Colorado Saga
aber den Rücken kehrten, belegte er sie mit einem mächtigen Fluch, machte ihre Gesichter dunkel und stellte sie in einen Gegensatz zu allen anderen Menschen. Skimmerhorn, wenn sie Gott gesehen und ihn verworfen haben, dann ist es unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, sie alle zuhauf zu treiben und zu töten.«
Mehrere Tage lang brütete Frank Skimmerhorn über dieser Geschichte mit den Lamaniten, und er fragte in ganz Nauvoo herum, ob die Leute sich nicht erinnern konnten, was die Mormonen während ihres unglücklichen Aufenthalts in dieser Stadt auf ihrem Weg nach Sah Lake City sonst noch alles gesagt hätten. Was er dabei erfuhr, verschaffte ihm völlige Gewißheit.
Die Indianer waren wirklich die zehn Verlorenen Stämme. Der Prophet Levi hatte sie nach Amerika geführt, und ihre Gesichter waren dunkel wegen ihrer Sünde, daß sie Gott den Rücken gekehrt hatten. Sie auszurotten war nicht nur eine Pflicht, sondern darüber hinaus eine Gott wohlgefällige Tat. Die Indianer waren ehrlichen Männern ein Greuel, und je eher sie von der Erde verschwanden, desto besser.
In einem Traum - kein Wunder, daß er nach endlosem Brüten über dieser Frage auch schon davon träumte - sah Frank Skimmerhorn, daß es ihm bestimmt war, nach Colorado zu gehen, wo die Indianer die Goldsucher belästigten, und dem Spuk ein Ende zu machen. Das war keine Einladung mehr, das war ein Befehl. Im »Clarion« schrieb er:
»Überall in unseren großen Vereinigten Staaten haben geduldige Männer sich darüber den Kopf zerbrochen, wie man mit den Indianern fertig werden könnte, und jetzt steht die Antwort so klar vor uns, daß auch die Einäugigen sie sehen müssen. Der Indianer muß ausgerottet werden. Er hat kein Recht, sich das Land anzueignen, das Gott uns gegeben hat, um es fruchtbar zu machen. Er hat kein Recht, den Büffel über Felder zu jagen, die wir zu pflügen wünschen, und die einzige vernünftige Antwort darauf ist die Ausrottung. Er und seine häßlichen Squaws und seine verbrecherische Brut müssen ausgerottet werden, und je eher dieses Territorium sich dazu aufrafft, desto besser. Heutzutage ruft jeder: >Colorado soll ein Staat werden!< Aber erst wenn wir die roten Teufel losgeworden sind, können wir in Ehren neben den anderen Staaten bestehen. Ausrottung sei unser Schlachtruf.«
Überall auf den Goldfeldern von Colorado wurde dieser Brief nachgedruckt, und Männer der verschiedensten politischen Überzeugung sagten zueinander: »Dieser Mensch aus Minnesota,
Skimmerhorn, der versteht was«, und als weitere Briefe folgten, in denen Skimmerhorn genau beschrieb, wie eine zu allem entschlossene Miliz die Arapaho und die Cheyenne am besten umbringen könnte, da schlossen sich bald viele Menschen im ganzen Territorium seinem Verlangen nach Ausrottung der Indianer an.
Nur drei Männer in öffentlicher Stellung wagten es, gegen diesen unmenschlichen Vorschlag aufzutreten. Ein Pfarrer der Episkopalkirche in Denver nannte so etwas Mord und geriet damit in Schwierigkeiten mit den Gläubigen seiner Gemeinde, die die skalpierten Leichen der Familie Barley gesehen hatte. General Asher wies darauf hin, daß es nicht üblich sei, daß die Armee der Vereinigten Staaten den Massenmord propagiere, und er wurde als Feigling hingestellt, der den Tatsachen nicht ins Auge sehen wolle. Und Major Mercy warnte eindringlich vor einer derart brutalen Vorgangsweise, wie es die völlige Vernichtung eines ganzen Volkes, von dessen Angehörigen nur einige wenige Verbrechen begangen hätten, während an ihnen allen eine Unzahl von Verbrechen verübt worden war, darstellte. Skimmerhorn war damit natürlich nicht einverstanden und ließ eine ganze Reihe von hitzigen Briefen gegen ihn erscheinen:
»Wer ist dieser Major Mercy? Ein humpelnder Feigling, der sich vor Chapultepec selber in die Hüfte schoß, damit er nicht in diesem unseren Krieg gegen die Rebellen kämpfen muß. Wer sind seine Freunde? Alle Indianerfreunde im Westen und alle hasenherzigen Feiglinge, die es nicht wagen, im Auftrag Gottes dieses Land vor den Wilden zu schützen. Und wer, bitte, sind seine Verwandten? Die Brüder Pasquinel! Er hat ihre Schwester geheiratet und ist selber mehr Arapaho als diese beiden. Ich sage: Colorado muß diesen feigen Verräter loswerden. Und ich warne ihn hiermit, daß er nur mit seiner Verteidigung der Indianer fortzufahren braucht, wenn er will, daß ihn ein aufrechter Patriot in den Straßen von Denver niederknallt.«
Mercy war empört
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