftan , was du da trägst?“
Angela blickte an der bauschigen Chiffontunika hinab, die sie zu Jeans und Stiefeln trug und wich dem Blick ihrer Freundin aus. „Ich bin die Rollen gestern Abend noch einmal durchgegangen, und ich glaube, Marcia passt besser zu mir als Roxanne“, sagte sie. „Sie ist dieser komische Typ Frau, den ich so gut spielen kann. Und ihr Text ist toll.“
„Das gilt für Roxanne genauso. Und die Rolle bringt deine Fähigkeiten viel besser zur Geltung.“
Angela zog ihre Tasche vor die Brust. „Ich glaube nicht, dass das Publikum mich in der Hauptrolle akzeptieren würde.“
„Und ich glaube, dass du talentiert genug bist, um den Zuschauern zu beweisen, dass sie sich irren.“
Angela schüttelte den Kopf. „Die Leute sind noch nicht bereit dafür.“ Sie drehte sich um und machte sich wieder auf den Weg ins Foyer.
„Feigling“, sagte Tanya.
Angela blieb stehen. „Ich bin nur vernünftig, nicht feige“, sagte sie steif.
„Ach, nein?“ Tanya hatte sie eingeholt. „Ich habe Bryans Wagen in letzter Zeit gar nicht mehr vor deinem Haus gesehen.“
Angela erstarrte. „Seit wann führst du Buch darüber?“
Sanft legte Tanya ihrer Freundin eine Hand auf den Arm. „Ich will dir helfen“, sagte sie. „Ich hasse es, wenn es dir so schlecht geht. Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?“
Angela schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben nur beschlossen, dass es zwischen uns nicht funktioniert.“
„Ich dachte, es läuft alles gut. Ich habe dich noch nie so glücklich gesehen.“
„Ja … aber wir sind einfach zu verschieden.“
„Macht das eine Beziehung nicht erst interessant?“
„Bryan und ich wollen nicht dasselbe. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, während er vor Ehrgeiz brennt und viel mehr will.“
„Was ist falsch daran? Aus Ehrgeiz hast du deinen Pralinenladen eröffnet, oder etwas nicht?“
„Musst du mir heute ständig widersprechen?“
Gleichmütig blickte Tanya sie an und schwieg.
„Natürlich ist nichts falsch daran“, sagte Angela. Sie konnte nicht
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