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Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)

Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)

Titel: Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Zimmer holen und überziehen, aber er sinkt, sobald ich fertig bin, wieder zurück aufs Bett und schließt stöhnend die Augen. Deshalb helfe ich ihm nur schnell in eine bequeme Position und decke ihn zu.
    Er schläft sofort ein, ich merke es an seinen ruhigen Atemzügen, aber ich kann trotzdem den Blick nicht von ihm wenden, bleibe wie eingefroren am Bettrand sitzen. Erst jetzt, wo die Aufregung vorbei ist und die Anstrengung der letzten Stunden von mir abfällt, spüre ich, wie sehr auch mich das alles mitgenommen hat.
    »Das war so verdammt leichtsinnig von dir«, schimpfe ich und blinzle gegen die Tränen an, die mir in die Augen steigen. Allein der Gedanke, dass er jetzt tot sein könnte, nimmt mir den Atem, und ich beuge mich vor, küsse seine Schulter und seine Wange, streiche vorsichtig über das große weiße Pflaster auf seiner Stirn. »Und das alles nur wegen einem Bild!«
    »Darf ich reinkommen?«, fragt Sarah, die in diesem Moment den Kopf durch die Tür steckt.
    Ich schlucke meine Tränen runter und nicke. »Natürlich.«
    »Wie geht es ihm?« Sie humpelt zum Bett hinüber und setzt sich auf die andere Seite, betrachtet ihren Bruder.
    »Er schläft.« Ich sehe sie an. »Wie läuft es unten?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Mein Vater ist total am Ende, aber die Polizisten haben ihm Hoffnungen gemacht. Anscheinend haben sie einen Verdacht, was den Einbrecher angeht, vor allem dank deiner guten Beschreibung, und sie kümmern sich drum.«
    »Und der Ball?«
    »Der läuft weiter. Falls Daddy nachher nicht in der Lage ist, das Spendenergebnis zu verkünden, dann werde ich das machen – und die Leute beruhigen, was Jon angeht. Sie machen sich alle große Sorgen, vor allem Lady Imogen.« Sie lächelt, als ich die Augen verdrehe.
    »Wieso wart ihr eigentlich in der Bibliothek?«, fragt sie mich, und ihr Lächeln vertieft sich, als meine Wangen sich rot färben. Im Moment habe ich einfach keine Kraft zu lügen, und zu meiner Erleichterung lässt Sarah mich vom Haken, geht nicht weiter darauf ein. »Wie hast du das eben gemeint mit dem Bild?«, will sie stattdessen wissen.
    »Jonathan hat sich auf den Einbrecher gestürzt, weil der gerade das Bild deiner Mutter aus dem Rahmen schneiden wollte«, erkläre ich ihr. »Er wollte es verhindern, verstehst du? Dafür hat er sich in Lebensgefahr gebracht.« Meine Stimme zittert leicht, weil ich es einfach nicht verstehe.
    Sarah sieht mich zuerst erschrocken an, dann betrachtet sie Jonathan nachdenklich, der sich im Schlaf bewegt hat und jetzt auf dem Rücken liegt.
    »Hat er dir erzählt, wie unsere Mutter gestorben ist?«
    »Sie ist die Treppe runtergestürzt. Er sagt, dass sie sich vorher mit deinem Vater gestritten hat«, sage ich beklommen, als es mir wieder einfällt.
    Sarah blickt mich an. »Hat er dir auch gesagt, dass er dabei war?«
    Erschrocken schüttele ich den Kopf. Er hat zwar gewusst, dass seine Eltern sich an jenem Abend gestritten haben, aber ich dachte, das hätte man ihm erzählt.
    Sarah betrachtet wieder ihren Bruder. »Er war dabei, er hat sie fallen sehen. Er redet nie darüber. Nie. Aber Mrs Hastings hat mir erzählt, dass er nicht von ihr zu trennen war, als der Notarzt kam. Er hat sich an ihr festgehalten und geschrien, wollte nicht, dass man sie wegbringt. Sie mussten ihn mit Gewalt von ihr losmachen.«
    Sie sagt nichts mehr dazu, aber das muss sie auch gar nicht, denn ich verstehe, was sie mir damit sagen will, und ich bin ihr dankbar dafür. Es ist ein Puzzleteilchen mehr, das an seinem Platz ist und mir erklärt, wieso Jonathan ist, wie er ist.
    »Ich muss wieder runter«, sagt sie einen Augenblick später und seufzt. »Die Pflicht ruft. Aber bei dir ist Jon ja in den besten Händen.« An der Tür dreht sie sich noch mal um. »Pass gut auf ihn auf.«
    Ich erwidere ihr Lächeln, doch als sie weg ist, werde ich wieder ernst und spüre, wie die Tränen zurückkommen, die ich vorhin so mühsam zurückgedrängt habe.
    Es bricht mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, dass Jonathan mitansehen musste, wie seine Mutter in den Tod stürzte, und ich begreife, was für ein schlimmes Trauma das für ihn gewesen sein muss. Ein Trauma, das vielleicht erklärt, wieso er so viel Angst vor Gefühlen hat.
    War der Moment, wo man ihn gewaltsam von seiner Mutter trennte, wo er zusehen musste, wie man sie für immer von ihm wegbrachte, der Moment, in dem er beschlossen hat, niemals wieder jemanden an sich heranzulassen?
    Ich wische mir die Tränen aus den Augen

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