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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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Wirtschaftswachstum
referierte.
    „Und was ist Ihr Job? Aufräumen, wenn´s dreckig
wird?“
    „Zumindest sind wir nicht die Caritas. Aber
seien Sie beruhigt, es gibt auch Geld für die Opfer.“
    Ich ahnte, was gleich folgen würde. Die roten
Flecken waren unübersehbar. Mader fehlte die Abgebrühtheit der späten Jahre und
die Erkenntnis, dass der Mensch nur im Ausnahmefall gut ist.
    „Wie kommt das Zeug nach Deutschland?“
    Van Broiken nahm ihre Brille ab: „Na mit dem
Güterzug, wie sonst Herr Gallert. Das läuft so: Tarnowski packt einen Container
voll Waffen, den lässt er in den Kongo fliegen. Bezahlt wird mit schwarzem Sand
und allem, was sonst noch teuer und selten ist. Fehlen nur noch ein paar
Stempel. That´s it.“
    Sie hatte die Ouvertüre gut vorbereitet und ich
hoffte, das Finale würde ebenso interessant werden.
    „Und was hatten die beiden Frauen damit zu tun?“
    Sie genoss die Situation, spielte mit ihrer
Sonnenbrille, inspizierte das Umfeld.
    „Stellen Sie sich vor, einer der
Geschäftspartner rückt plötzlich ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Womöglich,
weil er eigentümliche Obsessionen pflegt. Da sind zwei, drei Jahre
Vorbereitungszeit ganz schnell im Eimer. Fragen werden gestellt, wer mit wem
und warum? Unangenehm, sehr unangenehm. Und vor allem: teuer. Riskant, oder?“
    Ich ergänzte: „Vor allem, wenn die Partner eher
grobe Umgangsformen pflegen.“
    Zumindest in diesem Punkt waren wir waren uns
einig. Einzig Mader störte sich an unserem stillen Einverständnis: „Eigentümliche
Obsessionen? Der Typ ist ein Kinderficker, das wissen Sie ganz genau!“, sie spuckte
den Satz über den Tisch. „Und Sie, Sie und ihre Kollegen decken ihn.“
    Doch van Broiken ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    „Wollen wir ein bisschen rumzicken. Ich hab
nicht ewig Zeit.“ Sie griff nach dem Stick und hielt ihn zwischen Daumen und
Zeigefinger: „Betroffen sein kann jeder. Also weiter? Tarnowski und Starnhagen
machen nicht nur Geschäfte miteinander. Tarnowski besorgt Starnhagen auch dann
und wann junge, sehr junge Mädchen. Das Problem: Er will sie nicht nur ficken …
Um es kurz zu machen, ich weiß nicht, was an dem Abend im Penthouse los war.
Ich kann nicht mehr, als Vermutungen anstellen. Ich denke aber, sie sind vor etwas weggelaufen.“ Van Broiken stockte: „Und irgendwer hatte wohl Angst, dass dieses Etwas bekannt wird. Die Auswahl der Beteiligten ist überschaubar.“
    Mader legte den Kopf schief und schenkte van
Broiken einen entschuldigenden Blick. Dann rieb sie sich die Nasenwurzel mit
dem Mittelfinger: „Wie lange wissen Sie das schon?“ Noch während sie das letzte
Wort formte, wurde ihr klar, dass dies weder der Ort noch die Zeit für tiefere
Analysen war: „Egal, haben Sie Beweise?“
    Van Broiken zögerte und schob mit ihrem
Zeigefinger einen kleinen gelben Lindenkäfer über die Tischplatte: „Leider nicht
für alles.“ Der überlegene Blick war plötzlich verschwunden und sie wurde
leise: „Wollen Sie meine Theorie hören?“ Sie wartete die Antwort gar nicht erst
ab: „Ich denke, Starnhagen ist beobachtet worden, als er, als er …“ „Als er
wieder mal Kinder gefickt hat!“ Mader war ihr mitten in den Satz gefallen. „Ja,
sonst wüsste ich nichts, was meinen Chef derart in Aufruhr versetzen könnte.
Der will seinen Staatssekretär aus der Schusslinie ziehen.“ Van Broiken holte
tief Luft und entspannte sich. Ich betrachtete den kleinen schwarzen
Datenträger.
    „Und ihr habt das Penthouse verwanzt?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Nein. Wir haben die Videoanlage angezapft,
mehr nicht. Und die Aufzeichnungen ein wenig bearbeitet. Hier ist das
Originalmaterial drauf. Sie sehen ein Mädchen, das durch die Tiefgarage nach
oben gebracht wird und es gibt ein kleines Dossier.“
    Es ist vollbracht, stand in ihrem Gesicht. Den
Rest müsst ihr machen. Ich mach mir garantiert nicht die Finger schmutzig.
    Meine Friedfertigkeit verflog ebenso schnell,
wie die ersten Fledermäuse über die Tische segelten. Da saß sie mit ihrem klandestinen
Gehabe, hoffte auf mildernde Umstände beim großen Aufräumen und den
freiwerdenden Posten. Aufgeblasenes Gesocks! Mehr fiel mir dazu nicht ein.
    Mader lehnte sich über dem Tisch: „Das ist
alles? Mehr habt ihr nicht zu bieten mit eurer Supertechnik?“ Eben noch war sie
kurz davor, sich zu verbrüdern, jetzt spuckte sie auf den Kiesweg: „Ich sage
Ihnen jetzt mal was. Das ist alles kalter Kaffee. Nach dem Mädchen suchen

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