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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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aus dem aufgeschlitzten Leib wie aus einem geschlachteten Stück Vieh, sein Blut bedeckte den groben Steinboden und die Wände der Kapelle. Seine Mörder hatten sich noch die Zeit genommen, das große Holzkreuz im Altarraum abzumontieren, ihr Opfer auf die Rückseite zu nageln und das Kreuz wieder umgedreht aufzurichten. Auf der anderen Seite des Kreuzes hing ein hölzerner Christus, wie um dem Mann in seiner letzten Qual stumm beizustehen.
    »Peter! Kommen Sie schon, wir müssen hier weg!«
    Bühler musste ihm erst hart ins Gesicht schlagen, bis Peter reagierte.
    »PETER!«
    »Was machen Sie eigentlich hier?«, fragte Peter, als ob seine eigene Anwesenheit an diesem Ort des Grauens außer Frage stünde.
    Bühler packte ihn am Arm. »Später. Wir müssen jetzt verschwinden.«
    Peter wehrte ihn ab und deutete auf den Gekreuzigten.
    »Wer ist das?«
    »Pater Felipe Galán. Sein Name steht auf der Liste. Er bewahrte eines der Amulette.«
    »Wo ist es?«
    Bühler schüttelte den Kopf. »Wir sind zu spät gekommen. Und jetzt raus hier!«
    Bevor sie die kleine Kirche verließen, bemerkte Peter die Fensterrosette in der Form eines Pentagramms hinter dem Altarraum.
    »Santa María de la Real, eine Zisterzienserabtei«, sagte Bühler. »Das Kloster unterstand im 12. Jahrhundert direkt der Mutterabtei in Clairvaux. Die Templer haben es noch bis zuletzt als Garnison genutzt.«
    Jetzt erkannte Peter, dass die Kapelle alle Merkmale einer Templerkirche trug. Achteckiger Grundriss. Die Pentagrammrosette. Über dem Ausgang ein Relief mit der Jakobsmuschel und dem Tatzenkreuz in der Mitte.
    »Wo sind die anderen Mönche?«, fragte Peter, als Bühler ihn hinauszog.
    »Sehen Sie gleich.«
    Die kleine Klosteranlage lag einsam auf einer grasigen Anhöhe, aus der vereinzelt dunkle, moosbewachsene Granitfelsen wie Pilze zu sprießen schienen. Die gedrungenen Klostergebäude waren aus dem gleichen Stein erbaut worden und wirkten selbst wie Teile dieser rauen Felslandschaft. Ein scharfer Wind trieb niedrige Wolken über das Plateau. Peter schätzte, dass sie sich auf mindestes tausend Meter über Meeresniveau befanden. Ein abgelegener, friedlicher Ort.
    Wären da nicht die Leichen.
    Sie lagen über die gesamte Anhöhe verstreut. Direkt vor der Kirche, um das angrenzende Klostergebäude herum, bis hinauf zu einer Gruppe von Granitblöcken. Einige der Mönche hatte noch versucht, dem Inferno zu entfliehen, aber am Ende hatte es sie alle erwischt. Peter zählte dreiundzwanzig Tote unterschiedlichen Alters, alle mit gezielten Kopfschüssen getötet. Der Wind zerrte an ihren Roben, als wolle er die Mönche aufwecken. Die Killer hatten es offenbar eilig mit ihnen gehabt. Nur Felipe Galán war so lange gefoltert worden, bis er ihnen verraten hatte, wo das Amulett war.
    Oder auch nicht.
    Es war nicht mehr als eine irre, verzweifelte Hoffnung, weit jenseits des Wahrscheinlichen. Aber immer noch besser als gar nichts.
    Peter folgte Bühler, der zu einem in der Nähe geparkten Wagen rannte Er ließ sich auf den Beifahrersitz schieben und versuchte, sich nicht mehr nach dem Grauen umzudrehen. Bühler steuerte das Fahrzeug auf einen kleinen Schotterweg, der den Berg in Serpentinen hinabführte. Er fuhr verbissen und schweigend, während Peter spürte, wie mit jeder weiteren Kurve der Schock nachließ.
    Die Erleichterung, wieder zu Hause zu sein.
    Die Freude über den eigenen Körper.
    Die Panik, womöglich gar nicht zu existieren.
    Er hatte vorhin wieder einen Körperwechsel mit Nikolas vollzogen.
    Nur wie, verdammt?
    Peter starrte seine künstliche linke Hand an, die ihm auf einmal seltsam vertraut erschien, eben wie ein Teil von ihm. Und freute sich trotz allem, wieder in seinem eigenen Körper zu stecken. Dass sein Bruder noch lebte.
    »Sie haben sich nicht sehr gewundert, dass ich Peter bin«, sagte er zu Bühler.
    »Ich hatte es in Rom bereits einmal erlebt. In Dany’s Bar. Erklären Sie mir, wie Sie beide das machen.«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Peter. »Ich vermute, dass es mit meiner Migräne zusammenhängt. Sie scheint diesen … Vorgang möglich zu machen. Scheiße, ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich hätte eine Erklärung.«
    Die Frage ist doch, ob diese Verwandlung von dir oder von Nikolas ausgeht. Warum erst jetzt und nicht schon früher?
    Peter dachte an Maria, die in diesem Moment Nikolas gegenüberstand. Er hoffte, dass sie genauso nüchtern wie Bühler reagieren würde.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Peter, als Bühler am

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