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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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trug einen Koffer bei sich, in dem verschiedene Notfallpräparate steckten. In unregelmäßigen Abständen spritzte er Lyssander etwas, um ihn zu beruhigen und die immer weiter außer Kontrolle geratenden Werte zu bändigen. Das Neuroleptikum würde der Mediator nicht erhalten. Noch nicht. Sie brauchten einen Erfolg.
    »Sein Blut kann ich direkt als Chemiecocktail verkaufen«, flüsterte Ingstrabur Faye zu und wählte bereits eine neue Ampulle aus, die er in den Hochdruckinjektor schob. »Danach wird eine Entgiftung angesagt sein, sonst versagen die Organe der Reihe nach.«
    Faye fühlte durchaus Mitleid, wollte ihm aber keines gönnen. Tu deine Arbeit, Lyssander. Rette deinen Sohn!
    Sie schwebten im All, untätig und ungeduldig, in der Nähe eines Planeten, dessen Namen sie vergessen hatte und der unter Obhut stand. Sie blieben weit genug entfernt, um nicht aufgespürt zu werden.
    Mach schon! Sie hätte den Mann am liebsten geschlagen, um ihn anzutreiben.
    Lyssander presste die Handflächen vor der Brust zusammen, schlug sich gegen den Kopf. »Ich finde meinen eigenen Sohn nicht!«, brüllte er und hielt sich am Sessel fest. Wieder rann Blut, dieses Mal aus beiden Nasenlöchern; teilweise war es schon geronnen, kleine Klümpchen wurden ausgeschwemmt. »Verdammte Götter! Ihr werdet mich nicht besiegen! Ich zerstöre eure Paläste, wo immer ihr wohnt! Ich besitze mehr Macht als ihr!« Er drückte einen Handballen gegen das rechte Auge. »Es platzt!«, keifte er. »Nein, es springt! Ich sehe ... damit in das ... Interim!«
    Dem Schweigen auf der Brücke merkte man die Betretenheit an. Eine Mischung aus Betroffenheit und Furcht davor, dass der Mann bald Schlimmeres anrichten würde, als Bildschirme zum Wackeln zu bringen und Helme zu spalten. Laroux' Gesichtsausdruck nach zu urteilen, machte sie sich erhebliche Sorgen um den Hyperion-Zerstörer und die Crew.
    »Miss Durrick«, sagte sie von ihrem Sessel aus. »Ja?«
    »Ich habe Nachricht von Air Marshai Tannmann erhalten. Sagen Sie dem Suchergenie, dass uns noch knappe zwölf Tage bleiben, um die Cortés zu finden und aufzubringen. Dann muss ich mit der Jeton zur VHR-Flotte stoßen. Sie können auf meinen Zerstörer beim Angriff auf die Collectors nicht verzichten.«
    Faye nickte und war sich sicher, dass Lyssander die Frau genau gehört hatte, aber seit dem ersten Zusammentreffen sprach er nicht mehr mit ihr. »Danke.« Sie ersparte sich jeden Versuch, mehr Zeit heraushandeln zu wollen. Die Kommandantin würde sich an ihre Befehle halten. Außerdem war die Unterstützung für die Flotte mehr als wichtig. Überlebenswichtig.
    Sie legte Kris' Vater die Hand auf den Rücken. »Bitte, Mister Lyssander.«
    »Ich weiß es doch!«, fuhr er sie an, und sein linker Arm zuckte unkontrolliert in die Höhe, verfehlte das eigene Gesicht knapp und fiel schlaff herab. Ingstrabur hatte den Kontrollverlust über die Gliedmaßen vorhergesagt. Lyssander bekam Ticks und Anfälle wie Patienten mit Tourette-Syndrom. »Was denkst du, was ich hier tue, Schwarzschopf? Die Sterne zählen, die ich begaffe?« Er fletschte die Zähne und gab Schmatzgeräusche von sich. »Oh, könnte ich sie doch verschlingen«, raunte er gleich darauf. »Das All fressen und raffen, um schneller zu sein als ...«
    »Hören Sie auf damit, Sie Irrer!« Faye versetzte ihm eine Ohrfeige - doch er wich pfeilschnell aus, lachte und wies mit dem Zeigefinger auf sie. Er amüsierte sich über sie, verhöhnte sie.
    Sie verlor die Beherrschung und schlug wieder zu, aber er zuckte vor der Faust zurück. Die Knöchel zischten harmlos durch die Luft. Lass es sein, riet ihr die Vernunft. »Lyssander, ich weiß nicht, was ich noch alles sagen und tun muss, um Sie anzutreiben«, sagte sie verzweifelt. »Reißen Sie sich zusammen, oder Sie sind bald wahnsinniger als 23 und haben nichts erreicht. Ihr Sohn wird sterben!«
    Lyssanders Gesicht gefror mitten im Lachen ein, wurde zu einer Grimasse. »Aber natürlich«, wisperte er. »Aber natürlich!«, schrie er dann aufgeregt und legte beide Hände gegen die eingeblendete Sternenkarte. »Wo bist du?«, rief er gellend und schloss die Augen. »WO?«
    Faye sah fasziniert und erschrocken zu, wie die Karten ohne Zutun des Navigators wechselten. Sie huschten viel zu schnell vorbei, um sie mit normalem Verstand zu erfassen. Aus Lyssanders Nase sprudelte das Blut und flutete die Konsole darunter. Ingstrabur sprang herbei und tamponierte die Nasenlöcher.
    Der Mediator atmete durch den Mund,

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