Collector
haben. Und dass BaIn kybernetische Experimente mit gestohlener Ware an Betas anstellt.« Ausführlich berichtete er, wie er darauf gekommen war.
»Das hätte ich nicht gedacht«, sagte sie, als er fertig war, und nahm sich das Glas, das er vor ihr auf den Tisch gestellt hatte. Sie musste dringend trinken, die Neuigkeiten hatten den Mund trocken werden lassen. »Jetzt sind alle Parteien, die in das Spiel verwickelt sind, auf der Cortés.«
»Auf einer Mission, die von höchster Bedeutung für die Menschheit ist«, fügte Kris hinzu und stieß mit ihr an. »Das kann noch mehr als heiter werden.«
Sie lächelte. »Meine Schwester hat dich am Leben gelassen, trotz des Chaos im Laderaum.«
Kris nippte an seinem Wasser. »Es fiel ihr schwer«, frotzelte er. »Sie hat gesprüht vor Wut. Aber 23 konnte beweisen, dass ich nichts damit zu tun hatte. Das hat sie milder gestimmt.« Er wich ihrem Blick aus.
Sie wusste, was er verbergen wollte: dass er und Nuria mit Sicherheit Sex gehabt hatten. Vor, während oder nach der Besprechung. Aus irgendeinem Grund war ihm das peinlich. Weil ich ihre Schwester bin? »Sind dir zufällig deine Halbgeschwister und deren Freunde begegnet?«
»Ja. Sie kamen später dazu. Nuria begrüßte sie recht freundlich und erteilte ihnen dann eine Rüge, weil sie sich durch ihre gefährliche Aktion hervortun wollten. Mehr gab es dazu wohl nicht zu sagen. Nicht von ihrer Seite aus.«
Für Faye bedeutete das nicht einmal eine große Überraschung. »Vermutlich wusste sie längst, was in dem Hangar wirklich geschehen ist. Aus taktischen Gründen hat sie davon abgesehen, die Automaten von Bord zu werfen.« Sie fuhr sich durch die kurzen schwarzen Haare. »Sie will, dass sie auf der Cortés bleiben.« Das Ränkespiel zwischen BaIn und dem 20T ging demnach weiter.
»Und ich habe das Gefühl, dass es meinen Halbgeschwistern um mehr als die Suche nach meinem Vater geht«, fügte er hinzu.
»Nach allem, was ich gehört habe: um die Collectors.«
»Tja.« Er nickte, leerte sein Glas in einem Zug und schenkte sich aus einer anderen Flasche ein; der Geruch von Rotwein breitete sich in der Kabine aus. »Nur so ein Gefühl. Ich kann es dir nicht einmal genau sagen.« Er räusperte sich, nahm das Weinglas und setzte sich neben sie. Seine Finger drehten unentwegt das Glas. »Faye, ich habe eine Bitte an dich.«
Er klingt sehr besorgt. »Es geht um etwas anderes als das, worüber wir gerade gesprochen haben, richtig?«
»Um das Wichtigste in meinem Leben.« Er schluckte und goss ihr ebenfalls Wein ein. »Ich habe eine Tochter. Soraya. Sie ist drei Jahre alt, und sie leidet an einer Gen-Mutation«, begann er zögernd. »Ich habe Huntington-Singh davon erzählt. Als Lohn für meine Teilnahme an der Mission wird BaIn ihre DNA reinigen und sie zu einem gesunden Kind machen.« Seine Stimme zitterte leicht. »Aber beim letzten Gespräch ... Ich ... Ich glaube, sie werden Soraya behalten und Experimente mit ihr durchführen«, flüsterte er tonlos.
Es ließ sie nicht kalt. Faye fühlte tiefes Bedauern mit Kris und berührte ihn an der Schulter.
Er schniefte, sein Dankeslächeln misslang. »Meine ExFrau hat auf mein Drängen hin Papiere unterschrieben, womit sogar das Sorgerecht für die Dauer der Behandlung an das Unternehmen abgetreten wird. Sie hat diese Scheiße einfach unterschrieben. Alles. Ohne nachzudenken«, sagte er verzweifelt, mit unterdrücktem Weinen in der Stimme. »BaIn kann Soraya rausgeben, wann immer der Konzern es will, und nicht, wenn wir es verlangen. Wir, die leiblichen Eltern!«
»Wie geht denn...«
»Sie nennen es medizinische Gründe. Wenn es für den Heilungsprozess wichtig ist, dürfen sie die Herausgabe verweigern. So lange, bis es besser ist. Anders gesagt: so lange, wie sie wollen. Dreckschweine!« Er trank seinen Wein hastig aus, stellte das Glas auf den Tisch und stützte die Stirn auf die Handballen. »Ich habe die Kleine noch niemals vor mir stehen sehen, Faye. Ich hatte immer die Hoffnung, dass ich sie eines Tages besuchen könnte. Es soll nicht zu spät sein. Meine Schuld...« Er musste sich unterbrechen, rang um Fassung.
Fuck. Faye wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie rutschte einfach näher heran und legte einen Arm um seine Schulter.
»Nuria meinte, dass es sie nichts anginge«, würgte er hervor und klang dabei zornig.
»Sie verfolgt immer nur ihre eigenen Interessen, Kris«, sagte sie mitleidsvoll. »Wer weiß, welche Ziele sie gerade mit ihrem Driver im Kopf
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