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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Kansas war, den Hügel hinter der presbyterianischen Mission erklommen hatte und sie den Big Blue erreichten, rief Levi dem Kutscher zu, er möge halten. Er stieg aus und betrachtete das kleine Flüßchen, jetzt im August ein Wassergerinnsel, und war ergriffen bei dem Gedanken, daß dieser jämmerliche Bleistiftstrich in der Landschaft damals ein reißender Strom gewesen war, daß er hier um ein Haar Wagen und Weib verloren hätte.
    Es war unglaublich. Die Erinnerung mußte ihn täuschen. Dann kam das Bild der Büffelschädel wieder
    - und er sah sich selbst die peinliche Last seiner Erinnerungen durch die Prärie schleppen... Doch sein robuster Sinn für die Realität setzte sich bald durch, und er lachte über sich selbst. »Ich habe alles falsch gemacht!« rief er. »Meinen Brüdern war nicht wohl zumute, weil sie fürchteten, ich wäre nur gekommen, um meinen Anteil der Farm zu beanspruchen. Sollen sie ihn doch behalten!« Und er lachte abermals. »Nicht ein einziges Mal fragten sie nach dem Dinosaurier. Das größte Ding, da je im Westen gefunden wurde. Muß doch in ihren Zeitungen gestanden sein.« Er schüttelte den Kopf und kicherte. »Sie hätten bestimmt danach gefragt, wenn ein Dinosaurier etwas Gutes zum Essen wäre.«
    Er bestieg wieder die Kutsche, und ein Mann aus
    Nebraska, auf das Flüßchen blickend, sagte zu ihm: »Komisches Bächlein, man könnte darüberspucken.« Levi lachte: »Nicht im Frühjahr 44, mein Freund!« Schwere Schädel stürzten von seiner bedrückten Seele. Und er sagte zu dem Mann: »So wie er jetzt ist
    - ja, da haben Sie recht. Man könnte darüberspucken.«
    Als Levi in Centennial eintraf, bedrängten ihn die Nachbarn mit Fragen über den Osten. Als er dann erzählte, schien es, als spräche er für alle Leute aus dem Westen: »Wo immer du im Osten hinschaust, siehst du etwas. Die Welt drängt sich dir auf. Ich kann euch nicht sagen, welches Heimweh ich nach der Prärie hatte, wo ein Mann meilenweit schauen kann und nichts sieht... und wo einen niemand drängt. Hier heraußen ist der Mensch wichtig, nicht eine Menge von Bäumen und Bauten.«
    Auch andere Leute kamen von ihren Reisen zurück. Als Oliver Seccombe mit seiner Frau nach sechs Monaten Englandaufenthalt heimkehrte, fand er die Venneford-Ranch in Verwirrung und Aufregung. An den äußersten Rändern, gegen Nebraska zu, waren eben Ansiedler dabei, in jenem Stück offenen Landes, das seit langem für das Zuchtvieh reserviert war, Hütten aus Rasenziegeln zu errichten. Einwanderer aus Ohio und Tennessee bauten, ohne zu fragen, Häuser und Gehöfte am Platte. Wenn sie so weitermachten, würden sie bald auf den Weiden sein. Ihre Abgesandten sprachen im Hauptgebäude der Ranch vor; sie beabsichtigten Land für den Bau einer kleinen Stadt zu erwerben.
    »Wir brauchen Städte in diesem Staat«, argumentierten sie. Doch Seccombe antwortete: »Nicht auf unserem Land.«
    Am ärgsten aber war, daß immer mehr Schafzüchter, angelockt von diesem verdammten Messmore Garrett, einsickerten und ihre Schafe auf Gründen weiden ließen, die seit jeher als Rinderland angesehen wurden. Die Lage wurde unerträglich. Am Tag seiner Rückkehr befahl Seccombe Skimmerhorn und Lloyd, mit ihm auszureiten und Garretts Männern zu sagen: Verschwindet, oder tragt die Folgen!
    Sie ritten ostwärts, wo Amos Calendar seinen einsamen Planwagen geparkt hatte - Heim, Arbeitsstätte und Zuflucht vor Stürmen für endlose Monate. Es dauerte einige Zeit, bis sie den langen Texaner fanden. Er ritt ihnen entgegen, seine Büchse vor sich auf dem Sattel, und knurrte ein knappes: »Hallo.«
    »Ich bin Oliver Seccombe«, sagte der Engländer. »Sie sind mit Ihren Schafen hier eingedrungen. Das ist Rinderland.«
    »Es ist offenes Land«, sagte Calendar.
    »Ich fordere Sie auf, samt Ihren Schafen von hier zu verschwinden.«
    »Ich werde bleiben, bis Mr. Garrett mir sagt, daß ich gehen soll.«
    Ein Collie mit weißem und schwarzem Haar kam heran.
    »Schöner Hund«, sagte Seccombe. »Sie sollten ihn fortschaffen - irgendwohin, wo er in Sicherheit ist.« »Rajah ist in Sicherheit«, sagte Calendar langsam, »solange noch eine Kugel in meiner Büchse steckt.«
    Die Rancher kamen nicht weiter mit diesem schwierigen Mann.
    Aber Seccombe war entschlossen, seine Warnung zu hinterlassen. »Wenn Sie, Calendar, die Herde nicht wegtreiben, tun wir's für Sie.«
    »Sie haben es ja schon versucht, aber kein Glück gehabt.«
    Seccombe erblaßte. »Was wollen Sie damit sagen?«

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