Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
Vom Netzwerk:
gesehen, und nicht nur mich.“
    „Und Tarnowski hat gesagt, er regelt das?“
    Ahrendt klang kalt, er stand jetzt aufrecht,
die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    „Ja doch.“
    „Sagen Sie mir, dass das, was da zu regeln war,
sich nicht mit ein paar Telefonaten und der nachdrücklichen Bitte um etwas
Verständnis aus der Welt schaffen ließ?“
    Starnhagen blickte nervös um sich, massierte
vergeblich mit dem Zeigefinger sein flatterndes Lid.
    „Ahrendt. Ich – “, immer dieses Stottern, „ ich
wusste wirklich nichts. Ich hab es doch gar nicht mitbekommen, Tarnowski hat es
mir erzählt. Ich meine. Ich, ich verlass mich doch auf ihn.“
    Ahrendt presste die Lippen aufeinander: „Das
hier ist nicht Prag!“
    Er hatte genug gehört, er musste weg.
Starnhagen versuchte, seinen Arm zu greifen, doch Ahrendt drehte sich weg. Blitzschnell
griff er nach Starnhagens Daumen und zog ihn zu sich heran: „Wir sind auf dem
besten Wege, ein öffentliches Ereignis zu werden. Ein kleiner Stadtbulle namens
Gallert hat meine besten Leute ins Messer rennen lassen. Ich kann den ganzen
Laden dichtmachen und Sie kommen mir mit: Tarnowski wollte das regeln?“,
zischte er.
    Starnhagen wischte sich die Stirn: „Sie müssen mir
da raushelfen! Es geht ja auch um Sie!“
    „Und?“, kurz, knapp, ohne jede Gefühlsregung.
Ahrendt wandte sich ab und machte einen Schritt nach vorn.
    Starnhagen holte tief Luft: „Was, wenn der
Bulle nur blufft?“ Nur Zentimeter trennten ihn von Ahrendt, der sich nur schwer
zurückhalten konnte, dem Staatssekretär endlich den Ellbogen in den Magen zu rammen.
    „Was hat er denn, außer den zwei toten Nutten?“,
flüsterte Starnhagen weiter. „Warum nehmen Sie nicht einfach Ihre Klappkarte
und räumen den Laden aus? Geben Sie mir zwei Stunden. Innere Sicherheit!“
    Ahrendt schwieg. Gallert hatte bislang nicht
viel in der Hand. Lediglich Vermutungen, für die ihm die Beweise fehlten. Noch.
Was er allerdings in Schneeberg gefunden hat?
    „Schriftlich, mit Dienstsiegel?“
    Starnhagen nickte.
    Die beiden Männer standen sich gegenüber. Die
Anspannung der letzten Minuten fiel langsam von ihnen ab. Herrisch und
selbstsicher musterten sie die Umgebung. Aufgeben gehörte nicht zu ihrem Verhaltensprogramm.
Sie waren die geborenen Sieger, die wahren Erben der Herrenreiter.
    „Wenn was dazwischen kommt, kaufen Sie sich am
besten einen Fallschirm.“, damit verschwand Ahrendt grußlos.

65
    Sonnabend.
    Mader hatte ihren Stuhl direkt vor meinem
Schreibtisch geschoben, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und hielt
den Kaffeebecher mit beiden Händen eng umschlungen. Es war kurz nach zwölf.
Neben mir standen die Kartons.
    „Ob ich Angst hatte? Ich dachte zum ersten Mal:
Jetzt kriegen sie Dich – und zwar richtig.“
    Ich suchte meine Zigaretten. „Und ich wusste
ehrlich nicht wohin. Dieses Scheißdorfrevier, wo um 18 Uhr das Licht ausgeht? Was
weiß ich denn, wer uns da überhaupt auf dem Kieker hat. Vielleicht die russische
Mafia. Warten irgendwo mit ´ner Panzerfaust und dann: Bums, erledigt.“
    Mader neigte den Kopf zur Seite: „Ach, ich weiß
nicht. Könnte es nicht auch sein, dass wir, dass Du vielleicht ein bisschen
überreagiert hast?“
    Resigniert zuckte ich mit den Schultern: „Aber
die Überwachung?!“ Ich senkte den Blick, musterte meine Schuhspitzen: „Und …
ich habe mir Sorgen gemacht, um Dich.“
    Ich hörte sie schlucken und kratzte etwas Dreck
von meiner Schuhspitze.
    „Gut. Zumindest haben wir jetzt alles hier. Der
Papierkram ist für die Tonne, nichts was uns weiter hilft. Ein paar
Kontoauszüge der International Finance , ist gut gelaufen der Laden.“
    Plötzlich, ohne dass er auch nur irgendwie auf
sich aufmerksam gemacht hätte, stand Hanschke neben uns und fingerte in den Kartons
rum.
    „Gute Reise gehabt?“, der Staatsanwalt sah
weder mich noch Mader an.
    Meine Schultern zuckten inzwischen selbständig:
„Etwas Bürokram, die CDs. Viel Papier, verschlüsselte Abrechnungen.“
    „Gut. Warum ist das hier und nicht bei mir? War
den Kollegen wohl zu weit.“
    „Die hatten Dienstschluss – schon seit vier
Stunden. Wie hat eigentlich Martens reagiert?“
    „Was erwarten Sie von einem Ochsen?“
    Mader sah ihn erwartungsvoll an.
    „Rindfleisch! Aber leider kann er lesen. Irgendein
Trottel hat die Auswertung der Mobilfunkgespräche der Grohmann in seinem Stall
abgelegt. Ja, dann schaffen wir das mal rüber.“ Und schon war er wieder
verschwunden.
    „Du hast

Weitere Kostenlose Bücher