Colours of Love
dass ich zur Seite sinke. Er folgt der Bewegung und zieht sich dabei aus mir zurück, und dann liegen wir schwer atmend hintereinander, während unsere Körper sich langsam beruhigen.
Es dauert eine ganze Weile, bis ich wieder klar denken kann. Und bis mir klar wird, in welcher Lage ich mich befinde und dass ich mich daraus nur schwer alleine wieder befreien kann.
»Jonathan?«
Er richtet den Oberkörper auf und beugt sich über mich.
»Mach mich wieder los«, fordere ich ihn auf und blicke demonstrativ streng auf die Fesseln an meinen Handgelenken, durch die ich immer noch gezwungen bin, mit nach oben gestreckten Armen auf dem Bett zu liegen.
»Wie Sie wünschen, Madam.« Er grinst und fängt sofort an, die Knoten zu lösen. Innerlich seufze ich auf, denn es ist dieses jungenhafte, charmante Lächeln, dem man einfach nicht widerstehen kann. Ich jedenfalls nicht. Ich habe nicht mal den Hauch einer Chance.
»Machst du so was öfter?« Mit leicht verzerrtem Gesicht reibe ich mir die Handgelenke, als ich wieder frei bin. Sie schmerzen ein bisschen, weil ich so an den Fesseln gerissen habe.
»Hat es dir nicht gefallen?«, fragt er zurück und sein Lächeln ist jetzt siegessicher, absolut entspannt.
»Doch«, gestehe ich. »Es war nur so – überraschend.«
Aber nicht für ihn, denke ich, während ich zusehe, wie er aufsteht und in das kleine Bad geht, in dem kurz danach Wasser rauscht. Er muss das schon öfter gemacht haben, wenn er Seidenschals in seiner Nachttischschublade aufbewahrt. Die wird er da ja nicht für mich reingetan haben. Was mich an seine Worte von vorhin erinnert. Ich gehöre dir nicht, Grace, und ich erwarte nicht, dass du mir gehörst . Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, was das bedeutet und wie viel ich riskiere, wenn ich mich auf dieses gefährliche Spiel einlasse, das er mir angeboten hat. Kann ich das wirklich? Ich schlucke mühsam und lächle unsicher, als Jonathan zurückkommt.
Er setzt sich auf das Bett, betrachtet mich mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten kann. Mit seiner Nacktheit scheint er überhaupt kein Problem zu haben, denn er wirkt völlig entspannt – im Gegensatz zu mir. Deshalb fände ich es schön, wenn er sich wieder zu mir legen und mich in den Arm nehmen würde. Irgendwie hatte ich gedacht, dass das zum Sex dazugehört, aber scheinbar nicht bei Jonathan.
Leider habe ich da überhaupt keine Vergleichsmöglichkeiten, doch es kommt mir ungewöhnlich vor, wie wenig zärtlich er ist. Der Sex mit ihm ist unglaublich gut, wild, leidenschaftlich und mitreißend. Und sehr befriedigend. Aber er streichelt und küsst mich hinterher nicht, und ich darf danach auch nicht in seinen Armen liegen. Und als ich vorhin gerade dabei war, seinen Körper sanft zu erforschen, hat er mir die Hände gefesselt.
Mir fallen auch die anderen Situationen wieder ein, in denen ich ihm nahe gekommen bin. Damals auf der Fahrt vom Flughafen oder nach dem Restaurantbesuch, als ich so betrunken war. Jedes Mal, wenn ich mich an ihn gelehnt habe, wirkte er angespannt. Eigentlich hat er mich nur ein einziges Mal liebevoll berührt, damals an meinem ersten Tag in seinem Büro, als er mir die Schultern massiert hat. Und das hat er offensichtlich nur gemacht, weil ich ihn an seine Schwester erinnert habe.
»Wie alt ist deine Schwester?«, frage ich, plötzlich neugierig.
Jonathan dreht den Kopf zu mir. »Vierundzwanzig.« Also sechs Jahre jünger als er, denke ich. Und zwei Jahre älter als ich.
»Und was macht sie in Rom?«
Er sieht wieder zum Fenster, und auf seinem Gesicht liegt ein Lächeln, von dem ich mir wünschen würde, dass er es auch lächelt, wenn er über mich spricht. »Sarah hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet gerade an ihrer Promotion über irgendwelche alten Meisterwerke. Frag mich nicht nach den Details – ich interessiere mich nur für moderne Kunst. Aber Sarah gerät richtig ins Schwärmen, wenn sie von diesen Schinken erzählt. Und davon gibt es in Rom eben genügend.«
»Wie lange war sie denn dort?«
»Drei Monate«, antwortet er. Genauso lange wie ich hier sein werde, denke ich und spüre einen schmerzhaften Stich, als mir wieder klar wird, dass meine Zeit in London begrenzt ist. »Viel zu lange«, schiebt er hinterher und es klingt wie ein Seufzen.
»Du hast sie gern, oder?«
»Sie ist meine Schwester.«
»Aber dein Vater ist auch dein Vater, und den scheinst du nicht besonders gern zu haben.«
Er sieht mich scharf an und hat diesen finsteren
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