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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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und ließ sich von seinem Sohn - das heißt, von beiden Söhnen - eine Whiskyflasche vom Kopf schießen.«
    Wieder entstand betretene Stille, die keiner der Zuhörenden zu brechen wagte. Dann fragte Gretes Ehemann ruhig: »Seine Söhne?«
    »Bockweiß weiß von seinen Söhnen«, antwortete McKeag. Sobald er diese Worte ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, daß der alte Deutsche Lise nichts von der Indianerfamilie erzählt hatte, um sie nicht zu kränken. Nun, da er das Geheimnis verraten hatte, fand McKeag, daß er die Information vervollständigen sollte. »Sie sind beide jünger als Cyprian«, berichtete er. »Marcel ist nicht unbegabt, Jacques dagegen, der ältere, ist ein Ungeheuer. Gott weiß, was aus ihm werden soll.«
    Lise hörte ihm ruhig zu und gab keinen Kommentar. Als McKeag sich verabschieden wollte, fiel ihm von neuem der Luxus auf, mit dem das Haus ausgestattet war, die vielen kostbaren, aus dem Osten stammenden Gegenstände. »Meine Kinder werden bald heiraten«, erklärte Lise. »Ich hoffe, daß sie zunächst noch hier leben werden und daß eines von ihnen dann später das Haus übernimmt und mir erlaubt, hier wohnen zu bleiben.« Sie war eine beherrschte, freundliche Frau, die vornehmste Dame, der McKeag jemals begegnet war.
    »Vielen Dank für das Essen«, sagte er, sagte es so formell, daß sie seine beiden Hände ergriff, ihn an sich zog und auf die Wange küßte.
    »Alexander! Wir sind alte Freunde!« Und dann führte sie ihn in einen anderen Teil des Hauses, wo sie ihm das Zimmer zeigte, das sie für ihn eingerichtet hatte. »Das hier ist dein Zimmer, Alexander.« Sie preßte die Finger auf die Augen, um ihre Tränen zurückzuhalten. »Solange du lebst, wirst du hier wohnen, wenn du in Saint Louis bist. Hier bei uns. Von dieser Hütte unten am Fluß will ich nichts mehr hören!«
    Sie bestand darauf, daß er sofort einzog, und schickte Diener zum Hafen hinunter, um seine Sachen zu holen, weil sie befürchtete, er werde sonst nicht wieder zurückkommen. Und als seine wenigen Habseligkeiten verstaut waren, setzte sie sich auf sein Bett, strich ihren Rock glatt und verlangte: »Erzähl mir alles von Pasquinel!«
    Im Herbst jenes Jahres 1828 schlugen Pasquinel, Tönerne Schale, die beiden Jungen und ihre kleine Schwester ihr Tipi zwischen den roten Steinmonumenten auf, die den North Platte östlich der Einmündung des Laramie River säumten. Dieses Gebiet war im Besitz der Oglala-Sioux, eines kriegerischen Stammes, der Pasquinel gefiel; und während seine Söhne mit den jungen Kriegern herumtobten, führte er lange Gespräche mit den Häuptlingen, um festzustellen, ob sie etwas von dem Gold des Lahmen Bibers wußten. Sie wußten nichts.
    Er war gereizt. Ungeduldig begann er wieder Tönerne Schale auszufragen, wie er es während ihrer zweiunddreißigjährigen Ehe in Abständen immer wieder getan hatte, und eines Tages, als sie wieder einmal ihre Erinnerungen an das Leben ihres Vaters vor ihm ausbreitete, fiel ihm plötzlich etwas Wichtiges ein.
    »Kann es sein, daß ich im Tipi deines Vaters eine Büffelhaut mit Bildern gesehen habe? Bilder von seinen Heldentaten?«
    »Ja. Meine Mutter hat sie angefertigt.«
    »Wo ist sie?«
    Achselzuckend erklärte sie ihm wieder, daß es bei ihrem Stamm üblich sei, daß sich die Stammesmitglieder die Besitztümer eines Mannes bei seinem Tod aneignen.
    »Das weiß ich!« fuhr er sie an. »Aber wer hat die Büffelhaut genommen?«
    »Niemand.«
    Diese Antwort akzeptierte er nicht. Wütend begann er sie zu schütteln. »Was soll das heißen - niemand?« schrie er, und sie erklärte ihm, daß die Büffelhaut nach dem Tod ihres Vaters spurlos verschwunden sei. Nach einer Weile hatte er sich damit abgefunden. Dann kam ihm jedoch eine gute Idee. Er wollte sich von Tönerne Schale alle Taten ihres Vaters, die auf der Büffelhaut abgebildet waren, aufzählen lassen, damit er daraus Schlüsse auf den Schauplatz dieser Abenteuer ziehen könnte. Tönerne Schale machte es Freude, sich die schönen Malereien ihrer Mutter vorzustellen. Eifrig begann sie, eine Szene nach der anderen zu beschreiben.
    Da war der Überfall auf die Comanchen, aber in jener Gegend gab es kein Gold. Dann kam der Sieg über Niemals-tot, aber die Gegend war Pasquinel bekannt. Eine nach der anderen zählte sie die Heldentaten auf, brachte es aber nur auf sieben, während selbst Pasquinel wußte, daß es insgesamt acht gewesen waren. Immer wieder drang er in sie, beschuldigte sie, die wichtigste

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