Colorado Saga
sein, dem man erst recht nicht an den Kragen konnte. Seine einzige Hoffnung war jetzt, daß Skimmerhorns Freunde in Fort Leavenworth ihn tatsächlich rasch zurückberufen würden, denn hier in Denver stand er nun auf verlorenem Posten. Er war von einem Widersacher geschlagen worden, den er nicht begreifen konnte.
Die Arapaho und die Cheyenne wurden durch Gesetz verpflichtet, sich auf einem genau vorgeschriebenen Lagergebiet im Norden von Rattlesnake Buttes einzufinden, und dort sammelten sich die traurigen Überreste der ehemals mächtigen Stämme. Als eine Geste des guten Willens übergaben sie die drei weißen Frauen, die sie von einer Farm entführt hatten, den Soldaten.
Sie waren bereit, sich unter den Schutz der Armee zu stellen, denn dem Verirrten Adler war es wieder einmal gelungen, sie zu überzeugen. »Alle Männer würden gern draußen bleiben mit Krummdaumen und einen Präriekrieg gegen unsere Feinde führen, wie wir das immer getan haben, aber ich sage euch, diese Zeiten sind vorbei. General Asher ist unser Freund, Major Mercy ist unser Freund, und er versichert mir, daß es bald besser werden wird.«
Als der Major nach Norden ritt, um das improvisierte Lager zu inspizieren, stieg er kurz in Zendt's Farm ab, denn er wollte die Meinung des Volkes erkunden. Er ritt die Hauptstraße hinunter, hielt vor der Einpfählung und rief: »Levi! Ich muß mit dir reden.«
Zendt und Lucinda traten aus dem Blockhaus, und Mercy rief: »Wohin wird uns dieser Wahnsinn noch führen?« Aber bevor Levi antworten konnte, ertönte ein Hornsignal, und im nächsten Augenblick kam Oberst Skimmerhorn herangeritten, gefolgt von sechzehn Mann Miliz, die vor dem Tor militärisch Aufstellung nahmen.
»Dieses Fort steht unter Arrest«, verkündete Skimmerhorn mit lauter Stimme. »Zendt, Sie haben mit dem Feind fraternisiert. Jeder bleibt im Haus, bis ich das Gegenteil befehle.« Seinem tänzelnden Pferd die Sporen gebend, rief er: »Unteroffizier, Sie
erschießen jeden, der zu fliehen versucht. Das ist ein
Befehl.«
Dann drehte er sich zu Mercy um und schrie: »Ich habe gewußt, daß ich Sie hier finden würde. Unteroffizier, halten Sie fest, daß Major Mercy mit Verrätern Umgang hat.«
Als Levi diese äußerst befremdlichen Befehle aus Skimmerhorns Mund hörte, wollte er mit ihm reden, aber Skimmerhorn brüllte ihn vom Pferd herunter verächtlich an: »Mit fickenden Squawmännern rede ich nicht.«
Zendt wollte sich auf ihn stürzen, aber Skimmerhorn wich zurück und verwundete ihn mit seinem Säbel. Während Major Mercy den blutenden Deutschen wegführte, rief der Oberst: »Unteroffizier, halten Sie fest, daß der Squawmann Zendt mich in der Absicht, mich zu töten, anfiel und daß ich ihn mit meinem Säbel abwehren konnte.« Unter Zurücklassung einer Abteilung, die Zendt's Haus bewachen sollte, ritt Skimmerhorn nach Denver zurück und brütete weiter über seinen Plänen, wie er Colorado auf immer von Indianern befreien könne.
Sobald Skimmerhorn außer Sichtweite war, traf Major Mercy eine verhängnisvolle Entscheidung. Sich durchaus dessen bewußt, daß ihn das, was er jetzt beabsichtigte, vor ein Kriegsgericht bringen konnte, sagte er zu Levi: »Ich bin überzeugt, daß dieser Trottel überhaupt nicht das Recht hat, mich unter Hausarrest zu stellen. Ich werde diesen Befehl daher ignorieren.« Er nahm Lucindas Hand und fuhr fort: »Dieser Wahnsinnige hat es sich in den Kopf gesetzt, die ganze indianische Rasse auszulöschen. Wahrscheinlich fängt er mit dem Lager an. Wir müssen General Asher warnen.«
Zendt wollte ihn beruhigen: »Die Indianer im Lager haben keine Waffen, es gibt überhaupt keinen Grund, sie anzugreifen.«
»Skimmerhorn ist zu allem imstande«, warnte Mercy. »Er ist überzeugt, im Namen Gottes zu handeln.« »Wahrscheinlich wird er eher denen nachjagen, die sich nicht ergeben haben - Krummdaumen und seinen jungen Kriegern.«
Mercy war nicht davon überzeugt, daher beschloß er, den Bewachern zu entkommen. Er schickte Zendt ans vordere Tor und entschlüpfte über die Mauer im Nordosten. Schon auf dem Weg nach Süden, um General Asher zu warnen, änderte er plötzlich seine Absicht und trieb sein Pferd nach Nordosten, zum Camp der Indianer bei Rattlesnake Buttes.
Er erreichte die Hügel in der Dämmerung, von Süden kommend, und als er auf die Hochfläche zwischen den Hügelkuppen ritt, erblickte er in einer Senke im Norden einen wirren Haufen von Tipis, ohne jede Ordnung in einem Gebiet
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