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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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47
    SCHLAGARTIG DURCHFLUTETE SONNENLICHT DEN RAUM, ALS JEMAND die Tür aufriss. Lee blinzelte und sah Ranta Campbell auf sich zukommen. Ein Kranz aus Sonnenlicht umspielte seine Silhouette, sein langer Mantel wehte hinter ihm wie schwarzer Rauch. In der Hand hielt er eine Axt.
    Lee gab ein Geräusch von sich, das er noch nie zuvor gemacht hatte. Er wimmerte wie ein Hund oder ein Kind, das weiß, dass etwas ganz, ganz Schlimmes passieren wird. Ranta zog den Öllappen aus Lees Mund und hörte genau das, was er erwartet hatte: »Rantascheiß enochmalichbittedichichzahldirdasscheißgeldzurückscheißeichschwörs.«
    Lee jammerte noch eine Weile weiter, wobei er Ranta ununterbrochen flehend in die Augen starrte, was allein schon eine extrem beunruhigende Erfahrung war. Ranta lauschte seinem Flehen wie ein erfahrener Richter, der sich das Plädoyer eines zwar aufrichtigen, aber unerfahrenen Anwalts anhört. Er versuchte, all die Klischees und Übertreibungen, die er schon unzählige Male gehört hatte, weitestgehend zu ignorieren, und hörte nur mit einem Ohr zu, ob das Geplapper wider Erwarten doch ein nützliches Detail enthielt. Nach ungefähr einer Minute irren Gestammels gab Lee auf und fing an zu weinen.
    Ranta sah ihn an. Der Junge kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er wusste sein Gesicht nicht so recht einzuordnen. Ranta hatte im Lauf der Zeit die Bekanntschaft einer Menge Arschgesichter gemacht. In Räumen wie diesem. Mit einem Werkzeug, einem Knüppel, einer Knarre in der Hand. Während er sich leger
auf die langstielige Axt stützte, wie ein Golfer auf den Schläger, sagte Ranta: »Entschuldige, Jungchen. Lee, nicht wahr? So heißt du doch?« Lee nickte unglücklich. »Sieh mal, ich kann mir schon vorstellen, was passiert ist. Du hast gedacht, du könntest bei den großen Jungs mitspielen, und als es dann ernst wurde, hast du dir in die Hose geschissen und bist davongelaufen. Ich verstehe das. Ich bin ja kein Monster. Nur leider habe ich mein Wort gegeben, dass dieser Job erledigt wird. Ich kann doch nicht zulassen, dass die Leute den Eindruck bekommen, jedes dahergelaufene kleine Mädchen könnte mich zum Gespött der ganzen Stadt machen. Oder?« Lee, der mit gesenktem Kopf still in sich hinein weinte, antwortete nicht.
    »Sieh mich an, Jungchen.«
    Lee blickte auf, blinzelte seine Tränen weg und sah, wie Ranta die Axt in den Händen wog. »Oder würde es dir etwa gefallen, wenn die ganze Stadt über mich lacht?«
    Alec und Frank lachten. Der Boss war manchmal wirklich zum Schießen. Lee schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte Ranta ruhig und freundlich. »Das hatte ich auch nicht erwartet …«
    Frank trat zurück, als Ranta sich breitbeinig hinstellte und mit der Axt ausholte. Er sah das nicht zum ersten Mal. Einmal hatte Ranta einen Typen beinahe verfehlt und ihm aus Versehen sein halbes Gesicht abgesäbelt: die rechte Hälfte der Stirn, die Nasenspitze, die rechte Wange. Das Arschloch war herumgerannt wie ein angestochenes Schwein, hatte geschrien und alles mit Blut vollgespritzt, ehe Frank ihm ins Gesicht geschossen hatte.
    Lee sah Alec an. »Bitte, Alec.«
    »Du bist ein beschissener Amateur, Lee Irvine«, sagte Alec, als Ranta zuschlug.
    Lee schloss die Augen.
    Er spürte den Luftzug auf seinem Gesicht, als die Klinge um Haaresbreite daran vorbeisauste. Im selben Augenblick spürte er, wie sich die vertraute schmierige Soße in seine Boxershorts
ergoss. Dann spürte er, wie die stählerne Klinge auf den Zement aufschlug und die Funken seinen nackten Unterarm kitzelten. Er blickte auf.
    Ranta stand über ihm, vor Anstrengung schwer atmend. Die Axt hatte einen Betonbrocken von der Größe eines Karamellbonbons aus dem Boden neben seinem Knie geschlagen. Rantas riesige Hände schmerzten vom Rückstoß wie nach einem üblen Fehlschlag mit einem langen Eisen. Er sah auf Lee herab und sagte: »Irvine? Du bist nicht zufällig mit dem Gary Irvine verwandt, der gerade die Open spielt?«

48
    MASTERSON FIEL ES SCHWER, DIE FRAU WIEDERZUERKENNEN, DIE ihm gegenüber am Tisch saß. Nervös schweifte sein Blick durch den Raum, in der Hoffnung, dass keiner der anderen Kunden Pauline hören konnte, als sie ihre Frage wiederholte.
    »Scheiße, willst du mich verarschen?«
    »Jetzt beruhig dich, um Himmels willen«, flüsterte er.
    »Ich soll mich beruhigen? Ich war zweimal da, um es mir anzusehen. Ich habe der Maklerin gesagt, sie würde morgen von uns hören. Ich hatte sogar schon ein Sofa ausgesucht!« Pauline

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