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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Information zurückzuhalten, weil sie nicht wollte, daß er das Gold finde, weil sie es für die Arapaho bewahren wollte, damit diese es bekämen, wenn er tot sei.
    Sie zermarterte sich das Gehirn, versuchte immer wieder, das Leben ihres Vaters zu rekonstruieren, und plötzlich, als sie gerade Pemmikan machte, erinnerte sie sich an eine ganz kleine Abbildung in einer Ecke, die Abbildung ihres Vaters, wie er Tipi-Stangen schnitt und mit den Ute-Kriegern kämpfte. »Ich hab's!« rief sie erleichtert, und Pasquinel kam herbeigerannt.
    »Das war, als Lahmer Biber in die Berge zog, um TipiStangen zu schneiden. Da mußte er mit ein paar Ute-Kriegern kämpfen und hat, glaube ich, ihre Taschen an sich genommen. In denen sind wahrscheinlich die Kugeln gewesen.«
    »Tipi-Stangen? Wo?«
    »Im Blauen Tal.«
    »Aber da sind wir ja gewesen!« schrie Pasquinel aufgebracht. »Verdammt noch mal, da hatten wir unser Lager!«
    »Aber dort war es. Ich erinnere mich jetzt genau.«
    Es war viel zu spät im Jahr, um noch zum Blauen Tal zu übersiedeln, doch während des ganzen Winteraufenthaltes inmitten der kahlen Steinmonumente am Platte stellte sich Pasquinel das Blaue Tal vor, den Bach, der sich durch die Wiesen schlängelte, und die Stellen, an denen das Gold liegen könnte. Das Gold zu finden war ein Gedanke, der zu einer viel stärkeren Besessenheit wurde als damals, als er die beiden Goldkugeln in der Hand gehalten hatte.
    Sein Leben war nicht sehr erfolgreich gewesen. Wäre er bei einer seiner weißen Frauen geblieben, hätte er verhältnismäßig glücklich werden können. Seine Kinder waren liebenswert, und es ging ihnen vermutlich gut. Aber er hatte ein unstetes Leben vorgezogen, das Leben eines Waldläufers. Er hatte viele Biber gefangen und mit den Fellen viel Geld verdient, von dem aber nichts mehr übrig war. Was er jetzt brauchte, war das Gold, mit dem er seine Fehlschläge krönen, seine erfolglosen Jahre wettmachen und so viel Reichtum erwerben konnte, daß man von Montreal bis New Orleans mit Hochachtung sagen würde: »Das ist Pasquinel, der die Goldmine gefunden hat.«
    Seine indianischen Söhne würde er bei den Oglala-Sioux lassen; dort würden die beiden sich wohl fühlen, denn sie waren Indianer geworden, und die Sioux würden froh sein, zwei tapfere Krieger zu bekommen. Er selbst würde mit Tönerner Schale und der kleinen Tochter, sobald das Eis brach, südwärts zum Blauen Tal ziehen. Die Biber? Nun, die konnten warten. Es wurde ohnehin immer mühsamer, sie aufzutreiben, und wenn er das Gold fand, brauchte er keine Biber mehr.
    McKeag, der immer noch allein arbeitete, fing auch nicht viele Biber, jedenfalls nicht genug, um eine Reise nach Saint Louis zu rechtfertigen. Im Herbst 1829 mußte er sich entscheiden, wo er während des kommenden Winters Fallen aufstellen wollte. Am liebsten war es ihm immer gewesen, wenn er sich während der kalten Monate bei den Rattlesnake Buttes eingraben und dann bei Tauwetter an den Nebenflüssen des Platte arbeiten konnte, doch schon eine oberflächliche Untersuchung jener Wasserläufe ergab, daß die Biber dort verschwunden waren. Im Beaver Creek, wo es zu Anfang seiner Trapperzeit von Bibern nur so gewimmelt hatte, gab es überhaupt keine mehr, und in den westlichen Bächen war die Lage nur wenig besser.
    Also blieb ihm keine andere Wahl: Er mußte dieses schöne Land verlassen und zu den Vorbergen der Rockies ziehen. Mit Bedauern schied er von dieser Gegend, in der es ihm so gut gegangen war, daß er sich ein bescheidenes Vermögen hatte erwerben können, das auf einer Bank in Saint Louis deponiert war.
    Zu Fuß machte er sich auf die Reise nach Nordwesten zu den Kalkklippen, die ihm vor einigen Jahren aufgefallen waren: Sie gewährten Schutz vor Stürmen und lagen in der Nähe aussichtsreicher Bachläufe. Dort fand er auch genügend Holz, um sich eine Hütte zu bauen, und genug Baumäste, um ein kleines Feuer in Gang zu halten.
    Es war ein harter Winter, und schon binnen kurzem war er tief eingeschneit. Schneewehen bedeckten seine Hütte. Er lebte wie in einer Höhle. Doch da er schon öfter in einer Gruft gehaust hatte, machte es ihm nicht mehr viel aus, und überdies gab es diesmal eine Veränderung, die ihm ein gewisses Maß an Freude brachte. Jeden Tag nach Sonnenuntergang, wenn er in seinen Tunnel zurückgekrochen war, braute er sich eine kleine Tasse Lapsang souchong, und wenn das rauchige Aroma die Höhle füllte, fühlte er sich beinah nach Schottland

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