Colorado Saga
einander vortrefflich. Der grobe Dung der Rinder verband sich mit dem konzentrierteren der Schafe zum besseren Wuchs des Grases.
Dennoch erhielt sich immer noch ein Brauch im Gebiet. Da mochte einer Herr über fünftausend Schafe sein, aber wenn er auch nur sechs Ochsen hatte, nannte er sich Viehzüchter. Rund um Centennial gab es Tausende von Schafen, aber keinen Schafzüchter. Dieser Berufsbezeichnung haftete etwas Schmähliches an, das kein Rancher auf sich nehmen mochte.
Es wurde langsam Mittag, und allmählich verspürte Paul Garrett Unbehagen, denn dieser war der dritte Donnerstag des Monats, der Tag, da die Viehzüchter der Gegend im altmodischen Speisesaal im Obergeschoß des Railway-Arms-Hotels zum Lunch zusammenkamen. Sirlom-Club nannten sie sich, diese letzten ihres Schlages, die da in erhabener Kameraderie zusammensaßen. Zar Wendell würde kommen und Spengler und Dade Commager, und auch der junge Skimmerhorn, der eine große Herde französischer Charolais sein eigen nannte. Ich war geladener Gast.
Die Wände des Saales, in dem wir uns trafen, waren mit den Fotografien historischer Gestalten aus der Gegend geschmückt. Earl Venneford of Wye, recht ansehnlich in seinem schottischen Tweed, hatte sich auf dem Bahnhof fotografieren lassen, Oliver Seccombe, auf einer Inspektionsfahrt rund um Line Camp Vier, saß in seinem Wagen unter den Pinien, ein Bild zeigte die Pettis in Schaukelstühlen auf der Veranda des Hotels, und Otto Spengler stand breitbeinig da und hielt eine Doppelflinte in der Hand. Auf einem der besten Bilder war R. J. Poteet zu sehen, wie er den Platte durchquerte, Nate Person ritt hinter ihm. Dieser Raum war den Viehzüchtern zugeeignet -doch das Hotel würde bald abgerissen werden, denn der moderne Reisende zog antiseptische Motels am Stadtrand vor.
Paul Garrett war nie so ganz vom Sirlom-Club akzeptiert worden. Es war schließlich einer seiner Vorfahren gewesen, der die Schafzucht in dieser Gegend heimisch gemacht hatte. Zwar hatte Paul sein ganzes Leben den Herefords geweiht, doch der verunreinigende Ruch haftete immer noch an ihm. Und jetzt, da seine Verlobung mit einer Mexikanerin Tagesgespräch war, mochten auch die altehrwürdigen Vorbehalte gegen die Mexikaner wieder aufleben. Er sah seinem Empfang mit einiger Besorgnis entgegen.
Er hätte sie sich sparen können. Als er den Saal betrat, empfingen ihn die Rancher mit Hochrufen, und Dade Commager umarmte ihn, klopfte ihm auf den Rücken und brachte einen Toast auf ihn aus: »Paul, der getan hat, was schon vor Jahren hätte getan werden sollen, Paul soll leben!«
Morgan Wendell, für den es keinen Zweifel mehr gab, daß Garretts Verbindung mit einer Mexikanerin sowohl in Denver als auch im Südwesten bestens ankommen würde, brachte nun auch seinerseits einen Toast aus: »Auf Paul Garrett, einen Diener des Volkes und einen außergewöhnlichen Mann!« Und alle prosteten ihm zu. Nun begann das Ritual. Pünktlich um Viertel nach zwölf nahmen wir unsere Plätze an drei mit Wachstuch gedeckten Tischen ein, und Gläser mit »Grabenwasser« - mit Wasser verdünnter Maisbranntwein - machten die Runde. »Meine Herren!« rief Wendell und erhob das seine. »Auf das offene Weideland! Auf die Herefords!«
Jetzt kamen Kellner mit riesigen Körben voll von Pommes frites, die sie mitten auf die Tische leerten; dann streuten sie Salz über die goldenen Pyramiden. Die Türen gingen auf, und andere Kellner erschienen mit großen Platten und stellten vor jeden von uns einen Teller mit einem riesengroßen brutzelnden Lendensteak hin, das vermutlich einem Superochsen aus dem Brumbauchschen Viehhof entstammte.
Steak und Kartoffeln, das Essen eines wahren
Mannes. Hände langten in den goldenen Haufen der Kartoffeln, Messer schnitten in zarte Steaks. In den ersten Minuten wurde wenig gesprochen, und Wendell erinnerte sich an den Zwischenfall mit dem Senator von Rhode Island, den der Club einmal zu Gast gehabt hatte. Die Rancher hatten ihn sehr zuvorkommend empfangen, denn seine war die entscheidende Stimme in einer Frage, die lebenswichtige Interessen betraf, und alles sah auch gut aus bis zu dem Augenblick, wo die Steaks serviert wurden. »Kann ich etwas Ketchup haben?« fragte er.
Eine gespenstische Stille folgte auf diese Worte, Steaks mit Ketchup zu würzen war für diese Männer nicht besser als Zigarrenasche in ein Weihwasserbecken zu schnippen. Keiner wußte etwas zu sagen, aber sie hielten unerschütterlich an ihrem Grundsatz fest, die Tafel
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