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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Schiff.

    Ihr Nebentisch im Restaurant war besetzt, als sich Beate und Nina setzten. Der Mann mit den grau melierten Haaren grüßte sie knapp und vertiefte sich wieder in seinen Hummersalat. Während des Essens warf er ihnen immer wieder verstohlene Blicke zu.
    »Die Safranröllchen schmecken himmlisch! Haben Sie die schon probiert?«, versuchte Beate schließlich, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
    Ihr Tischnachbar sah aus, als koste es ihn große Anstrengung, ernst zu bleiben. »Ich hasse Safran. Mir reicht es, wenn ich Orchideen sehe, ich muss nicht auch noch davon kosten«, erklärte er schließlich mit Nachdruck. »An Ihrer Stelle würde ich auch nicht zu viel davon essen.«
    »Stimmt was nicht damit?«, Beate beäugte den Bissen auf ihrer Gabel kritisch.
    Ein boshaftes Glitzern trat in die Augen des Mannes, und er lehnte sich genüsslich zurück. »Der Crocus Sativus sorgt bei überreichlichem Genuss für üble Flatulenzen.«
    Die beiden Frauen wechselten einen entsetzten Blick.
    »Und ich will nicht, dass der Bereich hier morgen zur Sperrzone erklärt wird.« 
    Beate schnappte empört nach Luft, und auch Nina starrte ihn verdattert an. Über so viel Unverschämtheit fehlten ihr ganz einfach die Worte. Ihre Reaktion schien ihn jedoch nicht im Geringsten zu stören. Im Gegenteil. Er grinste sie keck an und wünschte ihnen sogar noch einen schönen Abend, als er vom Tisch aufstand.
    Es war längst ruhig geworden auf dem Schiff, als die Sendestation einen Mobilfunkruf in Richtung Deutschland weiterleitete.
    Mit einem barschen »Kümmler!« wurde der Anruf nach kurzem Klingeln angenommen.
    »Guten Morgen, Chef! Hier spricht Kommissar Winter. Ich habe Sie bestimmt eben aus dem Bett geholt. Tut mir leid.«
    »Pah! Schlafen ist etwas für Weicheier! Ich drehe gerade meine Runde durch den Schlossgarten.« Der Hauptkommissar klang etwas außer Atem. »Außerdem habe ich Ihren Anruf bereits erwartet. Bin gespannt, was Sie mir zu berichten haben. Aber zunächst einmal - frohe Weihnachten!«
    »Vielen Dank! Das wünsche ich Ihnen auch.«
    Winter hörte, wie die Schritte des Hauptkommissars auf dem Asphalt verstummten. Anscheinend hatte er sich auf eine Bank gesetzt. »Schießen Sie los. Was treiben unsere beiden Grazien?«
    »Wenn Sie mich fragen, sie treiben es ziemlich bunt. Die Damen haben beide unter einem Alias-Namen eingecheckt, selbstverständlich mit frisierten Pässen. Beate Schubert nennt sich Beate Graf, ihre Komplizin Nina Kaiser. Ich habe soeben eine Personenbeschreibung von Nina Kaiser erstellt und ein Foto von ihr eingescannt.«
    »Wie ist Ihnen denn das gelungen?«, wunderte sich der Hauptkommissar.
    »Ich musste mich gar nicht erst bemühen. Es wurde vorgestern vom Schiffsfotografen aufgenommen. Beides müsste in diesem Moment in Ihrem E-Mail-Postfach ankommen.«
    »In Ordnung. Ich werde die Dame sofort überprüfen lassen. Was ist mit dem Abhörgerät?«
    »Wurde einwandfrei installiert. Seit dem Ablegetag sendet es aus ihrer Kabine und zeichnet alle Gespräche lückenlos auf. Sie werden staunen!«
    »Gute Arbeit, Winter. Nichts anderes habe ich erwartet.«
    Der Ermittler nahm das Lob kommentarlos zur Kenntnis. »Wie Sie richtig vermutet haben, sollen die Drogen in Kolumbien an Bord genommen werden. Die Damen packen dann das Zeug in einen präparierten Koffer.«
    Der Hauptkommissar grunzte.
    »Am 29. Dezember erreicht das Kreuzfahrtschiff die venezolanische Isla Margarita«, fuhr Winter fort. »Dort täuschen sie die plötzliche Erkrankung von Nina Kaisers Mutter in der Heimat vor, damit sie einen Grund hat, von Bord zu gehen.«
    »Warum sollte sie das tun?«
    »Das war alles, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte. Aber ich denke, ich habe den Plan bereits durchschaut.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich glaube nicht, dass sie den Drogenkoffer mit sich nimmt. Die Aktion soll wahrscheinlich dazu dienen, einem anderen Passagier die heiße Fracht unterzuschieben, der sie dann ahnungslos durch den Zoll bringt.«
    »Impertinentes Weibsvolk«, murmelte der Hauptkommissar missbilligend. »Gibt es schon Kandidaten dafür?«
    Winter grinste. »Auf einem Schiff voller Deutscher bestimmt genügend. Sie haben sich aber noch nicht festgelegt.«
    Kümmler antwortete nicht. Winter spürte, wie es im Gedächtnis seines Chefs arbeitete.
    »Mir ist noch etwas aufgefallen«, fuhr er fort. »In den Gesprächen zwischen den beiden dreht sich viel um den Herkunftsort des möglichen Kuriers. Haben Sie eine Idee?«
    »Nun, ganz

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