Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
gesagt hat, dass sie mit mir reden muss. Ich hänge das Kleid zurück an den Schrank und setze mich aufs Bett, sehe sie prüfend an.
»Ist alles in Ordnung?«
Unglücklich schüttelt sie den Kopf. »Nein, ist es nicht. Es ist eher zum Verzweifeln«, sagt sie und hebt in einer ratlosen Geste die Arme. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, Grace. Alex ist so schrecklich zurückhaltend, wenn es um mich geht. Er sagt, wir sollen nichts überstürzen, weil ich angeblich noch Zeit brauche, um mir über meine Gefühle klar zu werden. Aber das ist Quatsch. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich ihn liebe. Ich will mit ihm zusammen sein, ab sofort bis in alle Ewigkeit, und das kann von mir aus die ganze Welt wissen.« Sie seufzt wieder. »Nur ihn kann ich davon irgendwie nicht überzeugen. Er denkt, ich bin zu jung, um so eine Entscheidung zu treffen, will mir Freiraum lassen, den ich gar nicht brauche. Und damit treibt er mich noch in den Wahnsinn.« Unglücklich zuckt sie mit den Schultern. »So geht das nicht mehr weiter.«
Das ist ein Problem, das verstehe ich. Aber trotzdem beneide ich Sarah – denn daran, dass Alex sie liebt, besteht kein Zweifel. Ich wünschte, ich könnte mir da bei Jonathan auch so sicher sein.
»Was willst du denn machen?«
Sarah kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Keine Ahnung«, erwidert sie. »Ich gucke mir das jedenfalls nicht mehr lange an, so viel steht fest.«
Entschlossen steht sie wieder auf. »Und jetzt lass uns lieber zurückgehen. Jonathan und Alex warten sicher schon, und Daddy wird inzwischen bestimmt auch da sein.«
Ich nicke, plötzlich unruhig bei dem Gedanken, dass Jonathan und sein Vater sich vielleicht schon begegnet sind, und erhebe mich, halte Sarah die Tür auf.
Als wir wieder unten im Erdgeschoss sind und den Saal durchqueren, dringen Stimmen zu uns. Die eine erkenne ich sofort – sie gehört Jonathan. Aber der Mann, mit dem er spricht, ist nicht Alexander.
»Das ist Daddy«, stößt Sarah hervor, die das auch hört, und sieht mich an. Dann gehen wir beide noch etwas schneller. Denn die Stimmen klingen eindeutig angespannt und erregt.
12
»Die Firma hat dich nie interessiert – du warst dagegen, dass ich sie überhaupt gründe. Also brauche ich jetzt keine Ratschläge von dir, wie ich sie führen soll!«, sagt Jonathan gerade verächtlich, als Sarah und ich den Salon betreten. Er steht mit geballten Fäusten am Fenster, und seine Augen schießen wütende Blitze auf seinen Vater, der im Sessel sitzt. Von Alexander ist nichts zu sehen.
Der Earl of Lockwood bemerkt unsere Ankunft und erhebt sich, richtet seine kühlen grauen Augen zuerst auf Sarah, dann auf mich. Er ist wie Jonathan groß und wirkt mit seinen graumelierten Haaren und seiner konservativen Kleidung – heute trägt er einen hellen Anzug mit einer karierten Weste – sehr distinguiert. Wieder fällt mir auf, wie aufrecht er sich hält, doch er ist blasser als bei unserer letzten Begegnung, sieht müde aus.
Er wendet sich mir zu, um mich zu begrüßen – das ist ganz klar der Grund, warum er sich erhoben hat –, doch dann hält er inne und sein Blick gleitet zurück zu seinem Sohn. Offensichtlich kann er nicht stehen lassen, was Jonathan gesagt hat, muss das erst noch einmal richtigstellen, bevor er sich mir widmet.
»Ich will schließlich nur wissen, was da bei euch los ist. Wenn du Schwierigkeiten hast, dann geht mich das sehr wohl etwas an!«, erklärt er.
»Woher weißt du überhaupt von der Sache mit Yuuto?«, hakt Jonathan wütend nach, und ich erschrecke bei der Erwähnung des Namens.
»Das tut hier nichts zu Sache«, sagt der Earl. »Macht er dir Ärger oder nicht?«
Auf Jonathans Wange zuckt ein Muskel, und seine Augen werden schmal.
»Was kommt jetzt, Vater? Eine Predigt darüber, dass du mich immer schon vor ihm gewarnt hast?« Seine Stimme klingt bitterböse.
»Du kennst die Gründe dafür«, gibt der Earl wütend zurück, und ich halte den Atem an, hoffe, dass er das noch mal genauer ausführt. Wieso wollte er nicht, dass sein Sohn etwas mit dem Japaner zu tun hat?
Jonathan macht eine wegwerfende Geste mit der Hand, so als wären für ihn diese Gründe keinesfalls stichhaltig.
»Ich regele das mit Yuuto«, erklärt er. »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.« Sein Blick ist jetzt so eisig, wie ich es noch nie bei ihm gesehen habe. Sein Vater öffnet den Mund, um etwas zu erwidern – doch in diesem Moment kehrt Alexander durch die Terrassentür
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