Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
sie.
    »Ich werde nicht lachen«, versicherte sie.

Der Treck
    Wenn ein Expertenteam um 1844 den Auftrag bekommen hätte, die besten Landwirtschaftsgebiete der Welt zu benennen, wäre unter den Gebieten ihrer Wahl bestimmt jenes fruchtbare Ackerland gewesen, das sich am Fuß der östlichen Ausläufer der Appalachen rings um die kleine Stadt Lancaster erstreckte. Das Land war sanft hügelig, so daß sich der Regen in den Niederungen nicht sammeln und dadurch die Erde sauer machen konnte. Die oberste Erdschicht war nicht sonderlich dick, auch nicht leicht zu bestellen, und wenn ein Farmer gute Ernten erzielen wollte, mußte er gehörig dafür arbeiten. Allerdings gab es genau den richtigen Niederschlag -pro Jahr ungefähr hundert Zentimeter. Der Wechsel der Jahreszeiten war ausgeprägt. In den frostigen Herbsten erntete man Walnüsse, in den schneereichen Wintern ruhte sich das Land aus.
    Der Farmer aus Lancaster übertrieb nicht, wenn er prahlte: »Auf diesem Boden kann ein guter Bauer alles anbauen außer Muskatnüssen.« Und alle Produkte waren profitreich zu verkaufen, da Philadelphia und Baltimore mit ihren Märkten in erreichbarer Nähe lagen. Getreide, Heu, Gemüse, Tabak und sogar Blumen konnte man auf den Markt bringen. Doch am besten gedieh das Vieh, vor allem Rinder und Schweine. Rind- und Schweinefleisch aus Lancaster waren ein Qualitätsbegriff, an dem die Produkte aus weniger begünstigten Gebieten gemessen wurden.
    In der himmlischen Lotterie, die Menschen und Land zusammenwürfelt - jenem Glücksspiel, das häufig fähigen Männern Felder voller Steine zuteilt und guten Boden an Unfähige verschwendet, die sich dann damit zufriedengeben, das zu ernten, was der Wind gesät hat -, war dies Land hier ein Glückstreffer. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam eine Gruppe tüchtiger Bauern nach Lancaster, die vor Hungersnot und Unterdrückung aus Deutschland geflohen waren. Sie kamen zum großen Teil aus dem Süden Deutschlands und bekannten sich zu strengem Luthertum, und zwar in seinen extremen Spielarten der Sekten der Mennoniten und der Amish.
    Es waren die Amish, die in Lancaster der Lebensart ihren Stempel aufdrückten. Sie waren nüchterne Menschen, die jeglichen Schmuck, ja sogar Knöpfe oder helle Kleider ablehnten. Sie waren gegen jede Neuerung, die ihr alttestamentarisch strenges Leben angenehmer gestaltet hätte. Ihren Kindern gaben sie Namen aus der Bibel. Mit zehn war jeder Amish auf Gedeih und Verderb mit dem Boden vermählt, ihm weihte er den Rest seines Lebens, stand um vier Uhr auf, arbeitete bis sieben, verschlang ein gewaltiges Frühstück, arbeitete weiter bis zwölf Uhr und verschlang eine noch gewaltigere Mahlzeit. Er schuftete weiter bis sieben Uhr abends, aß ein leichtes Abendessen, das im Gedenken an Unseren Herrn »Abendmahl« genannt wurde, und ging zu Bett. Er huldigte Gott an jedem Sonntag und mit allen seinen Taten. Wenn er alt genug war, um einen schwarzen Wagen und eine braune Stute zu besitzen und damit von Blue Ball nach Intercourse zu kutschieren, hielt er manchmal inne und dankte dem Schicksal, das ihn nach Lancaster verschlagen hatte, einem Land, das ihn für seine Arbeit belohnte.
    Fast überall auf der Welt hatte man die Mennoniten für unerträglich steif gehalten, doch verglichen mit den Amish waren sie geradezu frivol, da sie sich kleinere weltliche Vergnügungen gönnten, gute Geschäftsleute waren und ihren Kindern erlaubten, auch etwas anderes als Farmer zu werden. Einige der Mennonitenkinder besuchten sogar eine Schule. Als Farmer waren sie ungemein tüchtig und holten aus dem Boden das Äußerste heraus. Ihre Fähigkeit, die
    Produkte mit dem größtmöglichen Profit zu verkaufen, war geradezu unheimlich. Besonders die Mennonitenfrauen zeigten große Begabung für den Handel. Sie wußten mit schlafwandlerischer Sicherheit, wieviel sie von einem Kunden verlangen konnten, allerdings boten sie dem Käufer so gute Ware, daß er gerne wiederkam. In ihren strengen, schwarzen Kleidern, weißen Schürzen und weißen Tüllhauben konnten sie jeden in Grund und Boden reden, um den Preis zu bekommen, den sie gefordert hatten, und schlug einmal ein Geschäft fehl, waren sie darob tief bekümmert.
    Im Januar 1844 war das Dorf Lampeter einer der interessantesten Orte von ganz Lancaster. Seinen Namen hatte es nach einem gottlosen, ausschweifenden Fuhrmann namens Lame Peter, der hier seine Farmprodukte einlagerte, bevor er sie nach Philadelphia verfrachtete. Mit der Zeit

Weitere Kostenlose Bücher