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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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der Hoffnung, als sie starb.«
    »Hast du dich wieder verheiratet?«
    »Ja.« Dabei ließ er es bewenden.
    Am Samstag war es offensichtlich, daß Levi Zendt sich auf der Farm der Familie nicht glücklich fühlte und daß auch er seinen Brüdern unbehaglich war. Er gehörte einfach nicht mehr zur Familie, und niemand war sonderlich betrübt, als er ankündigte, daß er Montag nach Colorado zurückreisen würde. »Chicago, dann St. Joseph, Missouri. Von dort geht eine Postkutsche die alte Straße entlang, die Elly und ich einst gefahren sind... «
    »Muß interessant sein«, sagte Caspar kühl.
    Am Sonntag servierten die Zendt-Frauen wieder ein verschwenderisches Dinner, nicht nur, um Levi mit vollem Magen in den Westen zu schicken, sondern auch, um Reverend Fenstermacher, den Sohn des damaligen Predigers, der Sonntag regelmäßig seine Freßvisite abstattete, würdig zu bewirten. Levi sah dieser Begegnung mit Mißtrauen entgegen, aber der Gottesmann erwies sich als sehr verschieden von seinem selbstgerechten Vater.
    Fenstermacher sprach ein Tischgebet, getragen von seinem tiefen Glauben an Gottes gütige Anwesenheit. Am Ende wies der Reverend mit ausladender Geste auf die Tafel und sagte zu Levi: »Ihre Familie wünscht, daß Sie den köstlichen Überfluß von Lancaster nie vergessen mögen.«
    Levi legte seine Gabel weg und sagte: »Es ist merkwürdig... Wenn wir in der Prärie am Verhungern waren, dachte ich nie an ein Dinner wie dieses. Ich dachte immer an ganz spezielle Sachen. An einen Bissen Gepökeltes, an den starken Geruch von reifem Käse, an die knusprigen Nußkuchen. Verkauft sich das Gepökelte immer noch gut?«
    »Besser denn je«, sagte Mahlon, »besonders in Philadelphia. Caspars Frau macht es jetzt genau wie du früher.«
    Dann, aus einem Gefühl der Auflehnung heraus, entschloß sich Levi, seiner Familie ein Bild ihrer Schwägerin zu zeigen. Hüstelnd nahm er eine Aufnahme Lucindas aus der Tasche, eine, auf der sie besonders dunkel aussah. »Ihr habt meine Frau noch nicht gesehen«, sagte er und reichte das Bild seinem Nachbarn zur Linken. Als es weitergegeben wurde, sah Levi in jedem Gesicht, wie sehr sie Lucindas Aussehen schockierte. Schließlich sagte das Stoltzfuß-Mädchen zögernd: »Sie schaut ziemlich... westlich aus, nicht wahr?«
    »Sie ist eine Arapaho.«
    »Was ist das?« fragte Caspar.
    »Ein Indianerstamm. Sie ist Halbindianerin.«
    Verblüffte Ausrufe der Familie. Levi überhörte sie und konzentrierte sich auf das Rindfleisch.
    Von irgendwoher kam die Frage: »Wie ist ihr Name?« »Lucinda McKeag.«
    »Klingt nicht indianisch. Eher schottisch.«
    »Das war nicht ihr wirklicher Name. Ein McKeag nahm sich ihrer Mutter an, als ihr Vater starb - und sie blieben beisammen.«
    Daran allein hätten die Zendts eine Weile zu würgen gehabt, aber Levi fuhr ungefragt fort: »Ihr richtiger Name war Pasquinel.«
    Betroffenes Schweigen folgte dieser Eröffnung.
    Hochwürden Fenstermacher runzelte die Stirn. Dann fragte er mit gekünstelter Ruhe: »War sie verwandt mit den... Haben wir hier nicht von einer Pasquinel-Familie gelesen?«
    »Richtig. Der Alte war aus dem Gebirge. Seine Söhne wurden bekannt als die Pasquinel-Brüder.«
    »Ah, die waren das?!« riefen mehrere Stimmen aufgeregt.
    »Ja. Lucindas Brüder waren beide Verbrecher. Der eine wurde gehängt, der andere hinterrücks erschossen.«
    »Die Halbblut-Mörder?«
    »Die Indianer haben mehr Morde erlitten als begangen. Aber die Pasquinels waren Killer.« Levi bediente sich mit Apfelkuchen und eingelegten Kirschen. »Mir blieb es überlassen, den älteren Bruder vom Galgen zu schneiden. Damals hielt ich es für einen Segen, daß er tot war. Aber wenn ich bedenke, was wir seinem Stamm angetan haben, dann bin ich gar nicht sicher, ob wir die Richtigen gehängt haben.« Reverend Fenstermacher räusperte sich. Aber Levi war nun einmal in Fahrt, und nichts, nicht einmal das Sonntagsdinner, konnte ihn bremsen. Er erzählte von den Kämpfen mit den Indianern, von den Jahren der Trockenheit, von den Heuschreckenschwärmen, von den Camps der Goldsucher. Alles, was er erzählte, war den Zendts völlig fremd und irgendwie unheimlich. Aber als er vor ihnen den Roman seines eigenen Lebens im Westen ausbreitete, gewann sein Bericht eine gewisse Größe und Erhabenheit, der sie sich nicht entziehen konnten. Schließlich lauschten ihm alle respektvoll.
    Die Erwähnung des Sonnentanzes erinnerte ihn an den jungen Zendt und bewog ihn zu sagen: »Ihr

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