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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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unserer Zuschauerin Mrs Agnes Kincaid in Dumbarton erreichte«, fuhr Daventry fort, während Gary sein Tee in den Boden drückte. »Sie möchte Folgendes wissen: ›Was passiert, wenn Mr Irvine ein Preisgeld gewinnen sollte und dieses auch annimmt?‹ Nun, Agnes, er würde selbstverständlich sofort seinen Amateurstatus verlieren und auf der Stelle ein Profi werden. Folglich dürfte er nicht mehr an Amateurwettbewerben teilnehmen. Allerdings wäre ich ein wenig vorsichtig, mein Geld auf den Jungen zu wetten, nicht wahr, Bob? Seit der große Bobby Jones, Gott hab ihn selig, im glorreichen Sommer 1930 in Royal Liverpool siegte, hat kein Amateur mehr die Open gewonnen.«
    »Daran kannst du dich sicher noch gut erinnern, Rowland«, stichelte Torrent.
    Daventry zeigte Torrent den ausgestreckten Mittelfinger, während er antwortete: »Oh ja, das war eine tolle Zeit.«
    Pauline betrachtete den Mann, den sie bereits als ihren Ex-Mann ansah, wie er hinter dem Ball stand und über den Schaft des Schlägers wie über einen Gewehrlauf das Ziel anvisierte. Es war ein Wechselbad der Gefühle: Einerseits empfand sie dieses elektrisierende Prickeln, jemand Vertrautes im Fernsehen zu sehen, andererseits Neid und Verbitterung darüber, dass es Gary war, der es ins Fernsehen geschafft hatte, und nicht sie, die keinerlei erkennbares Talent besaß. Zudem bekam sie völlig unerwartet Herzklopfen, als sie den Nachnamen, der immer noch der Ihre war, weiß auf blau in der rechten Bildschirmecke entdeckte.

    »Gott, sieht der nicht dick aus?«, sagte Katrina, während Gary im Fernsehen seinen ersten Drive schlug.
    »Vor der Kamera legt man fünf Kilo zu«, erwiderte Pauline. Das hatte sie irgendwo gelesen. In einer ihrer Zeitschriften. Ben kläffte zweimal hell und scharf, als Garys Flight das Tee Richtung Fairway verließ.
     
    Lee hatte schon schlimmere Nächte überstanden, aber nicht allzu viele. Seine erste Nacht in Saughton war schlimmer gewesen, auf dem Rücken liegend auf der harten Pritsche in der kalten Zelle, während sich ein Meter über ihm jemand einen runterholte und er den Knastgeräuschen um sich herum lauschte: scheppernde Leitungen, das Rattern an den Metallgittern, Schritte auf dem Betonboden, das Summen der Schließanlage. Gefängnisse, das hatte Lee gelernt, sind wie Krankenhäuser und Hotels: schlaflose Gebäude, die niemals ganz zur Ruhe kommen.
    Aber diese Nacht, mit Handschellen an die Heizung gekettet, auf dem ölverschmierten Zementboden, die Arme auf die Seite gedreht, mit dem Rücken gegen die klamme Ytong-Wand und einem öligen Lappen im Mund, diese Nacht spielte definitiv ganz oben mit. Unter Schmerzen bewegte er die Zunge um den Lumpen zwischen seinen Zähnen herum, bis er mit der Spitze die fransigen, salzigen Löcher im Zahnfleisch ertasten konnte, dort, wo ihm zwei Backenzähne fehlten. Immerhin gewährte der Knebel Lee die Gnade, mit der Zunge nicht bis an die Stelle zu kommen, wo seine Schneidezähne gewesen waren, ehe sie ihn mit dem Gesicht zu Boden geschleudert hatten, um ihn dann hierher zu schleifen.
    Vor lauter Erschöpfung war er zwischendurch eine Weile lang weggetreten gewesen. Als er die Augen wieder öffnete, fielen dünne Sonnenstrahlen durch den Türspalt am anderen Ende des Raumes. Er hörte Kinderstimmen, in der Nähe bellte ein
Hund. Irgendwie sorgten die Geräusche dafür, dass er sich noch elender fühlte als ohnehin schon. Er fühlte sich an seine Kindheit erinnert, wenn er im Sommer früh ins Bett musste, weil er sich schlecht benommen hatte: die gemeinste aller Strafen. Man hörte die Geräusche von der Straße, die Glocke des Eiswagens, die spielenden Kinder. Alles erinnerte einen daran, dass das Leben auch ohne einen weiterging.
    »Weiß der Geier, wo das mit dir noch hinführen soll, Junge.«
    Sein Vater hatte das mehr als einmal zu ihm gesagt, als Art und Ausmaß seiner Teenager-Delikte zunehmend eskalierten: vom Schuleschwänzen zum Ladendiebstahl, zum Klebstoffschnüffeln, zum Haschrauchen, zum Wasauchimmer. Tja, jetzt wusste es der Geier. Und Lee, wie er in diesem Moment dort lag und schluckte und das Kupferaroma von Blut schmeckte, der wusste es auch. Er würde hier sterben, in diesem fensterlosen Verließ, inmitten von Maschinenteilen, Ölflecken und Männern, die härter waren als er.

46
    SEIT ZWEI STUNDEN SAHEN GARY, STEVIE UND EINE DRÄNGELNDE Zuschauermenge ehrfürchtig zu, wie Drew Keel heldenhaft die ersten neun Löcher von Royal Troon bezwang. Er knüppelte Driver

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