Collector
verfolgt. Sobald sie diese erreicht hat, wird sie BaIn verlassen und sich etwas Neues suchen. So war sie in den letzten Jahren immer.« Sie drückte ihn leicht. »Ich weiß, dass es sich anhört, als wäre ich die verbiesterte oder eifersüchtige Schwester, aber ich warne dich noch einmal vor ihr.« Sie betrachtete dabei sein Gesicht, achtete auf die Reaktion. Sie wusste, dass sie seine Gefühle verletzte, aber zu seinem eigenen Schutz geschah das besser jetzt als später. »Du bist für sie nichts anderes als ein nettes Spielzeug, das dazu noch wichtig für die Mission ist. Dass sie mit dir schläft, bedeutet für sie nichts. Sie will Spaß, keine Liebe.«
»Ich denke, ich liebe sie«, entgegnete er nachdenklich. »Es ist so... unbeschreiblich!«
Logisch! Ihre Geheimwaffe. Der arme Kerl. »Sie benutzt Pheromone, Kris«, gab sie zurück. »Sie hat das Parfüm selbst entworfen. Kein Mann, der nicht schwul ist, wird ihr widerstehen können. Es ist ein Trick, um möglichst viele Menschen an sich zu binden.«
Er sah sie entsetzt an.
Faye goss ihm Rotwein nach. »Es ist wahr.« Sie zog den Arm zurück. »Ich nehme an, ich soll dir dabei helfen, deine Tochter aus den Fängen von BaIn zu befreien?«
»Das wäre großartig«, sagte er und klang noch immer überrascht. Mit dem Pheromon-Trick hatte er überhaupt nicht gerechnet. Die Erkenntnis, das Opfer von einem Sexuallockstoff, einer guten Figur und eines schönen Gesichts geworden zu sein, schmerzte gewiss und machte wütend. Sie las es in seinen Augen, die ihr sehr gut gefielen. »Ich suche nach Beweisen, mit denen ich BaIn gegenüber dem 20T erpressen kann. Und ich denke, dass McFaiden auch involviert ist. Er hat seinen Justifiers den Mund verboten, als ich sie zu den Betas befragen wollte.«
Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Ich helfe dir gern, Kris. Erstens wegen deiner kleinen Tochter, die es nicht verdient hat, als Experiment zu enden, und zweitens, weil ich meiner Schwester damit endlich das zurückgeben kann, was sie mir in den letzten Jahren angetan hat, seit sie zu einer CoDriverin geworden ist.« Sie trank vom Wein, doch der aufsteigende Groll ließ sich nicht hinabspülen.
Kris schien es zu ahnen. »Wie kam es, dass sie von dem Geistwesen ...« Er suchte nach dem richtigen Wort.
»Okkupiert«, vollendete Faye »Sie versuchen es, als eine Besonderheit darzustellen, aber letztlich ist es nichts anderes als eine Besatzung auf Lebenszeit. Die etwas andere Art der Obhut. Das ist meine Meinung dazu.« Sie holte tief Luft. »Meine Schwester war ganz anders früher. Brillant, ja, ein bisschen eingebildet deswegen, das auch. Aber kein Sexmonster oder die rücksichtslose Einzelgängerin, die nur ihre Ziele verfolgt. Dabei zweifle ich, ob es wirklich ihre Ziele sind oder die des Geistwesens.«
Kris nickte. »Ich habe gelesen, dass es einen jederzeit treffen kann.«
»So ist es auch. Nuria befand sich auf einer Tagung auf Acropolis, in Polis-Beach. Es geschah in der Mittagspause, mitten in der Kantine, zwischen zweihundertelf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die über die Nutzung von schwarzer Materie diskutierten.«
»Du warst dabei?«
»Nein. Ich war am Strand und gab ein paar Kindern Surfunterricht. Polis-Beach ist dazu wie geschaffen. Ich lebte dort lange Zeit zusammen mit Nuria, bis sie zur CoDriverin wurde.« Faye tat die Erinnerung weh. Vor allem die Erinnerung an die gescheiterte Beziehung mit James Jablu, die ihre veränderte Schwester zerstört hatte. »Jedenfalls kippte sie mitten im Satz vom Stuhl. Alle dachten, es sei ein Gehirnschlag, bis sie im Krankenhaus feststellten, dass ihre Werte in Ordnung waren. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, sprach sie nur noch in der beschissenen Wir-Form. WIR wollen das, WIR können jenes, WIR sind so toll!«, imitierte sie ihre Schwester kurz und wurde wieder ernst. »Eine andere Nuria als zuvor.« Sie seufzte und trank noch einen Schluck Wein.
»Hast du dich damals für sie gefreut? Es gilt als Auszeichnung, von den Wesen ausgesucht zu werden. Na ja, bis vor kurzem habe ich auch so gedacht.«
»Das dachte ich noch nie! Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass mir so ein Geist in den Verstand kriecht und mich verändert, ohne dass ich es merke und es auch noch gut finde, wie ich bin.« Faye bemerkte, dass sie ihr Glas ausgetrunken hatte und der Alkohol sie bereits redseliger machte.
Aber es tat ihr gut, mit jemandem über all das zu sprechen. Das konnte sie normalerweise nicht. Sie mochte
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