Collector’s Pack
Flüchtlingslager überfallen hatte.«
Sie hatte Recht: die typischen Merkmale eines Verbrennungsopfers, die verkrümmte Haltung, die durch die Hitze deformierten Knochen. »Aber immerhin ist er nicht umsonst gestorben.«
»Was meinst du?«
Im Schein von Peters Taschenlampe leuchtete etwas Blaues auf. Maria zog scharf die Luft ein, als Peter das Amulett vorsichtig aus den knöchernen Händen löste, die es seit Jahrhunderten umklammert hielten. Es sah genauso aus wie das Amulett, das sie vor zwei Monaten in der päpstlichen Wohnung gefunden hatten. Mit dem Unterschied, dass nur eine Seite graviert war. Die Gravur zeigte eine unregelmäßige Spirale.
Sie suchten aufgeregt weiter. Als sie in den niedrigen Gang leuchteten, der von dem Schacht wegführte, entdeckte Peter eine flache kleine Kiste aus uraltem Holz, das in der trockenen Luft ebenfalls gut erhalten geblieben war. Das Kästchen maß etwa zwanzig mal zehn mal fünf Zentimeter. Es zeigte nur leichte Brandspuren, und auf seiner Oberseite war ebenfalls ein Spiralsymbol eingeritzt.
»Er hat noch versucht, das Kästchen hier vor dem Feuer zu schützen«, vermutete Maria, während Peter die Kiste vorsichtig öffnete und ein kleines Paket herauszog, das in Fell eingewickelt war.
»Das ist Leopardenfell«, sagte Maria, als Peter es vorsichtig löste. Darunter kam eine Art Buch zum Vorschein. Es war wie ein Leporello gefaltet und wurde von zwei dünnen Holzbrettchen gehalten. Als Peter behutsam die ersten Seiten aufschlug, leuchteten ihnen bunte Hieroglyphen und Schriftzeichen einer untergegangenen Kultur entgegen. Peter fuhr vorsichtig mit dem Finger über die erstaunlich glatten Seiten.
»Das ist kein Papyrus.«
»Das ist ja auch kein ägyptischer Text«, sagte Maria. »Das da – ist eine Mayahandschrift!«
Peter nickte. »Aber wie ist eine Mayahandschrift nach Rom gekommen? Tausenddreihundert Jahre vor Columbus!«
Maria schwieg eine Weile und starrte auf die Handschrift. »Lass uns von hier verschwinden«, sagte sie schließlich. »Wir müssen das übersetzen.«
»Wir sind noch nicht fertig«, sagte Peter. »Was auch immer diesen Mann hier runtergeführt hat, er wollte seinen Schatz in Sicherheit bringen. Willst du nicht wissen, wohin?«
Maria wickelte die Handschrift wieder in das alte Fell.
»Geh vor«, sagte sie.
Der Gang führte ohne Knick oder Steigung präzise geradeaus, endete jedoch nach wenigen Metern an einer massiven Ziegelmauer.
»Römisch«, erklärte Peter nach einer kurzen Untersuchung. »Haben wir gleich.«
Er zog das Brecheisen aus der Umhängetasche und begann, auf die Mörtelfugen einzuschlagen. Es ging jedoch schwerer als erwartet. Der römische Mörtel, der den Archäologen immer noch Rätsel aufgab, war hart, sehr hart. Peter war schweißnass und fast völlig aus der Puste, als sich die ersten Ziegel endlich aus dem Putz lösten. Danach ging es etwas leichter. Peter verbreiterte die Öffnung, löste einen Ziegel nach dem anderen heraus. Kühle, trockene Luft mit einem metallischen Geruch schlug Peter entgegen, als er sich durch das Loch zwängte und in den Raum hineinleuchtete, der sich vor ihm öffnete. Peter pfiff durch die Zähne. Er schätzte, dass sie sich unmittelbar unter dem Pantheon befinden mussten. Hastig half er Maria aus dem Gang und zog sie zu sich.
»Wo sind wir?«
»Leuchte mal!«
Im Licht der Taschenlampen erkannten sie die Umrisse einer kreisrunden Halle. Der Fußboden war mit dem gleichen Marmormosaik ausgelegt wie über ihnen das Pantheon. Die Halle schien auch die gleichen Dimensionen zu haben, war jedoch nur etwa vier Meter hoch. An den Wänden erkannte Peter Tausende schmale Nischen.
»Was ist das hier?«, flüsterte Maria beklommen.
»Eine Bibliothek«, sagte Peter, denn er sah jetzt, womit die Nischen angefüllt waren: mit Tongefäßen, verschiedenen Kistchen, gestapelten Schriftrollen und Büchern. Tausenden von Büchern.
Im gleichen Moment traf ihn etwas am Hals. Er fasste an die Stelle und spürte etwas wie einen Dorn in seiner Haut. Bevor er ihn jedoch herausziehen konnte, raste ein stechender Schmerz durch seinen ganzen Körper, erstickte jede weitere Bewegung. Unfähig zu schreien oder sich überhaupt noch zu bewegen, sackte Peter zu Boden, sein Kopf schlug hart auf den Steinboden auf. Trotzdem wurde er nicht ohnmächtig. Durch den Nebel aus Dunkelheit und Schmerz näherten sich Schritte, Gestalten in Mönchskutten und Kapuzen, die von allen Seiten auf ihn zukamen.
Wo ist Maria?
Peter
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