Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
Summe, die zusammengekommen ist, gibt mein Vater um Mitternacht bekannt, so ist es Tradition.« Sarah strahlt aufgeregt, offenbar gefällt ihr dieses gesellschaftliche Ereignis sehr.
»Wo ist dein Vater eigentlich?«, erkundige ich mich ein bisschen besorgt, weil ich nicht sicher bin, wie die Begegnung zwischen Jonathan und dem Earl wohl ablaufen wird.
Sarah zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Aber er kommt sicher gleich«, sagt sie mit einem Seitenblick auf Jonathan, der mir zeigt, dass sie auch Befürchtungen hat, was das Konfliktpotenzial zwischen ihrem Bruder und ihrem Vater angeht. Sie seufzt und lenkt sich und mich ab, indem sie etwas ganz anderes fragt. »Was wirst du morgen eigentlich anziehen? Weißt du das schon?«
Ich erzähle ihr von dem grünen Chiffonkleid. »Wenn du es sehen willst, kann ich es holen. Es ist noch im Auto«, sage ich, doch sie schüttelt den Kopf.
»Das glaube ich nicht. Mrs Hastings hat das Gepäck sicher längst raufbringen lassen. Das macht sie immer so.«
Der Nachname lässt mich aufhorchen. »Mrs Hastings? Die Frau von Mr Hastings?«
Sarah lacht. »Ja, genau, die Frau von Daddys Chauffeur. Sie ist hier die Haushälterin, und er kümmert sich, wenn er nicht gerade meinen Vater durch die Weltgeschichte fährt, um alles, was am und im Haus instandgesetzt werden muss – was leider eine Menge ist. Die beiden sind so was wie die guten Seelen von Lockwood Manor. Sie arbeiten schon hier, seit ich denken kann, sind immer noch total fit und die perfekten Glucken. Ich habe sie beide furchtbar gern.«
Sie greift nach ihrer Krücke. »Komm, ich zeige dir, wo dein Zimmer ist. Dann kann ich mir gleich dein Kleid ansehen«, sagt sie und erhebt sich.
Ich folge ihr und überlege kurz, ob Jonathan die Gelegenheit wohl nutzen wird, um Alexander, solange sie allein sind, von Yuutos Angebot zu erzählen. Doch dann beschließe ich, nicht mehr über diese unangenehme Sache zu grübeln. Er hat schließlich gesagt, dass er sich nicht darauf einlassen wird, und mir bleibt gar nichts anderes übrig, als es ihm zu glauben.
Während wir die Treppe nach oben in den ersten Stock hinaufsteigen, denke ich stattdessen über das nach, was Sarah gerade gesagt hat. Darüber, dass sie den Hastings so nahe steht. Sarah war noch ein Baby, als ihre Mutter verunglückte, und Jonathan hat mir erzählt, dass sie die ersten Jahre bei der Schwester des Earls lebte, bevor sie als Fünfjährige schließlich wieder zurück nach Lockwood Manor zog. Wahrscheinlich haben sich die Hastings viel um sie gekümmert, sodass diese enge Bindung entstand, überlege ich. Und wie hat sie das eigentlich gemeint mit ihrer Bemerkung über mein Zimmer? Es klang, als hätte ich ein eigenes und nicht eins mit Jonathan zusammen, wovon ich eigentlich fest ausgegangen bin – und die Vorstellung behagt mir gar nicht.
Doch als wir kurze Zeit später den Raum am Ende des langen Flures erreichen, in den tatsächlich schon jemand meine Tasche und den Kleidersack gebracht hat, bewahrheitet sich meine Befürchtung. Denn von Jonathans Sachen ist nichts zu sehen.
»Schlafe ich hier allein?«
Sarah lacht, als sie das Entsetzen in meiner Stimme hört.
»Wir haben hier alle ein eigenes Zimmer – du, Jonathan, Alex und ich auch. Mein Vater ist einfach zu konservativ, um uns zusammen in einem Bett schlafen zu lassen, solange keiner von uns einen Ring am Finger hat. Aber er kontrolliert das nicht, also keine Sorge. Ich für meinen Teil habe nicht vor, die Nacht allein zu verbringen, und du musst das auch nicht.« Sie zwinkert mir zu und setzt sich auf den Stuhl, der vor dem entzückenden Schminktisch an der Wand neben dem Fenster steht. »Na los«, sie deutet auf die Kleiderhülle, die an dem antiken Schrank hängt, »zeig schon.«
Das grüne Chiffonkleid findet Gnade vor ihren kritischen Augen. »Du wirst toll darin aussehen – und Jonathan wird ganz schön zu tun haben, dir seine Konkurrenten vom Hals zu halten.« Sie kichert. »Er kann ziemlich besitzergreifend sein, oder? Das liegt in der Familie.«
Ich nicke lächelnd und denke an den Kuss vor der WG. »Ja, das kann er«, bestätige ich ihr. Aber es stört mich nicht. Im Gegenteil. Solange ich nicht ganz sicher weiß, wie Jonathan zu mir steht, sind mir diese Beweise, dass ihm viel an mir liegt, sehr recht.
Sarah wird wieder ernst. »Ich wünschte, Alexander wäre auch so.«
Sie seufzt tief, und das lässt mich aufhorchen. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass sie ja vorhin
Weitere Kostenlose Bücher