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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kris' Nähe. »Entschuldige, wenn ich dich vollquatsche.«
    »Nein, ich bestehe darauf«, entgegnete er auch nicht mehr ganz nüchtern. »Ich will mehr wissen.«
    Sie goss ihnen beiden nach, die Flasche war leer. Sie las auf dem Etikett, dass es Starkwein war. Knappe einundzwanzig Prozent. Deswegen fühle ich mich so. Drauf geschissen! »Ich stellte Nachforschungen an. Über diese Wesen. Es gibt nur Theorien, denn CoDriver sprechen kaum darüber. Aber es scheinen hoch entwickelte Lebensformen zu sein, die nur im Verbund mit einem anderen Intellekt existieren können. Und so wie es aussieht, bloß mit Menschen. Es wurden noch keine CoDriver bei anderen Rassen festgestellt. Oder sie tarnen sich. Und verlassen hat ein Driver einen Menschen niemals freiwillig. Man nimmt an, dass sie mit dem CoDriver zusammen sterben, weil sie nur mit bestimmten Hirnströmen zurechtkommen.«
    »Keine guten Aussichten, die alte Schwester zurückzubekommen.« Kris legte die Füße hoch und lehnte sich zurück.
    Sie tat es ihm nach. »Nein. Ich habe es aufgegeben.« Faye ließ den Wein im Glas kreisen. »Die Probleme wurden erst dann massiv, als der Driver meiner Schwester zu der Ansicht kam, dass ich ebenso kompatibel für ihn bin. Sollte meiner Schwester also etwas geschehen, bin ich die Ersatzhülle. Schmeichelhaft, was? Die zweite Garnitur.«
    »Keine Chance, sich dagegen zu wehren?«
    Faye schüttelte den Kopf. »Nein. Ein Mensch kann die Okkupation nicht verhindern. Außer, ich bin weit genug weg.«
    Kris stieß die Luft aus. »Das ist wirklich wie bei der Obhut der Collectors! Menschenverachtend!«
    »Mir droht das gleiche Schicksal. Wenn ich Pech habe.« Sie stieß wieder mit ihm an. Seine braunen Augen wurden immer magischer für sie. »Ich liebe meine Schwester, aber das Wesen, das sie benutzt, hasse ich weltalltief. Sollte Nuria sterben, werde ich mich ebenfalls umbringen, damit dieses Ding nicht in mich fährt.«
    Kris legte eine Hand auf ihre Schulter. »Tu das nicht«, sagte er sanft. »Es wäre zu schade um dich.« Er sah sie lange an.
    Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden.
    »Danke«, gab sie verwundert zurück und spürte ein leichtes Ziehen in der Brust. Was ist das denn? Ihr Herz schlug schneller, als sie es gewohnt war. »Es ist schon ... ich muss noch...« Faye erhob sich rasch. »Ich bin dabei, Kris«, sagte sie zum Abschied, der sogar für sie selbst überraschend kam. Ihr war schrecklich warm. Der Wein? »Ich schaue, was ich von den Justifiers erfahren kann.« Sie reichte ihm die Hand. Ihr Blick fiel auf einen Digitalrahmen, in dem ein kleines Mädchen zu sehen war, das ihrem Vater sehr ähnelte. Es lachte und zeigte in die Kamera. Bildhübsch.
    »Treffen wir uns morgen zum Joggen?«, fragte er sie. Seine Hand fühlte sich warm und trocken an.
    »Wie immer«, gab sie hastig zurück und spürte, dass ihr Herz wie rasend pochte. Ich bin den Alkohol nicht mehr gewohnt. »Den Collector werde ich mir auch nochmal anschauen.« Sie trat hinaus auf den Gang und ließ Kris in seiner Kabine zurück.
    Ihre Gedanken kreisten. Nun wurde die Reise noch spannender, als sie es befürchtet hatte. Viele Parteien, die Geheimnisse hegten, ein unbekanntes Wesen, das sie nicht verstanden und nicht aus seiner Rüstung bekamen, und seit wenigen Minuten eine persönliche Mission: »Rettet Soraya.«
    Fayes Herz beruhigte sich allmählich wieder.
    Was tue ich als Erstes?
    Sie konnte den Collector nochmals besuchen und einen Blick auf die Geräte werfen. Dass der unheimlichste der 20T, Kothar, etwas mit der Panzerung angestellt hatte, wusste sie ganz genau. Und Nuria wusste es gleichermaßen - allerdings mit dem Unterschied, dass sie mit dem Wissen etwas anzufangen vermochte.
    Sie könnte die Begegnung der beiden absichtlich zugelassen haben. Faye stieg in den Lift, der sie in die Frachträume und zu dem Hangar brachte, wo der Gefangene streng bewacht wurde. Meine Schwester tut nichts, ohne dass sie davon einen Vorteil haben könnte.
    Faye verließ die Kabine und sah das Schild auf der Hangartür bereits von weitem. Als sie näher gekommen war, las sie das Aufgedruckte: ZUTRITT NUR FÜR BEFUGTE. Sie blickte durch die Scheibe hinein.
    Lopez, die zusammen mit einem anderen Gardeur in dicker Panzerung dahinter stand, wurde auf sie aufmerksam und machte ihr mit einer abwehrenden Geste klar, dass sie nicht zu den Befugten gehörte.
    Nicht mehr.
     

Elfter Akt

Erste Szene
11. Mai 3042 a. D.[Erdzeit]
    SYSTEM: MECHA
    PLANET: AUTOMATON PRIME
    (

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