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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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meinem Wunsch entsprochen und mich getötet hätten, Peter«, hörte er den Mann sagen. »Ich fürchte, diese Chance ist nun vertan.«
    Der Löwenmann. Der Peiniger aus Leonies schlimmsten Albträumen. Kein Zweifel. Bühler zögerte nicht mehr und schoss. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Urs Bühler kannte sogar die Namen der vier Männer, die er in seiner Laufbahn hatte töten müssen, und er wusste, dass Gott ihn dafür bestrafen würde, wenn es so weit war. Aber Gott hatte ihn eben auch an diesen Platz gestellt, also tat er, was er tun musste. Er tat es für Leonie. Er war immer ein guter Schütze gewesen, hatte während seiner aktiven Zeit stets darauf geachtet, nicht aus der Übung zu kommen, denn Treffsicherheit verlangte kontinuierliches Training. Seit den Ereignissen des letzten Jahres jedoch war er nicht mehr auf dem Schießstand gewesen. Bühler zielte daher sorgfältig mit leicht angewinkelten Armen auf den Rücken des Rothaarigen, atmete aus und zog den vorgespannten Abzug durch. Ab einem gewissen Punkt war es ganz leicht. Die Waffe wollte schießen. Man musste es ihr nur erlauben.
    Von der Wucht des Projektils getroffen, fiel der rothaarige Mann vornüber. Bühler sah, dass er die Waffe verlor, und stürmte in die Bar. Hinter der Theke lag Peter Adam in einer Soutane und drückte den leblosen Körper des Rothaarigen hastig von sich weg.
    »Sind Sie in Ordnung?«, brüllte Bühler und hielt die Waffe immer noch auf den Killer gerichtet.
    Peter Adam nickte, kam auf die Füße und starrte Bühler an, offenbar irritiert, ausgerechnet ihn hier zu sehen. Und dann – sah er auf seine Uhr.
    »Helfen Sie mir, Bühler. Peters Flug geht in siebenunddreißig Minuten.«

XXIV
    10. Juli 2011, Subiaco, Abbazia di Santa Scolastica
    M aria hatte nur wenig geschlafen, trotz der Erschöpfung. Sie hatte geträumt, aber schon nach dem Aufwachen erinnerte sie sich nicht an viel mehr als eine nächtliche Wüstenlandschaft und ein Zelt, in dem sie neben einem Mann gelegen hatte. Schon an das Gesicht des Mannes erinnerte sie sich nicht mehr. Der Traum ließ nichts zurück als Kopfschmerzen und das dumpfe Unbehagen, irgendetwas sehr Wichtiges vergessen zu haben.
    Maria lag in einem kleinen, freundlich, aber spärlich möblierten Einbettzimmer. In ihrem Blickfeld hing ein Kruzifix an der Wand. Durch das kleine Fenster sah sie blauen Himmel und einen Flügel der Abtei. Vögel waren zu hören und das Tuckern eines Traktors, vom Flur her das Geräusch von Schritten. Aber niemand klopfte an ihre Tür. Der Digitalwecker auf dem Nachttisch zeigte kurz nach zehn.
    Maria dachte wieder an Peter, der in einem der Nachbarzimmer lag, falls sie ihn nicht schon abgeholt hatten. Bevor sie schlafen gegangen war, hatte sie noch überlegt, in sein Zimmer zu schlüpfen, um ihn nur einmal kurz zu spüren. Aber sein Blick, als sie sich auf dem Flur verabschiedeten, hatte sie sofort entmutigt. Keinerlei Einladung hatte darin gelegen, nur tiefe Traurigkeit. Peter hatte erschöpft gewirkt und mutlos. Irgendwie verzagt. Offenbar begann er zu realisieren, dass er im falschen Körper lebte.
    Maria schob diese Gedanken beiseite und erhob sich entschlossen. Wie immer begann sie den Tag im Gebet. Nach dem Rosenkranz konzentrierte sie sich für die nächste halbe Stunde auf ihre Gymnastikübungen, die sie selbst in der Mission in Uganda niemals hatte ausfallen lassen. Nachdem sie schließlich geduscht und sich angezogen hatte, fühlte sie sich deutlich besser. Hungrig. Und sie beschloss, Peter heute zu sagen, dass sie ihn weiter lieben würde, ganz gleich, in welchem Körper er gefangen war. Sie befürchtete nur, dass das rein gar nichts nützen würde.
    Es klopfte an der Tür. Für einen Moment durchzuckte Maria die Hoffnung, dass es Peter sein würde, aber als sie öffnete, stand Yoko Tanaka auf dem Flur mit einem Kaffee und einem Cornetto .
    »Frühstück!«, sagte Yoko lächelnd.
    »Ich wollte gerade runterkommen.«
    »Und ich wollte einen Moment mit dir alleine reden. Ist das möglich?«
    Maria zögerte einen Moment, dann trat sie zur Seite.
    »Komm rein.«
    Sie setzte sich zurück aufs Bett und trank den mitgebrachten Kaffee. Yoko stand unschlüssig in dem engen Zimmerchen herum, als erwarte sie noch irgendeine höfliche Aufforderung, dann setzte sie sich einfach ans andere Bettende. Dort saßen die beiden Frauen wie zwei alte Freundinnen, die sich seit der Schulzeit kannten. Dabei verband sie nicht mehr als einige Wochen der Langeweile auf einer

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