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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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ziehen Euren Plan wohlwollend in Erwägung«, sagt sie. Aber nun fällt ihr der königliche Gemahl ins Wort. Sie redet mal wieder für sie beide - da muss er sich denn doch einmischen.
    Â»Das tun Wir, Colón«, sagt er spöttisch, »auch wenn Wir diesen Plan eher als ein Abenteuer betrachten. Aber eins scheint Ihr vergessen zu haben. Bevor Ihr Uns die goldenen Berge, die Ihr jetzt versprochen habt, herbeischafft, müssen zuerst Wir zahlen, für Eure Schiffe, Eure Mannschaft, Eure Ausrüstung. Und die Kassen sind leer, das sagt Ihr ja selbst.«
    Â»Nun«, entgegnet der Seefahrer mit der freimütigen Direktheit, die die Herrschaften so verblüfft, »für drei kleine Schiffe wird es ja wohl noch reichen am Hofe von Aragon und Kastilien.«
    Jetzt kann sich Isabella das Lachen nicht verkneifen - und sie lacht selten. »Jeder Maravedi wird gebraucht, Colón. Ja, wenn wir den Krieg gewonnen hätten... aber so! Ich möchte meinem Gemahl einen Vorschlag machen und hoffe, er stimmt zu. Wir legen Euer Projekt in die Hände Unseres Ministers Hernando de Talavera. Er soll einen geografischen Expertenausschuss berufen, der alles bis ins kleinste Detail prüfen wird. Dann sehen wir weiter.«
    Columbus’ Miene verdüstert sich. Einen Untersuchungsausschuss gab es ja schon einmal, in Portugal, die Junta König Johanns...
    Unterdessen fährt die Königin fort: »Versteht, dass Wir Euer Konzept aufs Genaueste prüfen lassen müssen. Es ist, wie mein Gemahl schon sagte, sehr - abenteuerlich, und darüber hinaus brauchen Wir auch die Gewissheit, dass es nicht gegen Unseren heiligen Glauben verstößt.«
    Fast wäre der Mann da vor ihr aufgefahren, Röte schießt ihm ins Gesicht, aber er beherrscht sich. Die alten theologischen Spitzfindigkeiten - die Erde kann keine Kugel sein! -, sie werden also auf ihn zukommen...
    Â»Bleibt indessen an Unserem Hof. Es wird Uns eine Freude sein, mit Euch hin und wieder zu disputieren. Und damit Ihr nicht Not leiden müsst, soll Euch eine kleine Zahlung zum Unterhalt gewährt werden. Besprecht das mit Unserem Schatzmeister. Ich denke« - sie zögert - »vielleicht 14 000 Maravedi im Jahr. Falls Unser Gemahl einverstanden ist.«
    Ferdinand nickt säuerlich. Sie macht sowieso, was sie will …
    Columbus verneigt sich tief und presst die Lippen aufeinander. Diese Frau kann rechnen! Das ist ungefähr die Jahresheuer eines Leichtmatrosen, mehr nicht! Und »im Jahr« - bedeutet das vielleicht, dass er ein Jahr lang auf die Entscheidung warten muss? Er kann nicht ahnen, dass es viel länger dauern wird...

Der Fremde am Hof
    Bisher war Columbus die beherrschende Figur der Szene. Jetzt tritt eine zweite, wichtige Gestalt auf. Sie wird in Zukunft eine bedeutende Rolle im Geschehen übernehmen. Jetzt wird er auf die Frau stoßen, die all seine Leidenschaften entfachen wird (soweit die nicht gebunden sind durch seinen Lebensplan) - eine Frau, die ihm an Rang und Herkunft weit überlegen ist.
    Es ist das Wechselspiel dieser beiden außergewöhnlichen Menschen, die ihrer Zeit so weit voraus waren und ihr andererseits verhaftet bleiben in vielen ihrer Taten. In der Vergangenheit ist oft versucht worden, die Rolle dieser Frau im Leben des Columbus als eine bloße Episode abzutun, sie selbst als eine Person von fragwürdigem Charakter darzustellen. Nun, es war alles andere als eine Episode. Und die Meinung über eine historische Person sollte man nicht immer unbefragt von ihren Zeitgenossen übernehmen, vor allem wenn es eine herausragende Frauengestalt ist. Man sollte ein bisschen genauer hinsehen...
    Von nun an also gehört Cristobal Colón zum Hofstaat der Majestäten. Zunächst aber noch ein paar Worte über das Umfeld des Königspaars zu dieser Zeit, also in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre des 15. Jahrhunderts. Denn bis zur Abreise der drei Karavellen in Richtung Westen, also bis 1492, wird sich ein radikaler Wandel in der Struktur dieses Hofes vollziehen - wichtig für unseren Seefahrer.
    Es ist bemerkenswert, dass die beiden königlichen Ehegatten keinen gemeinsamen »Haushalt« haben. Die Herrscher von Aragon/Leon und Kastilien wirtschaften mit getrennten persönlichen Kassen, nur der Staatsetat ist selbstverständlich gemeinsam. Jeder der beiden hat einen sorgfältig ausgewählten Kreis von Vertrauten und die verborgene Rivalität zwischen

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