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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Bauch.
    Das Mädchen brachte ihr eine heiße, salzige Suppe, die Marina hungrig austrank.
    »Ich Dawa Zangmo«, sagte das Mädchen in holprigem Englisch. »Haben auch von Ang Lhakpa Gyaltsen vielleicht träumt? Das ist Junge neben.«
    Marina betrachtete den jungen Mönch neben ihr.
    »Er kommt bald zurück«, sagte sie. »Er ist schon auf dem Weg zu dir.«
    Das Mädchen strahlte und brachte ihr eilig eine weitere Schüssel mit Suppe. Danach fühlte sich Marina vollends wach und gestärkt, wie nach einer langen Krankheit.
    Nach und nach kamen die Mönche des Klosters herein und bestaunten sie scheu, verneigten sich mit gefalteten Händen und ließen sich vor ihr nieder wie vor einem Wunder. Der Abt ließ sie zunächst gewähren, dann scheuchte er alle wieder hinaus.
    »Sie brauchen Ruhe«, erklärte er. Aber bevor auch er sich zurückzog, konnte er die Frage nicht mehr zurückhalten, die ihm offenbar schon die ganze Zeit auf der Seele lag.
    »Dieses Amulett«, sagte er. »Als wir Sie fanden, hatten sie es nicht bei sich. Und auch die ganze Zeit nicht, die Sie hier bei uns lagen. Aber als Dawa Zangmo mich rief, dass Sie erwacht wären, hatten sie es plötzlich in der Hand. Wo kommt es her?«
    »Es ist zurückgekehrt«, sagte Marina bloß, weil sie auch keine bessere Antwort darauf hatte. Und fügte hinzu: »Sie müssen keine Angst haben.«
    »Was bedeutet es?«, fragte der Abt.
    »Es ist ein Schlüssel.«
    Das schien dem Abt vorerst zu genügen. Er verbeugte sich und ließ Marina mit ihren wirren Gedanken und Fragen allein. Sie versuchte, aufzustehen, merkte aber, dass ihre Beine zitterten und setzte sich sofort wieder hin. Dann versuchte sie es erneut und machte die ersten, tapsenden Schritte, als ob sie das Gehen erst wieder lernen müsse. Als ob sich die Gesetze der Schwerkraft in den vergangenen beiden Tagen verändert hätten. Die ganze Zeit über dachte sie an Nikolas und seine Worte.
    Nach einer Weile kehrte der Abt wieder zurück. Er wirkte irritiert.
    »Bitte begleiten Sie mich. Da ist … ein Anruf für Sie.«
    Er führte sie aus dem Schlafsaal, durch den Gebetssaal hinaus ins Freie zu einem der niedrigen Seitengebäude. Marina genoss die klare, regenschwere Luft. In einem winzigen Büro stand ein uralter Telefonapparat mit Wählscheibe. Der Hörer lag auf dem Tisch.
    »Ja?«, sagte Marina in den Hörer.
    »Marina Bihari?«, fragte eine männliche Stimme, vermischt mit dem Rauschen in der Leitung.
    »Ja.«
    »Mein Name ist Franz Laurenz«, sagte der Mann. »Ich bin der Vater von Maria und ein Freund von Peter und Nikolas.«
    »Ich weiß«, sagte Marina. »Nikolas hat von Ihnen gesprochen.«
    Laurenz wirkte nicht einmal überrascht. »Es war nicht leicht, Sie ausfindig zu machen, aber ich freue mich, Ihre Stimme zu hören. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Ich bin wach.«
    »Das gibt mir Hoffnung. Haben Sie das Amulett?«
    »Ja.«
    »Beschreiben Sie mir bitte das Symbol auf dem Medaillon.«
    »Ein doppeltes Achteck.«
    Sie hörte den Mann am anderen Ende aufatmen. Er zögerte kurz, bevor er weitersprach.
    »Marina, ich brauche Ihre Hilfe. Aber es ist sehr gefährlich.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte sie. »Was soll ich tun?«
    »Fühlen Sie sich stark genug, eine Reise zu machen? Jetzt gleich?«

 
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    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    13. Juli 2011 15:24:07 GMT+02:00
    Betr.: Re: Apokalypse
    Herr Laurenz,
    wenn ich Sie nicht besser kennen würde, würde ich Sie für völlig wahnsinnig halten. Aber nach allem, was ich in Rom gesehen habe, geschehen möglicherweise Dinge in der Welt, die weit jenseits des Begreifbaren liegen. Ich hoffe nur, dass Sie Recht haben. Unser Glaube wird uns stark machen, aber allein mit unserem Glauben werden wir die Apokalypse nicht mehr aufhalten können.
    Ich habe alles vorbereitet, wie Sie gesagt haben. Soweit die zuständigen Regierungsstellen mich informiert haben, ist Al Husseini bereits auf dem Weg. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, aber ich habe wenig Hoffnung.
    Vielleicht wird dies unser letzter Kontakt in diesem Leben sein. Daher möchte ich Ihnen sagen, dass ich Sie sehr schätze und als Freund betrachte. Sie hätten – wenn ich das als Freund anfügen darf – nie als Papst zurücktreten dürfen.
    Gott schütze Sie, Shalom,
    Ihr C.K.
    Chaim Kaplan
    Chief Rabbi of Jerusalem ABD
    Hekhal Shelomo
    85 King George St. POB 2479
    Jerusalem 91087
    Israel
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LXIII
    13. Juli 2011, Castel Sant’Angelo, Rom
    W oran denkt Ihr, Meister?«,

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